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Digital News Report 2024: Ergebnisse für Deutschland

Internet erstmals wichtigste Nachrichtenquelle vor Fernsehen; Skepsis in Bezug auf KI.

„Erstmals in der Studiengeschichte“ des Digital News Reports ist das Internet in Deutschland die wichtigste Nachrichtenquelle: 42 Prozent der Befragten nennen es als ihre Hauptnachrichtenquelle, fast gleichauf folgt das lineare Fernsehen mit 41 Prozent – das geht aus Ergebnissen des Deutschlandteils des Digital News Reports, einer internationalen Studie des Reuters Institutes zur digitalen Nachrichtennutzung, hervor, den das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg verantwortet. Der Anteil derer, die Nachrichten hauptsächlich über soziale Medien beziehen, liegt des Weiteren insgesamt bei 15 Prozent – und ist bei den 18- bis 24-Jährigen mit knapp über einem Drittel am höchsten. Die am weitesten verbreiteten sozialen Medien sind nach wie vor WhatsApp, YouTube und Facebook. Nachrichten werden von der jüngsten Altersgruppe vor allem über bewegtbildorientierte soziale Medien konsumiert. 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sehen sich Nachrichten regelmäßig auf Instagram an, gefolgt von YouTube (24 Prozent) und TikTok (13 Prozent).

Nachrichtenvermeidung verstärkt, „Abwärtstrend“ beim Nachrichteninteresse „abgebremst

Der Trend zur Nachrichtenvermeidung hat sich in Deutschland 2024 etwas verstärkt, der Abwärtstrend beim Nachrichteninteresse ist jedoch laut Studienergebnissen „ etwas abgebremst“: So gaben 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland an, sich „überaus“ bzw. „sehr“ für Nachrichten zu interessieren – 2023 waren es 52 Prozent. Auch die allgemeine Nachrichtenreichweite bleibt im Vergleich zum Vorjahr stabil: 89 Prozent – und damit genauso viele wie 2023 – lesen, hören oder sehen Nachrichten mehr als einmal pro Woche. Allerdings bleibt die Zahl derer, die angeben, Nachrichten häufig oder gelegentlich aktiv zu vermeiden, mit 14 Prozent bzw. 69 Prozent hoch – sie ist im Vergleich zum Vorjahr sogar um jeweils vier Prozentpunkte gestiegen.

Nachrichtenvertrauen: Transparenz wichtigstes Kriterium

Und wie steht es um das Vertrauen in die Nachrichten? 43 Prozent der Befragten glauben, man könne „dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen“. Auch wenn der Wert im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben ist, ist dies dennoch der niedrigste Wert, seit die Frage 2015 in die Studie aufgenommen wurde. Auf die von ihnen selbst genutzten Nachrichten vertraut mehr als die Hälfte der Menschen – dabei genießen die öffentlich-rechtlichen Sender knapp vor regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen die höchsten Vertrauenswerte. Tendenziell skeptisch werden hingegen Nachrichten in sozialen Medien gesehen. Zudem haben insgesamt 42 Prozent der erwachsenen deutschen Internetnutzenden Sorge, Falschmeldungen von Fakten nicht unterscheiden zu können.

Als wichtige Kriterien, um Nachrichtenmedien vertrauen zu können, nennt eine Vielzahl der Befragten eine transparente Kommunikation darüber, wie die Nachrichten entstehen (74 Prozent), hohe journalistische Standards (72 Prozent), ob die Berichterstattung voreingenommen ist (65 Prozent) und „ob sie Menschen wie mich fair repräsentieren“ (65 Prozent).

Mangelnde Perspektivenvielfalt

Zu den wichtigsten Bedürfnissen, die Nachrichten erfüllen sollen, zählen für die Befragten, dass sie durch diese über aktuelle Geschehnisse informiert bleiben, mehr über Themen und Ereignisse erfahren und dass ihnen die News verschiedene Perspektiven auf aktuelle Themen bieten. In Bezug auf die Perspektivenvielfalt sind jedoch mit 43 Prozent weniger als die Hälfte der Meinung, dass diese auch erfüllt wird. Nur ein Viertel der Befragten gab zudem an, dass Nachrichten sie „optimistischer auf die Welt schauen lassen“, wobei eine optimistischere Sicht jedoch auch als weniger wichtig empfunden wurde.

Skeptische Sicht auf KI

Obwohl rund die Hälfte der Befragten „sehr“ oder „mäßig viel“ über Künstliche Intelligenz gehört oder gelesen hat, begegnen viele dem Einsatz der neuen Technologie im Journalismus mit Skepsis: So fühlt sich die Hälfte der Menschen in Hinsicht auf Nachrichten, die „hauptsächlich durch künstliche Intelligenz (KI) mit etwas menschlicher Aufsicht“ erzeugt wurden, unwohl. Bei Nachrichten, die „mit etwas Hilfe von KI“, jedoch großteils von Medienschaffenden produziert wurden, fühlt sich zumindest rund ein Drittel „eher“ oder „sehr“ wohl. In Bezug auf die Themen ist die Akzeptanz von KI bei der Nachrichtenerstellung bei „Wissenschaft und Technik“ mit 23 Prozent vor „Sport“ (22 Prozent) am höchsten, während sich bei den Nachrichten über „Kriminalität“ (14 Prozent) und „Politik“ (12 Prozent) die wenigsten Menschen wohlfühlen, wenn diese hauptsächlich von KI produziert wurden.

Fazit

Gerade hinsichtlich des Trends zur Nachrichtenvermeidung und des weiterhin geringen Medienvertrauens sieht der DFJV die Ergebnisse des Digital News Reports weiterhin als Appell an alle Fachjournalistinnen und Fachjournalisten, zur Stärkung des Vertrauens in die Medien durch hochwertigen Qualitätsjournalismus beizutragen. Eine unvoreingenommene Berichterstattung, die unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt, kann dafür sorgen, dass sich wieder mehr Menschen von Nachrichteninhalten angesprochen fühlen. In Zeiten von KI müssen bei der journalistischen Arbeit zudem Transparenz und Sorgfaltspflicht hochgehalten werden.

Für den diesjährigen Digital News Report wurden fast 100.000 Menschen aus 47 Ländern befragt. Die Befragung in Deutschland fand im Januar 2024 statt.

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