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„Die Fähigkeit des Zuhörens wird oft unterschätzt“: Interview mit der TV- Moderatorin Bettina Tietjen

08.08.2025 Ralf Falbe
Titelillustration: Esther Schaarhüls

Seit 1993 moderiert sie das beliebte Vorabend-Magazin DAS! und seit 1997 ist sie Gastgeberin der NDR Talk Shows am Freitagabend: Bettina Tietjen gilt als eine der besten Talk-Ladys im deutschen Fernsehen. Im Gespräch mit dem Fachjournalist gibt sie Einblicke in ihre Arbeit, spricht über Meilensteine in ihrer Karriere und verrät, was es braucht, um als Fernsehmoderatorin erfolgreich zu sein.

Wie kamen Sie in Ihre Top-Position als Moderatorin und was waren wichtige Meilensteine Ihrer Karriere?

Ich komme ursprünglich aus Wuppertal und habe seinerzeit Germanistik, Kunstgeschichte und Romanistik studiert, ohne bereits große Pläne für eine Karriere als Moderatorin gehegt zu haben. Dieser Weg hat sich einfach so ergeben. Ich hatte damals bereits viele verschiedene Interessen, wie etwa Theaterwissenschaften, und eine Aufgabe als Dolmetscherin hätte mich ebenfalls gereizt.

Während meines Studiums in Münster habe ich dann Beiträge für eine Stadtzeitung geschrieben, darunter Theaterkritiken und auch Interviews, was sehr viel Spaß gemacht hat. Schließlich ergab sich eine freie Mitarbeit bei der Münsterschen Zeitung, wo ich einen sehr guten Mentor fand und sehr viel journalistisches Handwerkszeug lernen konnte. So gerüstet folgte ein Praktikum beim Stadtfernsehen in Frankfurt, seinerzeit ein Fernsehzweig der F.A.Z.. Nach dem Studium gab es dann die üblichen Bewerbungen mit Arbeitsproben bei vielen Sendern und Verlagen. Nach einem sechsmonatigen Praktikum bei einer Polit-Talkshow in New York kam dann eine Zusage von RIAS Berlin für ein Volontariat im Bereich Radio und Fernsehen. Ich habe damals dann auch schnell eigene Beiträge sowie Moderationen machen dürfen, sodass sich für den WDR die monatliche Moderation von „Aktuelle Stunde“ ergeben hat – woraufhin wiederum der NDR auf mich aufmerksam geworden ist.

Ich musste mich auch immer selbst bewerben, darunter beim NDR oder WDR, und es gab auch einmal eine Absage vom ZDF. Etwas Hartnäckigkeit hat sicherlich auch nicht geschadet.

Eigentlich wollte ich aber immer Journalistin werden, habe gern geschrieben und Leute interviewt. Meine Texte für die Moderation schreibe ich auch immer noch selbst, denn ich halte es für wichtig, dass man in dieser Rolle einen gewissen fachlichen Background hat und aufgrund seiner journalistischen Ausbildung Substanz vermitteln kann. Man braucht eigenes Wissen. Die ersten Erfahrungen in einer Live-Sendung waren ebenfalls ganz wichtig.

Ich musste mich auch immer selbst bewerben, darunter beim NDR oder WDR, und es gab auch einmal eine Absage vom ZDF. Etwas Hartnäckigkeit hat sicherlich auch nicht geschadet.

Welche Berufstipps können Sie angehenden Moderatorinnen und Moderatoren mit auf den Weg geben, wenn Sie sich rückblickend Ihre Karriere ansehen? Was braucht man als Journalist:in, um als Fernsehmoderator:in zu arbeiten?

Grundsätzlich halte ich eine gute journalistische Ausbildung für wichtig, denn bei einem Volontariat lernen angehende Moderatorinnen und Moderatoren das Handwerkszeug für diesen Beruf. Man sollte analytisch denken, verständlich formulieren und auch komplexe Zusammenhänge leicht verständlich erklären können. Bei vielen Volos bemerke ich heutzutage tatsächlich ein eher begrenztes Vokabular, was sicherlich nicht so hilfreich ist.

Eine gute Vorbereitung und Empathie sind ebenfalls wichtig, denn man muss sich auf Menschen mit anderen Meinungen einlassen können. Auch die Fähigkeit des Zuhörens wird oft unterschätzt: Ein guter Moderator guckt nicht nur auf seine Karten mit den vorbereiteten Fragen, sondern reagiert auch auf das eben Gesagte eines Talkgastes. Oft genug muss man dann punktgenau nachhaken und das Gespräch nimmt anschließend einen ganz anderen Verlauf, aber das gehört dazu. Der Gast ist wichtiger als ich – es geht nicht um die Selbstdarstellung eines Moderators. Man sollte also auch eine gute Gastgeberin sein, damit sich Gesprächspartner und Publikum in der Sendung wohlfühlen. Dazu gehört wohl auch – im Rahmen – die eigene Persönlichkeit mit einem gesunden Selbstbewusstsein.

Ein guter Moderator guckt nicht nur auf seine Karten mit den vorbereiteten Fragen, sondern reagiert auch auf das eben Gesagte eines Talkgastes.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Sendungen vor? Stimmt es, dass Sie sich lediglich einen handgeschriebenen Zettel als Leitfaden anlegen?

Vor der Show erhalte ich von der Redaktion immer Dossiers über die eingeladenen Gäste, mit Angaben über neue Filme, Bücher oder auch biografische Fakten. Je nach Talk-Format – „DAS!“ wird beispielsweise täglich sieben Tage in der Woche mit nur einem Gast gesendet – muss ich mich auf besondere Themen fokussieren, wenn beispielsweise ein Historiker, Arzt oder eine Ameisenforscherin eingeladen sind. Die Bandbreite ist ja sehr groß. Pro Gast habe ich etwa 30 Minuten Gesprächszeit. Ich schreibe meine Moderation selbst in den Teleprompter und lege mir dazu meine Karteikarten mit den vorbereiteten Fragen an, wobei live auch immer ein gutes Zuhören gefragt ist.

Bei der NDR-Talkshow sind wir in der Moderation zu zweit und empfangen sechs oder sieben Gäste. Also gibt es vorher eine Konferenz, in der wir uns alle gemeinsam auf die Gespräche vorbereiten. Wir müssen uns dabei auf etwa 18 Minuten Gesprächszeit pro Gast einstellen, unterbrochen durch Einspieler. Dazu lege ich mir dann meine Karte mit Leitfaden an, wobei auch hier natürlich der Gesprächsverlauf in der Live-Sendung durch spontane Nachfragen beeinflusst werden kann.

Haben Talk-Formate und Infotainment-Formate im linearen Fernsehen weiterhin Bestand? Wie könnten sich diese vor dem Hintergrund von digitalem Wandeln entwickeln?

Ich möchte mir nicht anmaßen, das zu beurteilen. Aber die öffentlich-rechtlichen Sender verfolgen bereits seit einigen Jahren eine parallele Strategie mit zusätzlicher Online-Mediathek und Dokus auf YouTube, erreichen so also auch viele Zuschauer über das Internet. Wir haben auch immer noch gute Quoten beim linearen Fernsehen, aber keiner weiß natürlich, wie lange das noch Bestand haben wird. Ich denke, dass man den Übergang sanft hinbekommen müsste, um ältere und jüngere Zuschauer gleichzeitig abzuholen.

Wir haben auch immer noch gute Quoten beim linearen Fernsehen, aber keiner weiß natürlich, wie lange das noch Bestand haben wird.

Meine „Tietjen campt“-Sendungen laufen beispielsweise auch online sehr gut, aber eine Sendung wie „DAS!“ ist eher als eine aktuelle Unterhaltungsshow für den Moment gemacht. Daher kann ich mir weniger vorstellen, dass sich die Zuschauer das später noch einmal im Internet ansehen.

Gibt es persönliche Highlights in Ihrer langen Karriere als Moderatorin, wo Sie sagen: Das waren besondere Persönlichkeiten und herausragende Gespräche? Sie hatten zum Beispiel auch schon Inge Meysel auf dem Sofa sitzen.

Das waren im Laufe der Jahre sehr viele Menschen, die mich beeindruckt haben. Aber lediglich diese sogenannten Superstars verbreiten eine besondere Aura, die andere nicht haben.

Ich erinnere mich zum Beispiel sehr gern an Armin Müller-Stahl, Heiner Geißler oder auch Loki Schmidt, die zugleich sehr liebenswürdig und auch stark wirkte, dabei sogar druckreif formulieren konnte. Das sind diese besonderen Persönlichkeiten, die sehr gut in dem sind, was sie tun, und oben angekommen sind, ohne ihre Bescheidenheit und Bodenhaftung zu verlieren. Da hört man einfach gerne zu, wenn solche Menschen aus ihrem Leben erzählen. Maximilian Schell, Peter Ustinov, Iris Berben, Hape Kerkeling, Roger Moore – alles beeindruckende Charaktere mit einer besonderen Ausstrahlung, an die ich mich nachhaltig erinnern kann.

Aber es müssen nicht immer Prominente sein. Auch von Schicksalsschlägen gezeichnete Menschen, die sich nicht aufgeben und dabei noch Großartiges leisten, haben mich tief beeindruckt. Man spürt diese Stärke und Willenskraft, wenn zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer nach einem Unfall gegen sein Handicap ankämpft und trotz aller Widrigkeiten erfolgreich seinen Lebensweg geht. Das sind ganz starke Persönlichkeiten, finde ich.

Wie holen Sie „das Letzte“ aus Ihren Talkgästen heraus?

Oft spüre ich aus dem Bauch heraus, wie meine Talkgäste reagieren. Wenn jemand bei einer heiklen Frage abblockt, dann respektiere ich das und bohre auch nicht weiter nach. Jeder Gesprächspartner soll sich in der Sendung wohlfühlen und nicht das Gefühl haben, dass jemand in die Pfanne gehauen oder lächerlich gemacht wird.

Es geht also zunächst immer darum, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen und dann Vertrauen aufzubauen. Dadurch öffnen sich die meisten Talkgäste und erzählen spannende Geschichten aus ihrem Leben, die unsere Zuschauer unterhalten.

Jeder Gesprächspartner soll sich in der Sendung wohlfühlen und nicht das Gefühl haben, dass jemand in die Pfanne gehauen oder lächerlich gemacht wird.

Offensichtlich treffen Sie mit Ihrer authentischen Art das Gefühl der Zuschauenden. Was erzählen Sie auf privaten Partys Ihren Nachbarn und Freunden über Ihren Beruf und Ihren Erfolg?

Das Thema Beruf spielt da gar keine Rolle, denn in meinem privaten Umfeld ist keiner im Showbusiness tätig. Wenn jemand fragt, dann erzähle ich natürlich etwas über meine Arbeit und gebe auch mal ein Autogramm, aber das ist eher die Ausnahme. Ich lebe in Hamburg-Harburg, dort sind die Menschen in meinem nachbarschaftlichen Umfeld sehr bodenständig, sodass wir ein tolles freundschaftliches Verhältnis pflegen können.

Natürlich habe ich auch viel Kontakt zu meinen beiden Schwestern, von denen die eine in Wuppertal und die andere in Süddeutschland lebt. Aber das ist mein Privatleben und da habe ich auch gar keine Lust, ständig von meinem Job zu erzählen. Vielleicht ist diese Einstellung auch eine Generationenfrage.

Das Format „Tietjen campt“ betreiben Sie seit 2020. Was ist das Besondere daran, womit überraschen Sie uns weiterhin?

Die Idee entstand aufgrund meines Buches „Tietjen auf Tour“ von 2019. Der NDR hatte dann Interesse daran, aus dem Thema ein Talk-Format mit Wohnmobil und prominenten Gästen zu machen.

In den ersten drei Staffeln bin ich jeweils mit nur einem Gast pro Folge im Norden unterwegs gewesen. Seit 2023 sind wir „on the road“, eine Woche lang, mit drei Wohnmobilen und fünf Prominenten. Wir sind schon von der Ostsee bis nach Bayern, vom Bodensee bis zum Gardasee und dieses Jahr vom Harz bis nach Rügen gefahren. Wir haben fünf bis sechs Kameraleute dabei und es sind auch in den Wohnmobilen Kameras auf die Mitreisenden gerichtet.

Dabei wird natürlich viel geredet und es gibt auch intimere Gespräche. Die Stimmung ist immer super, alle helfen mit beim Camp-Aufbau und der ganzen Organisation vor Ort. Egal: Ob beim Grillen, Holzsammeln für ein Lagerfeuer oder dem Leeren der Toilette, jeder packt mit an und erzählt dabei persönliche Geschichten, die wir im Talk-Studio wohl so nicht bekommen hätten. Wir haben auch immer besondere Outdoor-Aktivitäten bei jeder Tour, etwa Stand-up-Paddeln, Wasserski oder Wandern. Das ganze Team wächst jedes Mal nach der einen Woche richtig zusammen!

Die neue Staffel startet am 22. August. Seit April dieses Jahres gibt es außerdem meinen Camping-Podcast „Ins Blaue“ (Link) bei Spotify oder Apple. Auch da werden spannende Outdoor-Erlebnisse und abenteuerliche Reisen vorgestellt.

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).


© Sebastian Fuchs

Bettina Tietjen, Jahrgang 1960, war nach ihrem Studium zunächst als Reporterin, Autorin und Moderatorin bei verschiedenen Medienhäusern und öffentlich-rechtlichen Sendern tätig. Seit 1993 ist sie Gastgeberin der NDR-Talkshow „DAS!“. Einmal im Monat unterhält sie sich zudem mit prominenten Talkgästen bei der „NDR Talk Show“. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und ist seit 2020 auch in der neuen Sendereihe „Tietjen campt“ als Moderatorin zu sehen.

 

 


Ralf Falbe

Der Autor Ralf Falbe arbeitet als freier Fotograf, Videographer und Journalist. Davor war er als Lokalredakteur und in der Unternehmenskommunikation unterwegs. Veröffentlicht hat er u. a. in SternF.A.Z. und sueddeutsche.de. Und es gab Auszeichnungen: Journalistenpreis Irland 2016 (Kategorie Online – Top 10), Bronze-Winner International Photo Award IPA Philippines 2016 (Kategorie Kinder), Nominierung für den PR-Bild Award 2015, 2017, 2018 (Kategorie Tourismus, Freizeit, Sport). Er ist Mitglied beim DFJV.

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