Der journalistische Beruf hat Tradition. Seine Wurzeln datieren auf den Anfang des 17. Jahrhunderts, als die ersten regelmäßig erscheinenden Zeitungen in Antwerpen und Straßburg publiziert wurden.
Haupttätigkeiten von Journalistinnen und Journalisten
(Ergänzend hierzu: „Hauptaufgaben von Journalisten“)
Recherchieren, Dokumentieren, Formulieren, Redigieren, Präsentieren, Organisieren und Planen gehören traditionell zu den Kerntätigkeiten von Journalistinnen und Journalisten. Fachkenntnisse und ein universelles Bildungsniveau sind dabei seit jeher Voraussetzungen für guten Journalismus.[1], je nach Arbeitsbereich sind dazu oft weitere Kenntnisse gefragt – wie ganz klassisch etwa betriebswirtschaftliche, oder aktuell zunehmend auch in neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz. Über die ursprüngliche Redaktionsarbeit hinaus sind Journalistinnen und Journalisten heute zudem in verschiedenen Tätigkeitsfeldern aktiv – indem sie zum Beispiel Podcasts produzieren oder Newsletter betreiben. Soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook gehören mittlerweile zur digitalen Grundausstattung von Redaktionen. Auch einzelne Medienschaffende nutzen Soziale Medien als Kanäle, um ihre Beiträge zu verbreiten und sich als journalistische Personenmarke zu etablieren.
Journalistinnen und Journalisten übernehmen im klassischen Sinne verschiedene Funktionen[2]: Sie informieren die Öffentlichkeit über Sachverhalte und Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Damit tragen sie zum Prozess der öffentlichen Meinungsbildung bei und erfüllen somit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Sie artikulieren Sachverhalte und Probleme für die Öffentlichkeit. Um dieser Aufgabe als „Frühwarnsystem“ und Kontrollinstanz der Gesellschaft gerecht werden zu können, stehen ihnen besondere Recherchebefugnisse zu, welche die Pressegesetze der Länder unter den Begriffen „Auskunftsrecht“ oder „Informationsrecht“ regeln.
Wichtige Aufgaben des Journalismus sind somit Kritik und Kontrolle: Manche Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind weniger für die Öffentlichkeit bestimmt, werden aber durch den Journalismus öffentlich gemacht, was dem Gemeinwesen nützlich sein kann: „Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz“[3], lautet ein bekanntes Zitat von Joseph Pulitzer (1847-1911). Des Weiteren sind Journalistinnen und Journalisten daran beteiligt, die öffentliche Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen und Ereignisse zu lenken (Agenda Setting), um so die Tagesordnung des öffentlichen Lebens mitzubestimmen. Journalismus kann jedoch auch eine reine Unterhaltungsfunktion übernehmen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Bildungswert des Journalismus: Ein großer Teil der Allgemeinbildung wird immer noch durch Massenmedien vermittelt. Journalismus kann auch eine sozialisierende und erzieherische Wirkung auf die Gesellschaft haben und somit Einfluss auf Meinungen und letztlich Verhaltensweisen ausüben.
Internet und KI: Journalismus im Wandel der Zeit
Das Berufsfeld „Journalismus“ hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im Zuge eines beschleunigten technologischen Wandels entscheidend verändert. Der Online-Journalismus hat sich etabliert. Dabei haben sich neue journalistische Ausdrucksformen (Crossmedia, Mobile Journalismus etc.) und damit einhergehend neue (Recherche- und Präsentations-) Praktiken im journalistischen Alltag entwickelt. Im Zuge der Digitalisierung werden integrative Formen von Journalismus angeboten, die verschiedene Medienkanäle einbeziehen. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und deren Einsatz im Journalismus bringt aktuell besondere Herausforderungen und Chancen für Journalistinnen und Journalisten mit sich. Es entstehen neue Jobprofile, die die Möglichkeit auf neue Tätigkeitsgebiete im Berufsfeld Journalismus mit sich bringen. Zudem können KI-Technologien bei Recherchen, der Inhaltserstellung und -variation z. B. für Soziale Medien, der Distribution von Content oder der Communitybetreuung eingesetzt werden – was ein großes Zeitersparnis auch für einzelnen Journalistinnen und Journalisten bedeuten kann. Auf der anderen Seite bringt die neue Technologie viel Unsicherheit mit sich, was die Job- und Arbeitsplatzsicherheit und die Zukunft der journalistischen Praxis betrifft. Beide Aspekte zeigen auch die Ergebnisse einer Studie auf.
Einen wichtigen Grundstein für neue Herausforderungen an Journalistinnen und Journalisten im Zuge der Digitalisierung legte bereits die revolutionäre Erfindung des Internets. Heute ist das Internet längst Schmelztiegel für klassische Medien, welcher neue Präsentationsformen hervorbringt. Der Aktualitätsdruck auf Redaktionen hat durch das Internet zugenommen.[4] Dabei ist der Online-Journalismus unter anderem weiterhin durch folgende Merkmale gekennzeichnet:[5]
- Online-Redaktionen haben (zumindest potentiell) permanent Kontakt zu ihren Lesern und erhalten direktes Feedback,
- Online-Redaktionen gelangen an Informationen, die sie früher nie oder (zu) spät erhalten hätten,
- Online-Redaktionen können und müssen Geschichten teilweise oft schneller veröffentlichen,
- für Online-Redaktionen können sich Nischen öffnen, in denen sie sich positionieren können,
- Leserinnen und Leser von Online-Redaktionen stellen ein kontrollierendes Element dar.
Die meisten Journalistinnen und Journalisten haben, neben den weiter oben genannten klassischen Funktionen, zudem die Aufgabe, Nutzerinnen und Nutzer durch ihre Online-Angebote zu navigieren, sie zudem auf thematisch relevante Informationen anderer Anbieter hinzuweisen und diese gegebenenfalls zu kuratieren. Außerdem treten sie als Archivare auf, indem sie das Nachrichten- und Meinungsangebot verwalten, welches kontinuierlich ergänzt wird und somit wächst. Schließlich fungieren Journalistinnen und Journalisten als Moderatoren in der Kommunikation mit und zwischen den Nutzenden.[6]
Podcasts und Video-Journalismus sind als neue Spielarten des Journalismus im Zuge der Digitalisierung dazugekommen und haben sich etabliert. Mittlerweile werden Podcasts bspw. von etablierten Rundfunksendern wie von einzelnen Medienschaffenden gleichermaßen genutzt, um Features, Hörspiele oder Reportagen bzw. eigene Audioreihen und Formate zu senden. In beiden Bereichen ist ein umfangreiches Equipment (wie Mikrophon/Kamera, Kopfhörer, Laptop, Software zum Schneiden des Materials) hilfreich, es kann aber auch ein Smartphone ausreichen, um komplett geschnittene und getextete Beiträge zu liefern.
Eine weitere Form, auch eigene journalistische Angebote zu publizieren, die im Zuge der Digitalisierung entstanden ist, ist der Blog. Der Blog ist ein digitales Journal oder Tagebuch, das mindestens eine Person kreiert. Wie auch Podcasts und Videoformate sind Blogs nicht per se journalistische Angebote; dies hängt vielmehr davon ab, wer diese macht und ob die Inhalte nach journalistischen Standards aufbereitet werden.
Crossmediales Arbeiten gehört für die meisten Journalistinnen und Journalisten heute zum Berufsalltag. Unter „Crossmedia“ ist eine Vernetzung verschiedener Medien auf Produktionsebene, Inhaltsebene und Markenebene zu verstehen, die das Ziel verfolgt, Synergieeffekte sowohl bei ihren Erzeugern als auch bei ihren Nutzern freizusetzen. Aufgrund der kontinuierlichen Veränderung der Technik stellt crossmediales Arbeiten eine besondere, jedoch auch notwendige Herausforderung für Journalistinnen und Journalisten dar. In diesem Zusammenhang wird interdisziplinäres Arbeiten immer wichtiger: Alle arbeiten an einem und für ein Produkt zusammen, also nicht nur die Redakteurinnen und Redakteure, sondern z. B. auch die Verantwortlichen für Design, Infografik, Technik oder Softwareentwicklung.. Journalistisches Teamwork ist z. B. im Ressort Datenjournalismus erforderlich. Das Ziel crossmedialen Arbeitens ist aus Journalistensicht die Gewinnung neuer Erzählformen für eine sich technisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und auch sprachlich rasant entwickelnde Welt.
Vor diesem Hintergrund haben sich schließlich auch neue Recherchepraktiken entwickelt: Neben der klassischen Bibliotheksrecherche ist natürlich die Recherche im Internet selbstverständlich geworden. Dabei bietet sich auch eine Themensuche auf Social Media an – z. B. mit geeigneten Tools. Vor dem Hintergrund der Problematik von Desinformation und Fake News stellt die Verlässlichkeit von Informationen bei der Recherche im Internet und in den sozialen Medien dabei eine neue Herausforderung für Journalistinnen und Journalisten dar.
Wie werde ich Journalistin bzw. Journalist?
Der Zugang zum Berufsfeld Journalismus ist offen, d. h. es gibt keine gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungswege. Dieser freie Berufszugang leitet sich aus Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie analog aus Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ab, der jedem Bürger das Recht zuspricht, „seine Meinung in Schrift, Wort und Bild frei zu äußern und zu verbreiten.“ Gleichwohl haben sich Ausbildungsstandards wie das journalistische Volontariat durchgesetzt. Der Besuch einer Journalistenschule kann hier als adäquater Ausbildungsweg ebenso genannt werden, der DFJV betreibt z. B. eine eigene Online-Journalistenschule, die Deutsche Journalistenakademie (DJA).
Da der Beruf nicht durch übergeordnete Instanzen reguliert wird, diese Berufsgruppe aber gleichzeitig rechtliche Privilegien genießt, müssen Journalistinnen und Journalisten eine Reihe von persönlichen und fachlichen Anforderungen erfüllen, um ihren Beruf verantwortungsbewusst ausüben zu können. Zu diesen Anforderungen zählen unter anderem
- gute Allgemeinbildung
- Fachkenntnisse (insbesondere in allgegenwärtigen, wirtschaftlichen, juristischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen)
- ausgeprägtes Sprachgefühl
- analytisches Denken
- schnelle Auffassungsgabe
- gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein
- persönliche Integrität
- hohe Vermittlungskompetenz
- Belastbarkeit und Kreativität
- Arbeitsdisziplin
- Selbstvertrauen
Zusammengefasst sollte eine gute Journalistin bzw. ein guter Journalist fachliche Expertise und journalistisches Handwerk mitbringen. Bei rein fachlicher Vorbildung kann deshalb ein Volontariat oder eine Zusatzausbildung wie an einer Journalistenschule sinnvoll sein.
Die Arbeitsbelastung von Journalistinnen und Journalisten ist oft hoch. Dies liegt u. a. an Stellenkürzungen in den letzten Jahren als auch an der immer schnelleren Taktung der Berichterstattung.
Für freie Journalistinnen und Journalisten ist es wichtig, sich ein gutes Kontaktnetz aufzubauen. Dabei können auch Agenturen, Verbände, Ministerien, Behörden und Unternehmen hinsichtlich der Bezahlung von Aufträgen gute Adressen darstellen. Ziel sollte es sein, zu einer eigenen Marke zu werden. (Mitgliedern des DFJV stehen hierzu ein Leitfaden zum Thema Selbstvermarktung sowie unser Honorarleitfaden zur Verfügung.)
Journalismus ist ein professioneller Beruf wie der des Arztes, des Lehrers oder des Rechtsanwaltes. Dies lässt sich an verschiedenen Attributen festmachen:
- Journalistinnen und Journalisten verfügen über eigenes berufliches Fachwissen und Fachkompetenzen. Hierzu zählen nicht nur handwerkliche Fähigkeiten wie Recherchieren, Schreiben oder Redigieren. Hinzu kommen medienspezifische Kompetenzen sowie Fachinhaltskompetenzen im jeweiligen Berufserstattungsfeld (z. B. Wirtschaft, Sport, Medizin etc.).
- Die journalistische Ausbildung darf zwar aufgrund der grundgesetzlich gebotenen Pressefreiheit und des damit verbundenen offenen Berufszugangs nicht durch eine Ausbildungsverordnung o. ä. reglementiert werden. Dennoch haben sich spezifische Ausbildungsformen herauskristallisiert, in denen die vorgenannten Kompetenzfelder vermittelt werden. Die meisten Journalisten sind Akademiker.
- Es existieren ethische Normen, denen sich Journalistinnen und Journalisten freiwillig verpflichten. Auf individualethischer Ebene hat der DFJV als Vorreiter einen solchen Ethik-Kodex entwickelt. Eine ältere Tradition hat der institutionenethische Pressekodex, der für Verlage gilt.
- Journalismus ist ein Beruf, der im besonderen Maße einen wichtigen Dienst für die Allgemeinheit leistet. Denn Journalistinnen und Journalisten informieren die Öffentlichkeit über Sachverhalte oder Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Sie leisten damit einen zentralen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung.
- Journalistinnen und Journalisten arbeiten im hohen Maße eigenständig. Bei der Ausübung ihres Berufs sind sie weitgehend unabhängig von Dritten. Sie erschließen sich Inhalte selbstständig und tragen eine hohe Verantwortung, indem sie diese an ihre Rezipienten weitergeben.
- Wie andere Berufe organisieren sich auch Journalistinnen und Journalisten in Berufsvertretungen. Der DFJV nimmt unter ihnen eine führende Rolle als Dienstleister ein.
[1] Vgl. Schneider, W., Raue, P.-J. (2012): Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus. Rowohlt. S. 17 f.
[2] Vgl. Ruß-Mohl, S. (2010): Journalismus. Das Lehr- und Handbuch. F. A. Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH. S. 14 ff.
[3] Joseph Pulitzer, zit. N. Jeske, J. (2001): Joseph Pulitzer, in: F.A.Z. v. 18.4., S. 26.
[4] Vgl. Ruß-Mohl, S. (2010), S. 174.
[5] Vgl. Schneider, W., Raue, P.-J. (2012), S. 35 ff.
[6] Vgl. Ruß-Mohl, S. (2010), S. 176 f.