Trotz Rückgängen weiterhin hohe Zahlen bei schwersten Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten.
Die diesjährige Jahresbilanz der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) verzeichnet weniger getötete Journalistinnen und Journalisten als in den Vorjahren – trotz des Krieges zwischen Israel und der Hamas. 45 Medienschaffende kamen 2023 weltweit bis zum Stichtag 1. Dezember im Zuge ihrer Berufsausübung ums Leben – das stellt die niedrigste Zahl seit 2002 dar, als 33 Medienschaffende getötet wurden. 2022 war die Zahl mit 61 getöteten Journalistinnen und Journalisten um rund ein Drittel höher.
Die fünf gefährlichsten Länder im Jahr 2023 waren die palästinensischen Gebiete; es folgen der Libanon und Israel, danach Mexiko und Afghanistan. 23 der getöteten Medienschaffenden kamen in Kriegsgebieten ums Leben; eine überwiegende Mehrheit davon (17) im Zuge des Krieges in Nahost. Viele weitere Fälle würden jedoch noch geprüft.
Zudem ist die Zahl der weltweit inhaftierten Journalistinnen und Journalisten leicht gesunken. Insgesamt befinden sich derzeit 521 Medienschaffende weltweit wegen ihrer Arbeit in Haft – laut RSF sind dies um circa 8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die meisten inhaftierten Journalistinnen und Journalisten wurden wiederum in China (einschließlich Hongkong) gezählt (121); es folgen Myanmar, Belarus und Vietnam.
Zudem gelten derzeit 54 Medienschaffende als entführt – das ist die niedrigste Zahl seit 2017; 2022 waren es 65 Journalistinnen und Journalisten. Die meisten entführten Journalistinnen und Journalisten wurden in Syrien (38) gezählt; es folgen der Irak, der Jemen und Mexiko.
In Bezug auf die 84 Medienschaffenden, die im Jahr 2023 als verschwunden gelten, verzeichnet RSF die höchste Zahl in Mexiko (31); es folgen Syrien (9), der Kosovo (5), Mali und Kolumbien (je 3) sowie Russland (2).
Zahlen bleiben auf hohem Niveau
Doch warum sind die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende in diesem Jahr zurückgegangen? Zum einen lässt sich der Rückgang für bestimmte Regionen laut RSF dadurch erklären, dass sich die Sicherheit aufgrund von besserer Ausbildung und Ausrüstung von Medienschaffenden, die aus Kriegs- und Konfliktgebieten berichten, verbessert hat. Auch in anderen Regionen seien Journalistinnen und Journalisten besser geschützt: So hätten rechtliche Rahmenbedingungen in einigen Regionen für mehr Sicherheit gesorgt. Zudem seien Mechanismen gegen Straflosigkeit gestärkt worden. Allerdings könne auch Selbstzensur für eine geringere Zahl von Angriffen und Übergriffen verantwortlich sein – wie dies etwa in Mexiko beobachtet wurde.
Von den in diesem Jahr niedrigen Zahlen dürfe man sich aber nicht täuschen lassen: Besonders jene, die aus Kriegen berichten, würden „einen hohen Preis für ihre Berichterstattung zahlen“, wie in der Bilanz festgehalten wird. „Wer aus Kriegen und bewaffneten Konflikten berichtet, bezahlt diesen Mut immer noch viel zu oft mit dem eigenen Leben. Besonders gefährlich ist es derzeit im Gazastreifen“, kommentiert zudem RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger die Zahlen. Auch die Arbeit von Berichterstattenden aus der Ukraine oder in Mali bleibe gefährlich, „auch wenn die öffentliche Aufmerksamkeit gesunken“ sei. Im Schnitt werde jede Woche eine Journalistin bzw. ein Journalist getötet. Ebenso sei die Zahl der Inhaftierten „weiter hoch.“
Der DFJV befürwortet die Forderung von RSF, dass Regierende in den Demokratien sich noch stärker für das Menschenrecht auf Pressefreiheit einsetzen müssen.
In der Jahresbilanz der Pressefreiheit dokumentiert RSF die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende weltweit seit 1995 im zu Ende gehenden Jahr. Die Jahresbilanz berücksichtigt nur Fälle, die von der Nichtregierungsorganisation sorgfältig geprüft wurden.