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Verbraucher
Aus- und Weiterbildung
Fachbeiträge
Fachbeiträge zum Ressort „Verbraucher“ finden Sie im Onlinemagazin „Fachjournalist„.
Fachliteratur
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Der Nutzwertjournalismus. Herkunft, Funktionalität und Praxis eines Journalismustyps
Jetzt bestellenvon Andreas Eickelkamp
Erscheinungsjahr: 2011
Journalistenpreise
Hier finden Sie eine Übersicht an Journalistenpreisen im deutschsprachigen Raum zum Ressort „Verbraucher“:
Portrait
Hier erhalten Sie einen Überblick über das Ressort „Verbraucher“ und den Beruf „Verbraucherjournalist/in“:
Grundlagen des Verbraucherjournalismus
Berichterstattungsgegenstände
Service für den Mediennutzer in allen Belangen des täglichen Lebens ist das Metier des Verbraucherjournalisten. Wie kein anderes journalistisches Ressort orientiert sich der Verbraucherjournalismus an den aktuellen Bedürfnissen des Mediennutzers und gibt ihm eine Orientierungshilfe für den Alltag. Diese Serviceorientierung ist auch der Grund dafür, dass der Verbraucherjournalist von seinen Kollegen aus anderen Ressorts oft belächelt wird. Allerdings wissen die Kollegen auch sehr wohl, dass sie im täglichen Kampf um die Aufmerksamkeit der Mediennutzer dringend auf die Kollegen vom Verbraucherressort angewiesen sind. Denn für viele Mediennutzer gibt oft einzig und allein die Qualität des Serviceteils den Ausschlag dafür, zu welchen Medien sie greifen.
Ein breit gefasstes Themenfeld
Der Verbraucherjournalismus deckt ein so weit gefasstes Spektrum an Themen ab wie kaum ein anderes journalistisches Ressort. Lediglich der Lokaljournalismus ist von der Vielfalt der Aufgaben her mit dem Verbraucherjournalismus vergleichbar. Der Verbraucherjournalist testet alltägliche Gebrauchsgegenstände entweder selbst auf Herz und Nieren oder berichtet über die Tests, welche von Experten durchgeführt werden. Ein wichtiges Thema, das von den Verbrauchern geschätzt wird, sind in diesem Zusammenhang beispielsweise Tests der aktuellen Sommer- und Winterreifen für die kommende Saison sowie Tests der aktuellen Handy- und Smartphone-Modelle oder von neuen Computerprogrammen.
Gerade bei Software und technischen Geräten ist es durchaus üblich, dass der Verbraucherjournalist gleichwertige Programme und Geräte miteinander vergleicht und die jeweiligen Vor- und Nachteile ausführlich darstellt. Auch ein Vergleich mit den Vorgängermodellen und -versionen ist durchaus üblich. Gerade bei professionellen Softwarelösungen ist es nämlich nicht unüblich, dass die ältere Version benutzerfreundlicher ist als die neueste Version. Das Windows-Betriebssystem von Microsoft war beispielsweise lange Zeit bekannt dafür, dass neue Versionen oft unter Kinderkrankheiten litten, sodass die Verbraucher das neue Betriebssystem erst nutzten, wenn diese ausgemerzt waren.
Vergleich für den Verbraucher
Zudem vergleicht der Verbraucherjournalist die Konditionen unterschiedlicher Anbieter und stellt Modellrechnungen auf, wann sich welcher Tarif für welche Klientel lohnt. In dieser Hinsicht hat der Verbraucherjournalismus etwa seit der Mitte der 1990er Jahre einen wahren Boom erlebt. Denn seit der Liberalisierung des Energie- und Telekommunikationsmarktes haben zahlreiche neue Anbieter auf den Markt gedrängt, die einen wahren Dschungel an Tarifen für unterschiedliche Zielgruppen anbieten. Hier bietet der Verbraucherjournalist ebenso eine Orientierungshilfe wie in der Frage, bei welchen Banken und Finanzdienstleistern sich die Geldanlage am besten lohnt.
Unter anderem zeichnet sich vor allem der Markt der Geldanlage dadurch aus, dass er für den Laien sehr transparent und unübersichtlich ist. Neben unterschiedlichen Zinssätzen für unterschiedliche Laufzeiten sind oft Mindestanlagesummen erforderlich, damit der Kunde den attraktiven Zinssatz bekommt. Außerdem gibt es hier kein einheitliches und transparentes Gebührensystem. Während ein Anbieter eine pauschale Gebühr verlangt, kassieren andere für jede einzelne Transaktion. Verbraucher, die sich nicht eingehend mit der Materie beschäftigen, sind hierbei dringend auf die Orientierungshilfe durch den Verbraucherjournalisten angewiesen.
Überschneidungen mit anderen Ressorts
Der Verbraucherjournalismus überschneidet sich teilweise mit anderen Ressorts wie Wirtschaft oder Reise. Ersteres gilt etwa im Bereich der Geldanlage. Verbraucher, die ihre Ersparnisse in eine bestimmte Anlageform investieren wollen, informieren sich auch gerne über die wirtschaftlichen Zusammenhänge, wodurch der Servicegedanke für den Mediennutzer auch in der Wirtschaft Einzug gehalten hat.
Sehr konkret arbeiten Reisejournalisten im Bereich des Verbraucherjournalismus: Berichten sie über Reisen in ferne und exotische Länder, gehört es inzwischen wie selbstverständlich zur Berichterstattung, dass der Reisejournalist auch konkrete Tipps zur Auswahl der geeigneten Veranstalter und für die Abwicklung der Einreiseformalitäten gibt.
Rezipienten
Der typische Mediennutzer informiert sich im Serviceteil der Medien über das jeweilige Thema meist dann, wenn er es selbst konkret benötigt. Jedoch verfolgt er die für ihn interessanten Themen, die der Verbraucherjournalist aufgreift, zumindest in unregelmäßigen Abständen. Der Grund: Der Verbraucher will beispielsweise die Entwicklung der Strom- und Handytarife im Auge behalten, weil sich dadurch möglicherweise eine Prognose für die Zukunft ablesen lässt.
Auf das Thema kommt es an
Generell lässt sich sagen, dass es in erster Linie auf das jeweilige Thema ankommt, ob der Mediennutzer regelmäßig die Themen des Verbraucherjournalismus konsumiert oder nicht. Wer beispielsweise seine Finanzen selbst auf professionelle Art managen möchte, verfolgt die Berichterstattung und die aktuellen Vergleiche aktiver als ein Mediennutzer, der sich damit zufrieden gibt, einen Anbieter gefunden zu haben, der ihm einen attraktiven Zinssatz zu akzeptablen Konditionen gewährleistet.
Auch Themen aus dem Bereich Nahrungsmittel werden von zahlreichen Mediennutzern regelmäßig verfolgt. Hier gehören fitnessbewusste Menschen ebenso zur Zielgruppe wie Hobbyköche oder professionelle Küchenmeister. Sensibilisiert wurde diese Gruppe von Mediennutzern durch die zahlreichen Lebensmittelskandale aus der Vergangenheit, angefangen vom Glykol-Skandal in der Weinproduktion während der 1980er Jahre bis hin zu neueren journalistischen Untersuchungen wie dem Dokumentarfilm Supersize Me. Um den Zusammenhang zwischen Fast Food-Konsum und Übergewicht zu dokumentieren, ernährte sich Regisseur Morgan Spurlock 30 Tage lang ausschließlich von den Produkten einer Fast Food-Kette.
Bei Unterhaltungs- und Haushaltsgeräten, die ebenfalls zur Thematik des Verbraucherjournalismus gehören, ist das Interesse der Mediennutzer ebenfalls eher saisonal: Sie informieren sich rund um die Geburtstage von Familienmitgliedern und Freunden sowie zu Gelegenheiten wie Weihnachten über die aktuellen Neuerscheinungen, um sich hier möglicherweise die eine oder andere Geschenkidee zu holen.
Bedeutung
Neben den klassischen journalistischen Ressorts gehört der Verbraucherjournalismus zu den Gebieten, die in nahezu jedem Medium berücksichtigt werden. Der Verbraucherteil gehört nicht nur zu den Rubriken, die vom Mediennutzer am intensivsten genutzt werden, sondern die sogar oft den Ausschlag dafür geben, ob der Konsument zu diesem Medium greift oder zu einem Konkurrenzprodukt.
Einen enormen Bedeutungsaufschwung hat der Verbraucherjournalismus durch die Neuen Medien erlangt. Denn durch die Möglichkeiten, die das Internet bietet, können alle Mediengattungen im Verbraucherjournalismus ihre Vorteile voll ausspielen. Denn sowohl in Print- als auch in audiovisuellen Medien ist der Platz für die Berichterstattung nur beschränkt. Die Verbraucherjournalisten können in ihrem Hauptmedium die für den Verbraucher wichtigsten Punkte zusammenfassen und auf die ausführliche Berichterstattung im Netz verweisen. Hier steht den Journalisten ein unbeschränkter Platz zur Verfügung und sie können multimedial agieren, um die jeweiligen Themen für den Mediennutzer anschaulicher zu gestalten.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Verbraucherjournalismus künftig sogar noch steigen wird. Der Grund dafür liegt im steigenden Grad der Globalisierung. Beispielsweise steigt die Zahl der Anbieter, welche elektronische Produkte oder Software anbieten, kontinuierlich an. Dadurch wird die ohnehin schon unüberschaubare Vielfalt für den Mediennutzer noch unübersichtlicher, weshalb er umso mehr Orientierungshilfen durch die Verbraucherjournalisten benötigt.
Fokus Deutschland
Die Deutschen gelten seit Jahrzehnten als besonders kritische Verbraucher, weshalb der Verbraucherjournalismus hier im internationalen Vergleich auch einen besonderen Status genießt. Dieser besondere Status hat historische Gründe und geht auf die Zeit des Wirtschaftswunders zurück. Denn nachdem die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges beseitigt hatten, konnten modernste Produktionsanlagen errichtet werden. In den Jahren des Wirtschaftswunders galt deshalb das Siegel „made in Germany“ als ein Kennzeichen für besonders hochwertige Produkte.
Und die Verbraucher wollten ihr Geld natürlich auch für hochwertige Produkte ausgeben. Auf diesen Wunsch reagierte die Bundesregierung Anfang der 1960er Jahre, als mit der Gründung der Stiftung Warentest eine Verbraucherorganisation, die zwar selbstständig, aber in staatlichem Auftrag agierte, geschaffen wurde. Zweck dieser Stiftung ist es, Dienstleistungen und Waren verschiedener Anbieter zu testen und miteinander zu vergleichen. Seit Mitte der 1960er Jahre werden diese Tests regelmäßig veröffentlicht. Anbieter, die im Test gut abschneiden, nutzen das Gütesiegel der Stiftung Warentest seitdem als Verkaufsargument.
Qualitätskriterien
Der Mediennutzer stellt einen hohen qualitativen Anspruch an den Verbraucherjournalismus. Die Qualität der Beiträge bemisst er üblicherweise am Nutzwert, dem ihm ein Bericht bietet. Der Mediennutzer erwartet vom Verbraucherjournalisten nicht nur einen neutralen Vergleich der getesteten Produkte und Dienstleistungen, sondern darüber hinaus ganz konkrete Hilfestellungen. Diese richten sich nach dem jeweiligen Thema, das der Verbraucherjournalist behandelt.
Bei Finanzthemen oder Tarifvergleichen etwa erwartet der Mediennutzer konkrete Beispielrechnungen, um zu erfahren, wie viel er bei einem Anbieterwechsel sparen kann. Zum Service für den Mediennutzer gehören außerdem diverse Checklisten, oder auch Musterformulare. Letztere sind beispielsweise gefragt, wenn der Verbraucherjournalist über Änderungen im Steuerrecht berichtet. Bei rechtlichen Themen sollte der Verbraucherjournalist die Aktenzeichen einschlägiger Gerichtsurteile in seinem Beitrag nicht vergessen. Der Mediennutzer kann dann bei Interesse das komplette Urteil inklusive der Beweisführung nachlesen und seinen Anwalt möglicherweise auf Präzedenzfälle hinweisen, wenn er in einen ähnlichen Fall verwickelt ist.
Preise für hochwertige Berichterstattung
Der Bedeutung des Verbraucherjournalismus zollen mittlerweile verschiedene Preise Rechnung. So vergibt die Stiftung Warentest seit 2004 einen Preis für Verbraucherjournalismus in den deutschsprachigen Medien. Bewertet werden hier nicht einzelne Beiträge, sondern das redaktionelle Gesamtkonzept, in welches der Verbraucherjournalismus eingebunden ist.
Der Markenverband, die Interessenvertretung der deutschen Markenwirtschaft, hat sich 2010 mit dem Verbraucherjournalistenpreis angeschlossen. Vergeben wird dieser Preis für besondere Leistungen im Bereich der Verbraucherinformation n den Printmedien. Der Markenverband vergibt diesen Preis an Medien, welchen es gelingt, komplizierte Fragestellungen bei alltagsrelevanten Themen aus Verbrauchersicht gut verständlich und nachvollziehbar zu erläutern.
Crossmedia zur Steigerung der Qualität
Vor allem Verbraucherjournalisten können das Internet nutzen, um dem Mediennutzer qualitativ hochwertige Informationen zu bieten. Während sie im Hauptmedium die wichtigsten Aspekte eines Themas erläutern, können sie in der Online-Präsenz ein deutliches Mehr an Informationen bieten und das Thema dadurch äußerst umfangreich beleuchten. Durch entsprechende Querverweise tragen Verbraucherjournalisten außerdem zur Bindung des Mediennutzers an ihr Medium bei. Denn wer sich bereits mit dem Thema beschäftigt hat, wird kaum das Medium wechseln und dort nach dem jeweiligen Thema suchen, um sich eingehender zu informieren.
Information oder Werbung?
Weil der qualitativ hochwertige Verbraucherjournalismus als sehr zeitintensiv gilt, ist der Verbraucherjournalist besonders gefährdet, zum unfreiwilligen PR-Journalisten zu werden. Denn er benötigt für die Berichterstattung Beispielrechnungen, Checklisten und vieles mehr. Diese Informationen bezieht der Verbraucherjournalist üblicherweise von externen Experten, die möglicherweise eigene Interessen verfolgen und bestimmte Produkte oder Dienstleistungen positiv hervorheben wollen.
Der Verbraucherjournalist agiert also in vielen Fällen auf einem relativ schmalen Grat zwischen Information und Werbung. Dieser Gefahr und seiner besonderen Verantwortung muss sich ein guter Verbraucherjournalist jederzeit bewusst sein. Schließlich greift er mit seiner Arbeit sehr viel direkter in das Leben der Mediennutzer ein als seine Kollegen aus den anderen Ressorts. Für den Verbraucherjournalisten gilt also insbesondere: Fehler darf er sich auf keinen Fall leisten.
Beruf Verbraucherjournalist
Faszination
Ein hohes Maß an Neugierde ist die absolute Grundvoraussetzung für einen Verbraucherjournalisten. Er muss sich für Neues ebenso interessieren wie für die größeren Zusammenhänge. Denn viele verbraucherrelevante Themen werden nicht vor Ort, sondern irgendwo entschieden. So nehmen die Entscheidungen, die von den deutschen Landesregierungen getroffen werden, ebenso Einfluss auf das Leben der Verbraucher wie diejenigen der Bundesregierung oder der Europäischen Union.
Im fernen Brüssel werden beispielsweise Normen für diverse Verbrauchsgegenstände definiert, die sich unmittelbar auf den Verbraucher auswirken können. Das kennen beispielsweise Bauherren, die einen Altbau sanieren wollen und für Fenster, Türen und Elektroninstallationen oft teure Sonderanfertigungen benötigen, weil die genormten, neuen Stücke nicht passen.
Wie wirken sich Politik und Wirtschaft auf die Verbraucher aus?
Gegebenenfalls muss der Verbraucherjournalist auch die großen Zusammenhänge der internationalen Politik und Wirtschaft zuverlässig erläutern können. So wirkten sich die Folgen des aufgeblähten US-Immobilienmarktes in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends unmittelbar auf deutsche Verbraucher aus: Faule Kredite waren in Wertpapierkonstrukte gesteckt worden, die auf den internationalen Finanzmärkten gehandelt wurden. Als unmittelbare Folgen kamen verschiedene Geldinstitute und Banken ins Wanken. Schließlich griffen die Folgen auch auf die Realwirtschaft über, was zahlreiche Staaten der Eurozone gefährlich ins Wanken brachte. Die Verbraucher mussten noch Jahre später mit extrem niedrigen Zinsen auf ihre Sparguthaben für die Zockereien US-amerikanischer Immobilienhaie bezahlen. Um diese Informationen kurz und prägnant schildern zu können, braucht der Verbraucherjournalist also ein breit gefächertes Wissen und Interesse, das weit über seinen eigentlichen Aufgabenbereich hinaus reicht.
Neues als erster bekommen
Vor allem für technikaffine Journalisten besitzt der Verbraucherjournalismus einen ganz besonderen Reiz. Sobald sie sich einen guten Namen in der Branche erarbeitet haben, gehören sie zu den ersten, die neue Produkte und Modelle überhaupt zu Gesicht bekommen. Für die Medien bedeutet die Neuvorstellung von Produkten und Software einen selbstverständlichen Service für den Leser. Für die Unternehmen hingegen bedeuten die Tests – vor allem, wenn sie positiv ausfallen – kostenlose Werbung. Deshalb stellen sie ihre neuen Produkte in der Regel kostenfrei zur Verfügung. Dieses Geschäft in beiderseitigem Interesse ist ebenfalls nah am PR-Journalismus angesiedelt. Der Verbraucherjournalist muss sich dieser Verantwortung bewusst sein, weshalb die neutrale Berichterstattung für ihn die oberste Pflicht darstellt.
Geregelte Arbeitszeiten
Ein weiterer Aspekt, der den Beruf des Verbraucherjournalisten für viele angehende Journalisten interessant macht, sind die Arbeitszeiten: Verbraucherjournalisten müssen, abgesehen von Messe- und Eventbesuchen bei großen Produkt-Neuvorstellungen, üblicherweise keine Termine wahrnehmen oder Pressekonferenzen besuchen. Sie können sich in den meisten Fällen voll und ganz auf Recherche und Berichterstattung konzentrieren. Das bedeutet für den Verbraucherjournalisten, dass er anders als die Kollegen aus anderen Ressorts wie Politik oder Lokales sehr geregelte Arbeitszeiten hat und sein Privatleben nicht um den Beruf herum planen und organisieren muss. Vor allem für angehende Journalisten, die eine Familie gründen wollen, spielt dieser Faktor unter Umständen eine massive Rolle für die Berufswahl.
Rollenverständnis
Der Aufgabenbereich des Verbraucherjournalisten ist klar umrissen: Es geht in der Berichterstattung ausschließlich um den Service für den Mediennutzer. Der Verbraucherjournalist nimmt deshalb in erster Linie die Rollen des Informierers, Aufklärers und Kritikers ein. Weitere Rollenverständnisse spielen in das Berufsbild hinein, nehmen jedoch nur eine untergeordnete Funktion ein.
Der Verbraucherjournalist als Informierer
Die wichtigste Rolle, die der Verbraucherjournalist einnimmt, ist die des Informierers. Er berichtet neutral über das jeweilige Thema, stellt Vor- und Nachteile gegenüber und gibt dem Mediennutzer wertvolle Tipps, wie er das Produkt oder die Dienstleistung bestmöglich in den Alltag integrieren kann. In der Rolle des Informierers berichtet der Verbraucherjournalist absolut neutral.
Der Verbraucherjournalist als Kritiker
Die Rolle des Kritikers geht eng einher mit der Rolle des Informierers. Zum Kritiker wird er allerdings nur bei sehr schlechten Produkten und Dienstleistungen oder wenn er das Angebot von Unternehmen bewertet, die nicht gerade für ihre Kundenfreundlichkeit bekannt sind. Beispielsweise stehen die Angebote von Verkehrsunternehmen wie der Deutschen Bahn regelmäßig in der Kritik. Der Grund: Spezialangebote sind zu bekannten Stoßzeiten wie dem Ferienbeginn oft nicht verfügbar oder die Züge so überbelegt, dass viele Fahrgäste keinen Sitzplatz finden können. In der Vergangenheit stand auch der Computerriese Microsoft häufig in der Kritik, weil neue Produkte auf den Markt gebracht wurden, die noch nicht voll ausgereift waren.
Der Verbraucherjournalist als Aufklärer
In der Rolle des Aufklärers befindet sich der Verbraucherjournalist dann, wenn er Hintergründe beleuchtet. Beispielsweise, wenn er in der Berichterstattung Zusammenhänge erläutert, die für den Verbraucher nicht auf den ersten Blick offensichtlich sind.
Der Verbraucherjournalist als Agenda-Setter
Als Agenda-Setter tritt der Verbraucherjournalist in den seltensten Fällen in Erscheinung. Diese Rolle nimmt er nur dann ein, wenn bei einem bestimmten Produkt ein wahrer Quantensprung im Vergleich zu den Vorgängermodellen erreicht wurde. Beispielsweise berichteten viele Verbraucherjournalisten bei der Markteinführung des iPhones geradezu euphorisch über die technischen Möglichkeiten dieses Gerätes, das die Welt des Mobilfunks daraufhin im Sturm eroberte und den ständig am Rande des Abgrunds agierenden Computerhersteller Apple zu einem Höhenflug an den Börsen verhalf.
Der Verbraucherjournalist als Entertainer
Lediglich im Fernsehen und in Onlinemedien nimmt der Verbraucherjournalist bis zu einem gewissen Grad die Rolle eines Entertainers ein. Hierbei geht es dem Verbraucherjournalisten allerdings nur darum, die Informationen so zu präsentieren, dass der Mediennutzer einen gewissen Unterhaltungswert genießen kann.
Beschäftigungsformen
Abgesehen von Fachmedien und -redaktionen gibt es für Fachjournalisten kaum Möglichkeiten für eine Festanstellung. Diese beschränken sich allerdings sehr oft auf einen bestimmten Teilbereich, etwa Computer, Technik oder Reise. Der Verbraucherjournalismus ist insgesamt zu breit gefächert, als dass sich ein Medium eine eigene Redaktion für den gesamten Aufgabenbereich, der über die Produktion hinausgeht, leisten könnte. Bei Publikumsmedien werden Verbraucherthemen, die in ihren Fachbereich fallen, häufig von Journalisten aus anderen Ressorts bearbeitet.
Der Großteil der Verbraucherjournalisten arbeitet deshalb als Freelancer. Viele Verbraucherjournalisten haben sich dafür auf einen Teilbereich wie Finanzen, Computer, Auto oder Technik spezialisiert und beliefern mehrere Medien mit ihren Beiträgen.
Verbraucherjournalisten als Kolumnisten
Weiter als in allen anderen Ressorts ist im Verbraucherjournalismus der Kolumnist verbreitet. Dieser arbeitet nur nebenberuflich im Journalismus und beliefern ein Medium regelmäßig mit ihren Beiträgen. Verbreitet ist diese Form der Berichterstattung vor allem, wenn es um Themen wie Spiele- und Software-Tests, Rechtliches oder Finanzen geht.
In diesem Fall testen die Hobby-Verbraucherjournalisten die Programme, welchen ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, unter realistischen Bedingungen auf Herz und Nieren und können dem Mediennutzer dadurch wertvolle Tipps geben. Im Bereich der Finanzen oder Recht nutzen die verschiedenen Medien gern das Wissen von externen Experten wie unabhängigen Finanzberatern oder Rechtsanwälten. Diese bekommen in verschiedenen Medien oft sogar eine eigene Kolumne für Beiträge aus ihrem jeweiligen Fachbereich. Auch ohne journalistische Ausbildung halten sie sich an das journalistische Neutralitätsprinzip. Denn sie wollen ja kein bestimmtes Produkt verkaufen, sondern die Berichterstattung als kostenlose Werbemöglichkeit für sich selbst nutzen. Sie haben also primär ein großes Interesse daran, zu erreichen, dass sich der Mediennutzer von ihnen gut beraten fühlt.
Ein Beruf mit Perspektive
Langfristig gesehen können sich Verbraucherjournalisten außerdem weitere berufliche Standbeine aufbauen. Beispielsweise können sie als Moderatoren für Events, Produktpräsentationen und ähnliches aus ihrem Fachbereich fungieren. Die Voraussetzung für den Einstieg in dieses Betätigungsfeld ist, dass sie sich sowohl im Journalismus als auch bei den möglichen Geschäftspartnern einen Ruf als gute, objektive und faire Verbraucherjournalisten erworben haben. Für diese Nebentätigkeit bringen Verbraucherjournalisten geradezu ideale Voraussetzungen mit: Sie kennen alle wichtigen Informationen und wissen, wie sie diese dem Konsumenten vermitteln müssen.
Auch eine Karriere als Fachbuchautor steht dem Verbraucherjournalisten offen. Hier bietet sich der Bereich des leserorientierten Sachbuches an. Auch in diesem Fall kommt dem Verbraucherjournalisten das Wissen um die Hintergründe und die nutzergerechte Darstellung der Informationen zu Gute.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Als Arbeit- und Auftraggeber kommen für den Verbraucherjournalisten im Prinzip alle Medien, die in der Berichterstattung verbraucherrelevante Themen berücksichtigen, in Frage. Wenn sie eine Festanstellung anstreben, müssen angehende Verbraucherjournalisten allerdings flexibel sein und gegebenenfalls auch für andere Ressorts arbeiten.
Journalisten in der Wirtschaft?
Doch nicht nur in den Medien, sondern auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft finden Verbraucherjournalisten Beschäftigungsmöglichkeiten. So unterhält jedes größere Unternehmen eine eigene Kommunikationsabteilung. In dieser werden neben Produktbeschreibungen und Pressemitteilungen beispielsweise auch Mitarbeiter- oder Kundenzeitschriften produziert. In diesem Fall müssen Verbraucherjournalisten allerdings in Bezug auf die journalistische Neutralität einige Abstriche machen, denn hier steht im Vordergrund, dass Produkte und Dienstleistungen im besten Licht präsentiert werden.
Berufsaussichten
Die Berufsaussichten für Verbraucherjournalisten gelten als hervorragend. Denn die Bedeutung des Verbraucherjournalismus steigt in dem Ausmaß, in welchem die Welt komplexer und unübersichtlicher wird. Damit steigt naturgemäß auch der Erklärungsbedarf für den Mediennutzer. Das gilt nicht nur für politische Entscheidungen, die in Deutschland oder innerhalb der Europäischen Union getroffen werden.
Der Verbraucher ist nämlich inzwischen selbst von Entwicklungen abhängig, welche er weder direkt noch indirekt beeinflussen kann. Beispielsweise herrschte bereits unmittelbar nach dem Ausbruch der Krimkrise große Unsicherheit auf dem Energiesektor. Deutschland bezieht mittlerweile nämlich einen relativ großen Anteil des benötigten Erdgases aus russischen Erdgasvorkommen. Die Krise am Schwarzen Meer kann sich also langfristig direkt auf die Heizkosten eines deutschen Haushaltes auswirken.
Mehr Funktionen – weniger Übersicht?
Auch bei technischen Geräten ist der Trend auszumachen, dass mehr und ausgefeiltere Funktionen in einem Gehäuse vereint werden. Auch hier wird der Erklärungsbedarf für den Verbraucher größer. Hinzu kommt, dass im Zuge der Globalisierung die Zahl der Anbieter kontinuierlich steigt. Insgesamt macht das die Situation für den Verbraucher nicht übersichtlicher.
Arbeitsprozesse im Verbraucherjournalismus
Themenfindung
In Bezug auf die Themenfindung kann der Verbraucherjournalist weniger frei agieren als die Kollegen aus allen anderen Ressorts. Größtenteils können sie nur auf die Produktionszyklen der Hersteller und auf saisonale Gegebenheiten reagieren. Tests von Autoreifen oder Gartengeräten müssen beispielsweise eben zu einem Zeitpunkt gemacht werden, bevor die Saison losgeht, damit sich die Mediennutzer rechtzeitig vorab informieren können.
Häufig kommen Anregungen aber auch aus anderen Ressorts, etwa wenn in Berlin oder Brüssel eine Entscheidung getroffen wird, welche sich auf die Mediennutzer im Verbreitungsgebiet auswirken kann. Während die meisten politischen Entscheidungen in den Fachbereich anderer Ressorts fallen, bearbeiten Verbraucherjournalisten vor allem Themen, aus welchen Konsumenten einen direkten Nutzen für ihren Alltag ziehen können.
Eine wichtige Quelle für die Themenfindung stellen außerdem die verschiedenen Verbraucherschutzministerien dar. Denn sowohl im Bund als auch in den Bundesländern ist der Verbraucherschutz ein wichtiges Thema, welches – je nach Zuschnitt des Aufgabenbereiches – in unterschiedlichen Ministerien untergebracht ist. Aktuelles aus diesen Häusern muss der Verbraucherjournalist gegebenenfalls lediglich so bearbeiten, dass der Beitrag für die Nutzer des eigenen Mediums interessant wird.
Weitere Anregungen für den Verbraucherjournalisten kommen direkt aus den Reihen der Mediennutzer. Bei Themen, welche sie direkt und unmittelbar betreffen, äußern sie sich sehr viel häufiger als bei der relativ anonyme Berichterstattung, wie sie etwa im Politik- oder Wirtschaftsjournalismus üblich ist. Deshalb erreichen Verbraucherjournalisten erheblich mehr direkte Reaktionen der Mediennutzer, auch wenn etwa auf den Leserbriefseiten der Printmedien nur ein Bruchteil der Reaktionen abgedruckt wird. Dies wird bei den Online-Medien am deutlichsten, wo in zahlreichen Portalen eine Kommentarfunktion unmittelbar unter den jeweiligen Tests angeboten wird.
Recherche
Welche Recherchemöglichkeiten ein Verbraucherjournalist nutzen kann, hängt erheblich davon ab, welches Thema er gerade bearbeitet. Lediglich die erste Quelle, nämlich der Anbieter einer Dienstleistung oder eines Produktes, ist bei allen Beiträgen im Verbraucherjournalismus gleich.
Was liefern die Anbieter?
Obwohl die Anbieter zunächst die wichtigsten Quellen des Verbraucherjournalisten sind, geht er mit diesen Informationen besonders kritisch um. Schließlich will der Anbieter ja in erster Linie sein Produkt oder seine Dienstleistung verkaufen, diese Informationen sind also generell sehr subjektiv gefärbt. Der Journalist verlässt sich bei den Angaben des Anbieters lediglich auf die Informationen, die er jederzeit anderweitig überprüfen kann, beispielsweise technische Angaben, Abmessungen und Ähnliches. Alle weiteren Informationen dienen dem Verbraucherjournalisten lediglich als Basis für die weitere Recherche.
Eigene Erfahrung oder Expertenwissen
Anschließend ist der Verbraucherjournalist entweder selbst gefragt oder er holt Expertenwissen ein. Sofern er fachlich versiert ist, übernimmt der Verbraucherjournalist den Test selbst und holt gegebenenfalls noch weitere Meinungen von Experten ein, die seine Erfahrungen bestätigen oder um weitere Facetten bereichern können. Das ist etwa bei Softwaretests der Fall, wo der Verbraucherjournalist ohnehin selbst Anwender ist und aus eigener Erfahrung weiß, worauf es dem Mediennutzer, der sich informieren will, hauptsächlich ankommt.
Sehr häufig ist der Verbraucherjournalist allerdings auf externes Expertenwissen angewiesen. Bei einem neuen Fahrzeugmodell etwa kann der Verbraucherjournalist zwar das Fahrgefühl und das Handling beurteilen, nicht jedoch das technische Innenleben. Zu den ersten Anlaufstellen für den Verbraucherjournalisten gehören deshalb Verbraucherorganisationen wie die Stiftung Warentest, die unter Umständen bereits Tests durchgeführt haben. Falls auf diesem Weg keine weiteren Informationen verfügbar sind, gehört es zur gängigen Praxis, dass der Verbraucherjournalist von sich aus einen externen Experten anspricht.
Ein Budget für Expertenwissen ist in den Redaktionen allerdings nur in absoluten Ausnahmefällen vorhanden. Deshalb ist es eine gängige Praxis, dass der Fachmann seine fachliche Meinung einbringt und im Gegenzug ein kurzes Portrait im Rahmen der Berichterstattung bekommt. Auch hier ist der Grat etwas schmal. Denn eigentlich handelt es sich in diesem Fall um Werbung im redaktionellen Bereich. Andererseits sehen das viele Mediennutzer durchaus als willkommenen Service, weil sie erfahren, welchen Fachmann sie bei Problemen vor Ort ansprechen können.
Darstellungsformen
Weil der Mediennutzer vom Verbraucherjournalisten vor allem eine objektive Information sowie nützliche Tipps erwartet, sollte der Verbraucherjournalist einen möglichst neutralen Stil für die Berichterstattung pflegen. Lediglich wenn die Verbraucherjournalisten in die Berichterstattung ihre eigenen Erfahrungen einfließen lassen, etwa in einem ausführlichen Testbericht, können sie einen etwas subjektiveren Schreibstil wählen.
Verbraucherjournalismus in den Medien
Mediengattungen
Quer durch alle Mediengattungen hindurch ist der Bericht die dominierende Darstellungsform im Verbraucherjournalismus. Das ergibt sich daraus, dass der Verbraucherjournalist grundsätzlich neutral und objektiv berichten sollte. Auch die Nachricht wird gern verwendet. Diese bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass nur ein relativ geringer Informationsgehalt darin transportiert werden kann.
Verbraucherjournalismus in den Printmedien
Bericht und Nachricht sind die dominierenden Darstellungsformen des Verbraucherjournalismus in den Printmedien. Der Grund: Durch Bericht und Nachricht lässt sich der größte Informationsgehalt für den Mediennutzer vermitteln. Darüber hinaus erleichtern diese Darstellungsformen eine neutrale Berichterstattung erheblich.
Reportagen fertigt der Verbraucherjournalist für Printmedien nur in den seltensten Fällen an. Etwa dann, wenn er ein neues Automodell auf einer längeren Fahrtstrecke testet. Wird der Beitrag aus dieser Perspektive bearbeitet, erwartet der Mediennutzer auch persönliche Eindrücke des Verbraucherjournalisten.
Verbraucherjournalismus im Radio
Für Beiträge aus dem Ressort des Verbraucherjournalismus gelten im Radio dieselben Grundsätze wie in Printmedien. Allerdings sind die Beiträge im Radio meist weniger ausführlich als in Printmedien. Dies ist durch die Mediengattung begründet. Denn Informationen, die nur gehört werden, kann der Mediennutzer nur bis zu einem gewissen Grad speichern und später bei Bedarf abrufen.
Verbraucherjournalismus im Fernsehen
Bei der Berichterstattung im Fernsehen werden für die verbraucherjournalistischen Beiträge durchaus reportagehafte Elemente verwendet. Dabei geht es vor allem darum, die Zuschauer für den Zuschauer sowohl informativ als auch kurzweilig aufzubereiten. Die üblichste Darstellungsform ist aber auch im Fernsehen der Bericht.
Verbraucherjournalismus in Online-Medien
Auch für Verbraucherjournalisten gilt, dass sie in Online-Medien sehr viel mehr Darstellungsmöglichkeiten haben als in allen anderen Medien. Hier können Verbraucherjournalisten unmittelbar neben dem neutralen Bericht mit hohem Informationsgehalt beispielsweise reportagehaft aufbereitete Videosequenzen stellen und darin die eigenen Erfahrungen mit persönlichem Touch schildern. Auch umfangreiche Bilderstrecken sind möglich, sodass der Seitenbesucher eine bessere Möglichkeit hat, sich den Gegenstand der Berichterstattung auch vorzustellen.
Verbraucherjournalismus im Fotojournalismus
Da im Verbraucherjournalismus größtenteils über Produkte oder Dienstleistungen berichtet wird, gelten hier für den Fotojournalisten die entsprechenden Regeln. Bei Produkten etwa agiert der Fotojournalist so, wie es in der Produktfotografie üblich ist. Geht es hingegen um Dienstleistungen, werden gerne Bilder verwendet, welche die jeweilige Dienstleistung nachstellen. Besondere journalistische Regeln muss der Fotojournalist hingegen nicht beachten.
Medienangebote
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierte sich eine ganze Reihe von Medien, die sich ausschließlich dem Verbraucherjournalismus widmen. Grundsätzlich spielt dieses Ressort jedoch für alle Medien eine sehr wichtige Rolle. Bei den Printmedien gelten vor allem Zeitschriften als wichtige Leitmedien.
Bei der Zeitschrift test handelt es sich um die wichtigste Publikation der Stiftung Warentest. Einen Schwerpunkt in der Berichterstattung bilden diverse Warentests, zudem gibt es Tipps und die Redaktion berichtet über aktuelle Trends. Um die größtmögliche Unabhängigkeit von Herstellern und Anbietern zu gewährleisten erscheint die Monatszeitschrift ohne Anzeigen.
Seit April 1985 erscheint das Monatsmagazin Öko-Test. Getestet werden grundsätzlich alle Gegenstände, die der Mediennutzer im Alltag benötigt, vom Kinderschnuller bis hin zur Rentenversicherung. Dafür kaufen Testeinkäufer die Produkte anonym ein. Getestet werden die Produkte in verschiedenen Prüflaboren.
Die Zeitschrift Finanztest existiert seit 1991 und erscheint seit 1997 monatlich. Beleuchtet wird in diesem Magazin, das von der Stiftung Warentest herausgegeben wird, alles rund um das Thema Finanzen. Die Zeitschrift gliedert sich zur besseren Übersicht in fünf verschiedene Themenblöcke.
Das Magazin Plusminus berichtet in wöchentlichem Turnus in der ARD seit 1975 und beleuchtet Themen aus der Wirtschaft aus der Sicht des Verbrauchers. Neben Tests und Magazinbeiträgen bieten die Verbraucherjournalisten hier auch investigativ recherchierte Beiträge.
Seit 1985 berichtet das Wirtschafts- und Verbrauchermagazin WISO wöchentlich im ZDF über verbraucherrelevante Themen. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Wirtschaft sowie Sozialpolitik, die Berichterstattung erfolgt aus der Sicht der Verbraucher.
Im Bereich der Onlinemedien hat sich das Portal test der Stiftung Warentest als Leitmedium durchgesetzt. Das redaktionelle Konzept folgt dem Vorbild der Zeitschrift. Der deutliche Schwerpunkt liegt jedoch auch hier bei diversen Testberichten.
Verbraucherjournalismus im Wandel der Zeit
Historie
Beim Verbraucherjournalismus handelt es sich um eines der jüngsten journalistischen Ressorts überhaupt. Zwar reichen die Wurzeln des Verbraucherjournalismus sehr weit zurück – schon in den ersten Reiseberichten fanden sich auch Tipps für andere Reisende – die Fokussierung der Berichterstattung auf Informationsgehalt und Service für den Nutzer erfolgte jedoch erst ab der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Dies hängt eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt zusammen. Denn in den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor mussten die Menschen ihren Verdienst einzig und allein dafür aufwenden, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie hatten schlicht und ergreifend kein Geld für Konsum übrig. Dies änderte sich erst zu den Zeiten des Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren. Nun konnten die Verbraucher Konsumgüter erwerben und wollten sich über die Qualität der verschiedenen Produkte informieren.
Ein Meilenstein: die Stiftung Warentest wird gegründet
Einen ersten Meilenstein erlebte der Verbraucherjournalismus, als nach Jahren der Diskussion am 9. Oktober 1962 in der Bundesregierung der Beschluss gefällt wurde, eine Organisation für Warentests zu gründen. Die Stiftung Warentest wurde schließlich am 4. Dezember 1964 in der Rechtsform einer rechtsfähigen Stiftung bürgerlichen Rechts eingerichtet.
Die Stiftung Warentest nahm unverzüglich ihre Arbeit auf und publizierte ab 1966 in der Zeitschrift test die Testergebnisse von Diensteisturngen und Produkten. Das Qualitätsurteil mit Abstufungen von „sehr gut“ bis „nicht zufriedenstellend“ wurde zwei Jahre später eingeführt.
Der Verbraucherjournalismus setzt sich durch
Dank strenger Maßstäbe setzte sich die Stiftung Warentest in den folgenden Jahren schließlich durch, sodass das Konzept des nutzerorientierten Verbraucherjournalismus auch von anderen Medien und Mediengattungen aufgegriffen wurde. Der Stiftung Warentest ist es auch zu verdanken, dass der Verbraucherjournalismus in der Bevölkerung eine sehr hohe Akzeptanz und Vertrauenswürdigkeit genießt. Diese hatte die journalistische Unabhängigkeit nämlich in mehreren Gerichtsverfahren gegen die Anbieter verteidigt. So hatte der damals noch unabhängige Hersteller von Skibindungen Hannes Marker einen jahrelangen Rechtsstreit bis vor den Bundesgerichtshof geführt, weil drei Bindungen 1969 mit dem Testurteil „nicht zufriedenstellend“ abgeschnitten hatten. Vor dem höchsten deutschen Gericht war in den 1980er Jahren auch ein Hersteller von Komposthäckslern. Dieser hatte geklagt, weil die Stiftung Warentest höhere Anforderungen in Bezug auf Sicherheit gestellt hatte als in den DIN-Normen vorgesehen. Auch diese Klage scheiterte. Das Argument der Richter: Die Aufgabe der Stiftung sei es, auch auf mangelhafte DIN-Normen aufmerksam zu machen.
Der Verbraucherjournalismus wird aufgewertet
Erheblich aufgewertet wurde der Verbraucherjournalismus insgesamt in den vergangenen Jahren durch diverse Preise, welche für dieses journalistische Ressort ausgelobt wurden. Zu den bedeutendsten gehören der Stiftung Warentest-Preis für Verbraucherjournalismus sowie der Verbraucherjournalistenpreis des deutschen Markenverbandes.
Ausblick
Es ist davon auszugehen, dass der Verbraucherjournalismus in den kommenden Jahren noch eine wesentlich größere Bedeutung erlangt, als es bisher der Fall ist. Einerseits wird die Welt immer komplizierter und komplexer, andererseits ist das Informationsangebot so groß wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Hinzu kommt, dass sich die Produktionszyklen verschiedener Produkte erheblich verkürzt haben und immer mehr Dienstleister auf den Markt drängen. Diese beiden Faktoren tragen dazu bei, dass der Verbraucher zunehmend eine Orientierungshilfe in einem für ihn immer undurchschaubarer werdenden Dschungel benötigt.
Die Aufgabe des Verbraucherjournalisten besteht darin, dem Mediennutzer diese Orientierungshilfe zu bieten. Dies kann der Verbraucherjournalist, sofern er sich an die Grundsätze des Ressorts hält und in erster Linie sachlich, objektiv und neutral bleibt.
Liegt die Zukunft im Online-Journalismus?
Als große Zukunft des Verbraucherjournalismus gelten Online-Medien. Hier wird das volle Potenzial von den etablierten Medien noch nicht ausgenutzt. Diese sehen Verbraucherjournalismus im Netz nach wie vor in erster Linie als Service für den Leser. Allerdings wären gerade im Verbraucherjournalismus die Möglichkeiten offen, dem Mediennutzer kostenpflichtige Angebote zu offerieren. Denn für qualitativ hochwertige Inhalte ist der Konsument durchaus bereit, auch im Netz zu bezahlen. Vor allem Freelancer dürften die Chance haben, sich hier eine solide Basis für ihre Existenz aufzubauen.
Ausbildung zum Verbraucherjournalisten
Allgemeine Hinweise
Grundsätzlich müssen Verbraucherjournalisten eine große Neugierde für alles Neue mitbringen. Hinzu kommt die Bereitschaft, sich intensiv mit den Neuerungen auseinanderzusetzen, diese gründlich zu testen und alle offiziellen Angaben der Anbieter kritisch zu hinterfragen.
Erste Erfahrungen im Verfassen von Testberichten können sie bereits sehr frühzeitig sammeln. Beispielsweise dadurch, dass sie für verschiedene Online-Portale Spiele- oder Produkttests verfassen. Entsprechende Kommentarfunktionen gehören bei allen großen Online-Shops zum gängigen Service für die Seitenbesucher. Hier bekommen sie auch direktes und unmittelbares Feedback von anderen Kunden, welche diese Produkte gekauft haben. Denn ebenso gehört es zum Service vieler Shopbetreiber, dass die Kunden Rezensionen und Produkttests dahingehend bewerten können, ob diese hilfreich waren oder eher nicht.
Welches Studium ist empfehlenswert?
Angehende Verbraucherjournalisten, die den klassischen Weg über ein Hochschulstudium und ein anschließendes Volontariat gehen wollen, können schon durch die Wahl des Studiums den Weg in Richtung Verbraucherjournalismus einschlagen. Da dieses Ressort sehr breit gefächert ist, können sie allerdings nur einen Teilbereich der fachlichen Qualifikation abdecken. Ein fachspezifisches Studium lohnt sich für sie vor allem, wenn sie später im technischen Bereich oder auf dem Finanzsektor journalistisch arbeiten wollen. Andernfalls empfiehlt sich eher ein Studium der Kommunikationswissenschaft oder eine andere Geisteswissenschaft.
Das Studium bietet den angehenden Verbraucherjournalisten zudem den Vorteil, dass sie ohne Probleme in einem anderen journalistischen Ressort arbeiten können. Das empfiehlt sich vor allem für Verbraucherjournalisten, die nach ihrer Ausbildung eine Festanstellung anstreben. Denn die Zahl der Fachmedien, die sich auf Verbraucherjournalismus spezialisiert haben, ist trotz der großen Bedeutung dieses Ressorts relativ überschaubar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie zunächst für ein Publikumsmedium arbeiten müssen, bis sie sich als Verbraucherjournalisten etabliert haben und ausschließlich in diesem Bereich arbeiten können, ist daher als eher hoch anzusehen.
Ingenieurwissenschaften für Technikfans
Angehende Verbraucherjournalisten, die sich im späteren Berufsleben auf die Welt der Technik spezialisieren wollen, sollten ein Studium im Bereich der Ingenieurwissenschaften in Erwägung ziehen. Unter diesem Sammelbegriff werden mehrere Wissenschaften zusammengefasst, die sich mit technischen Entwicklungen, Produktionstechnik oder Konstruktion beschäftigen.
Die Ingenieurwissenschaften lassen sich grob in folgende Bereiche einteilen: Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau sowie Bioingenieurwesen, Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen. Besonders interessant für angehende Verbraucherjournalisten ist der Teilbereich der Elektrotechnik, der sowohl die Elektronik als auch Nachrichten- und Energietechnik abdeckt. Da die Elektrotechnik einen immer größeren Stellenwert im Alltag der meisten Verbraucher einnimmt, können sich die Nachwuchsjournalisten ein tiefgründiges Fachwissen in einem Bereich, der auch im Verbraucherjournalismus einen wachsenden Stellenwert einnehmen dürfte, aneignen.
Ein ähnlich fundiertes Wissen können sich die angehenden Verbraucherjournalisten im Bereich der Wirtschaftswissenschaften aneignen. Als wichtigste Fächer gelten die Betriebswirtschafts- und die Volkswirtschaftslehre. Während sich die Volkswirtschaft grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhängen widmet, überträgt die Betriebswirtschaft diese Zusammenhänge auf einzelne Betriebe.
Volontariat
Falls es den angehenden Verbraucherjournalisten nicht gelingt, einen der Ausbildungsplätze an der Electronic Media School zu erhalten, können sie alternativ ein Volontariat in einem Fach- oder Publikumsmedium absolvieren. Denn auch hier werden sie im beruflichen Alltag in nahezu allen Ressorts mit Verbraucher-Themen konfrontiert. Der Vorteil, den Nachwuchs-Journalisten haben, die sich auf den Verbraucherjournalismus spezialisieren wollen, besteht darin, dass diese Themen von den Kollegen aus den Ressorts üblicherweise nicht allzu gerne bearbeitet werden. Der Nachwuchs hat also die besten Chancen, hier die notwendige Berufserfahrung im angestrebten Fachbereich zu sammeln.
Journalistenschule
An einer herkömmlichen Journalistenschule können sich die Studenten nicht auf den Verbraucherjournalismus spezialisieren. Jedoch bietet die Electronic Media School mit Sitz in Potsdam ein 18monatiges Volontariat mit dem Berufsziel Verbraucherjournalist an. Der Unterricht teilt sich an dieser Einrichtung in ein Jahr praktische Presse- und Redaktionsarbeit sowie ergänzende Theorieblöcke auf. Pro Ausbildungseinheit werden hier insgesamt sechs Volontäre ausgebildet.
Alle Mediengattungen im Schnelldurchlauf
Die angehenden Verbraucherjournalisten bekommen im Rahmen dieser Ausbildung einen Einblick in die Tätigkeit von Verbraucherjournalisten in allen Mediengattungen. Darüber hinaus sind die angehenden Verbraucherjournalisten auch in den Pressestellen von Verbraucherorganisationen tätig und lernen dadurch auch die andere Seite des Schreibtisches kennen. Insgesamt werden die Volontäre in der Praxis an vier Stationen ausgebildet. Mögliche Stationen sind der Verbraucherzentrale Bundesverband, die Stiftung Warentest, sowie verschiedene Kooperationspartner wie das ZDF oder Spiegel TV.
Während des praktischen Teils der Ausbildung sind die angehenden Verbraucherjournalisten voll in den Alltag der jeweiligen Redaktion integriert und übernehmen auch die Verantwortung für eigene Projekte oder Beiträge. Zur theoretischen Ausbildung besuchen die Volontäre verschiedene praxisorientierte Seminare zu Themen wie journalistische Recherche, Medienrecht oder Texten für das Internet. Eine Sprecherziehung in den rbb-Hörfunkredaktionen rundet das Ausbildungsprogramm ab. Die Volontäre erhalten während ihrer Ausbildung die reguläre Vergütung.
Zweifachstudium
Studiengänge, die sowohl eine fachliche als auch eine journalistische Ausbildung in Richtung Verbraucherjournalist verbinden, gibt es an deutschen Universitäten nicht. Die Studenten haben allerdings die Möglichkeit, ihre Ausbildung in Richtung Verbraucherjournalismus auszurichten, indem sie verschiedene fachspezifische Seminare besuchen, welche den angehenden Journalisten auf dieses Tätigkeitsfeld vorbereiten. Unter anderem bietet das Institut für Verbraucherjournalismus an der Hochschule für Wirtschaft und Medien regelmäßig Seminare zu verschiedenen Aspekten des Themas an.
Quereinstieg
Wie kein anderes journalistisches Ressort ist der Verbraucherjournalismus prädestiniert für Quereinsteiger aus anderen Jobs. Wer aus einem anderen Beruf heraus in den Verbraucherjournalismus einsteigen möchte, benötigt für die professionelle Tätigkeit allerdings eine journalistische Ausbildung. Interessenten können diese per Fernstudium am Deutschen Journalistenkolleg oder an der Freien Journalistenschule – beide haben ihren Sitz in Berlin – per Fernstudium absolvieren. Die Interessenten benötigen für das Studium entweder die Hochschulreife, eine Berufsausbildung und eine dreijährige Berufspraxis oder ein erfolgreich absolviertes Hochschulstudium.
Haben Quereinsteiger Vorteile?
Durch ihre vorherige Berufspraxis genießen Quereinsteiger im Verbraucherjournalismus einige Vorteile, die in anderen journalistischen Ressorts kaum oder gar nicht gegeben sind. So sind sie aus dem vorherigen Beruf sehr viel näher am Verbraucher als etwa Quereinsteiger in den Politik- oder Wirtschaftsjournalismus und wissen, worauf dieser Wert legt.
Je nachdem, in welcher Branche sie zuvor tätig waren, kennen sie außerdem die spezifischen Fallstricke. So fällt es etwa einem Mechatroniker wesentlich einfacher, die Verbraucher über Themen rund um das Auto zu informieren als einem Verbraucherjournalisten, der keine fachspezifische Ausbildung mit einer entsprechenden Berufspraxis absolviert hat. Gleiches gilt für andere Branchen, etwa den Finanzsektor.
Erste Erfahrungen können Quereinsteiger bereits während der Ausbildung durch die freie Mitarbeit für verschiedene Medien sammeln. In der Regel stoßen sie bei den Medien mit ihrem Wunsch nach einer freien Mitarbeit auf offene Ohren. Denn verbraucherorientierte Themen, bei welchen der Servicegedanke im Vordergrund steht, gelten bei den Journalisten aus anderen Ressorts oft eher als ungeliebt – obwohl sie für das Medium unerlässlich sind.