Hier erhalten Sie einen Überblick über das Ressort „Sport“ und den Beruf „Sportjournalist/in“:
Sport in seiner ganzen Vielfalt sind der Gegenstand der Sportberichterstattung. Berichtet wird von den Sportjournalisten allerdings nicht nur über sportliche Großereignisse wie Olympische Sommer- und Winterspiele, Welt- und Europameisterschaften, sondern auch über regionale und überregionale Sportereignisse, am bekanntesten dürfte der Ligabetrieb in den Ballsportarten sein. Sportjournalisten berichten außerdem nicht nur über sportliche Ereignisse an sich, sondern auch über das Umfeld, in dem sie stattfinden sowie über die Akteure und ihr Leben außerhalb des Wettbewerbs.
Viele Themen, die ein Sportjournalist bearbeitet, gehören eigentlich nicht zu den Kernaufgaben seines Ressorts. Ein klassisches Thema sind beispielsweise die Baumaßnahmen für die Sportstätten bei internationalen Großereignissen und ihre ökologischen Folgen, wie es etwa bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi der Fall war. Der Sportjournalist bearbeitet bei der Berichterstattung unter diesen Gesichtspunkten also auch Themen, die eher in die Ressorts Politik oder Wirtschaft fallen. Für das jeweilige Medium macht das durchaus Sinn. Schließlich ist der Sportexperte bestens mit der Materie vertraut, kennt die Ansprechpartner und vermutlich auch Hintergründe, die seinen Kollegen fremd sind.
Auch wenn es sich dabei eher um ein Thema der Yellow Press handelt, gehört das Privatleben der Sportstars ebenso zum Themenbereich, den ein Sportjournalist bearbeitet. Diese Beiträge werden allerdings – je nach Thema – nicht zwangsläufig im Sportressort gedruckt oder gesendet, sondern auch unter Gesellschaft, Buntes oder in einer ähnlichen Rubrik. Interessant sind diese Beiträge vor allem für die Fans des jeweiligen Sportlers, die auch ein Bild des Menschen jenseits des Sports bekommen wollen. Prominente Beispiele für Sportler, die auch außerhalb ihres Berufsfeldes in den Medien auftauchen, sind etwa Boris Becker oder Lothar Matthäus – meist in Zusammenhang mit ihrem Liebesleben.
Persönliche Schicksale wie der tragische Skiunfall und das anschließende wochenlange Wachkoma des Rennfahrers Michael Schuhmacher sind ebenfalls Themen, die von Sportjournalisten bearbeitet werden. Dass diese Themen von Sportjournalisten bearbeitet werden hat einen ganz einfachen Hintergrund: Durch die Berichterstattung in den vergangenen Monaten und Jahren hat sich ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Sportjournalist und Sportler ergeben, sodass die Athleten und ihre Familien über Persönliches eher mit dem Sportjournalisten sprechen als mit einem unbekannten Kollegen.
Im Vergleich zu den anderen klassischen Ressorts hat der Sportjournalist weniger Einfluss auf die Themen, die er bearbeitet. Denn berichtet wird in erster Linie über populäre Sportarten, bei welchen das Interesse der Mediennutzer am größten ist. Ereignisse wie die Paralympics, die Olympischen Spiele für behinderte Sportler, werden im Sportjournalismus zwar berücksichtigt, allerdings bei weitem nicht in dem Ausmaß wie etwa die Olympischen Sommer- und Winterspiele.
Eigene Akzente in der Berichterstattung kann der Sportjournalist aber dennoch setzen. Dafür nutzt er vor allem die nachrichtenarme Zeit, etwa die Pausen im Spielbetrieb der Fußball-Bundesliga. Hier hat der Sportjournalist die Möglichkeit, über eher unbekannte Sportarten zu berichten.
Während Fußball seit Jahrzehnten als unangefochtener König in der Sportberichterstattung gilt, kommt es durchaus immer wieder zu einer Trendwende in der Gewichtung der verschiedenen Sportarten. So erlebte etwa der zuvor als elitär verrufene Tennissport mit den Erfolgen von Steffi Graf und Boris Becker auf internationaler Ebene einen wahren Boom, der sich natürlich auch auf das Ausmaß der Berichterstattung auswirkte. Vergleichbar – wenn auch in weit geringerem Ausmaß – ist die Entwicklung des Golfsports. Tiger Woods hat diesem Sport ein cooles Flair verliehen, wodurch das Interesse der Mediennutzer massiv angestiegen ist.
Zwar nehmen Großereignisse und hochklassige Begegnungen in den verschiedenen Sportarten den größten Raum im Sportjournalismus ein. Der weitaus größte Teil der Sportjournalisten arbeitet jedoch auf einem etwas niedrigeren Niveau. Der Tätigkeitsschwerpunkt orientiert sich vor allem am Medium, für welches sie arbeiten. Der Mediennutzer eines regionalen Fernseh- oder Hörfunksenders oder einer Regionalzeitung informiert sich in seinem Medium zwar gern über die aktuellen Ereignisse aus den höchstklassigen Wettbewerben. Im Fokus seines Interesses stehen jedoch vor allem die sportlichen Ereignisse in der Region. Deshalb haben regionale Medien den Schwerpunkt ihrer Sportberichterstattung auch auf Vereine gelegt, die unterhalb der Bundesebene agieren. Beim Fußball etwa reicht die Berichterstattung bis hinunter in die Kreisklasse. Die großen regionalen Tageszeitungen haben dafür das eigene Ressort Lokalsport eingeführt.
Für Sportfans ist der Sportteil ihrer Tageszeitung häufig der Teil, den sie als erstes lesen. Die Anhänger einer beliebten Sportart wie Fußball, Eishockey oder dem Skisport konsumieren den Sportjournalismus am intensivsten. Fachmedien, die sich rein auf die Sportberichterstattung spezialisiert haben, werden ausschließlich von den Anhängern einer Sportart konsumiert.
Ein Großteil der übrigen Mediennutzer konsumiert die Sportberichterstattung zumindest am Rande. Sie wollen sich meist schlicht und einfach auf dem Laufenden halten und mitreden können, wenn im Freundes- oder Bekanntenkreis die Rede auf ein sportliches Ereignis kommt. Und selbst wenn sie keine glühenden Anhänger eines Sportlers oder Fans einer Sportart sind, informieren sie sich häufig aus reinem Interesse über Hintergründe und Privates.
Die herausragende Bedeutung des Sportjournalismus zeigt sich daran, dass dieses Ressort in allen Mediengattungen und in allen Medien mit einem relativ großen Umfang vertreten ist. Kein Medium außerhalb von Fachmedien aus anderen Fachgebieten kann es sich aus Gründen der Nutzerbindung leisten, auf dieses Ressort zu verzichten.
Für Sportfans etwa ist die Sportberichterstattung häufig der einzige Grund dafür, eine Tageszeitung zu abonnieren. Die eigentlichen Ergebnisse einer sportlichen Begegnung erfahren sie zwar auf anderen Kanälen wie Internet, Fernsehen oder Radio schneller, aber hier können sie den gesamten Verlauf noch einmal in Ruhe nachlesen und erfahren darüber hinaus möglicherweise Hintergründe, die im Rahmen der Liveberichterstattung nicht berücksichtigt wurden.
Vor allem im Regionalen darf die Sportberichterstattung als große Domäne der Printmedien gelten. Diese haben üblicherweise ein dichtes Netz an freien Mitarbeitern in der jeweiligen Region und können deshalb über eine Vielzahl von sportlichen Aktivitäten in der Region berichten. Dieser Bereich spielt für alle anderen Mediengattungen dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Der Grund dafür liegt am technischen Aufwand, der für die Berichterstattung erforderlich. Deshalb konzentrieren sich auch lokale Radio- und Fernsehsender vorwiegend auf die höchstklassigen Vereine und Ereignisse. Ähnlich wird die Sportberichterstattung in Onlinemedien gehandhabt. Diese besitzen meist nicht die Personaldecke, um tatsächlich die gesamte Region in der Sportberichterstattung abdecken zu können. Gelegentlich betreiben allerdings Fans oder lokale Vereine selbst ein Online-Portal, in welchem auch über die aktuellen Termine und Events berichtet wird.
In der eigentlichen Berichterstattung unterscheidet sich die Sportberichterstattung allenfalls in Nuancen. Am deutlichsten unterscheidet sich das Ressort im internationalen Vergleich durch die Sportarten, über welche berichtet wird. So nimmt Fußball in Deutschland und großen Teilen Europas den weitaus größten Raum im Sportjournalismus ein. In den USA hingegen, wo Fußball eher als Randgruppensportart gilt, treten Football und Basketball an diese Stelle.
Doch die Bedeutung und der Anteil der Berichterstattung über eher untypische Sportarten für Deutschland steigen seit einigen Jahren an. Der Superbowl etwa, das große Football-Finale in den USA, ist inzwischen auch in deutschen Medien ein Thema. Denn das Informationsangebot durch die Neuen Medien und die Berichterstattung in verschiedenen Spartensendern haben dafür gesorgt, dass Sportarten wie Football, Basketball, Baseball oder Billard auch hierzulande mittlerweile eine kleine aber treue Fangemeinde besitzen.
Qualitativ hochwertigen Journalismus kann der Laie in der Sportberichterstattung nur relativ schwer erkennen, weil ihm üblicherweise das erforderliche Hintergrundwissen fehlt, um einen guten von einem schlechten Bericht unterscheiden zu können. Generell sollte ein guter Beitrag im Sportjournalismus mehr bieten als nur den reinen Bericht über ein bestimmtes Ereignis. Der Sportjournalist kann und sollte in den jeweiligen Beitrag durchaus Hintergründe oder die eine oder andere Anekdote mit einfließen lassen. Ein Beispiel für eine immer wieder gern zitierte Begebenheit ist das sogenannte Wembley-Tor aus dem Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und England. Der Treffer von Geoff Hurst prallte damals von der Unterkante des Tors ab, landete auf der Torlinie und wurde zurück ins Spiel gebracht. Obwohl der Schiedsrichter diesen Treffer als Tor wertete, ist in Fankreisen bis heute umstritten, ob der Ball die Torlinie tatsächlich überschritten hat oder nicht.
Von einem guten Sportjournalisten erwartet der Fan, dass er den Verlauf eines Wettkampfs exakt nachzeichnen und wichtige Schlüsselszenen ausführlicher schildern kann. Auch eine Analyse darüber, was der handelnde Akteur in der konkreten Situation hätte anders oder besser machen können, kann durchaus im Bericht enthalten sein. Für Sportjournalisten in Hörfunk und Fernsehen stellt das eine besondere Herausforderung dar, weil sie die Geschehnisse auf der Sportstätte live kommentieren müssen. Das Gebot der neutralen Berichterstattung gilt für sie deshalb nur bedingt, so lange sie nicht eindeutig Partei für einen Sportler oder eine Mannschaft ergreifen. Im Printbereich erwartet der Leser dagegen eine möglichst neutrale Darstellung.
Über die Befindlichkeiten der einzelnen Sportler sollte der Sportjournalist natürlich ebenfalls Bescheid wissen und diese in die Berichterstattung einfließen lassen. Beispielsweise erscheint ein offensichtlicher Fehler, den ein Sportler im Wettkampf gemacht hat, in einem ganz anderen Licht, wenn er sich kurz zuvor während der Vorbereitung verletzt hat und nicht absolut fit antreten kann. Bei einem Bericht über ein Ereignis in einer Mannschaftssportart wird ein guter Bericht von einer kurzen Analyse der wichtigsten Akteure und einen kurzen Ausblick auf die nächste Begegnung abgerundet.
Beruf Sportjournalist
Faszination
Hautnah am Geschehen zu sein und hinter die Kulissen blicken zu dürfen macht für viele junge Menschen den besonderen Reiz des Sportjournalismus aus. Denn sie haben einen exklusiveren Zugang zu Sportlern, Trainern und Betreuern als jeder Fan. Diesen Status muss sich der Sportjournalist allerdings erst erarbeiten, was ihm durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum hinweg auch gelingt. Das bedeutet natürlich nicht, dass sich der Sportjournalist zum Hofberichterstatter machen muss, erwartet wird im Gegenteil ein fairer Umgang miteinander.
Das Hobby zum Beruf machen
Die mögliche Nähe zu den Stars auf der sportlichen Bühne spielt für angehende Sportjournalisten allenfalls am Rande eine Rolle dafür, diesen Beruf ergreifen zu wollen. Ein viel wichtigerer Motivationsgrund besteht vor allem für aktive Freizeitsportler darin, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen können. Natürlich sollten sich junge Menschen, die sich für den Beruf des Sportjournalisten entscheiden, für mehr als eine Sportart grundsätzlich interessieren. Sie müssen schließlich über ein alpines Skirennen ebenso kompetent berichten können wie über ein Fußballmatch.
Rollenverständnis
Welche Rolle der Sportjournalist mit seiner Berichterstattung einnimmt, richtet sich erheblich danach, für welches Medium und welche Mediengattung er arbeitet. Die Rolle des Sportjournalisten hat sich bei den verschiedenen Mediengattungen so weit manifestiert, dass der Mediennutzer mit einer gewissen Grunderwartung an das jeweilige Medium herangeht.
Der Sportjournalist als Berichterstatter
Die neutrale Berichterstattung und eine möglichst sachliche Schilderung der Abläufe eines Wettkampfes erwartet der Mediennutzer vor allem von der Tageszeitung oder in Online-Medien. Vor allem, wenn er selbst den Event nicht besuchen konnte, möchte der Leser gründlich informiert werden. In Hörfunk und Fernsehen spielt die neutrale Berichterstattung lediglich für Nachrichtensendungen eine Rolle, etwa wenn der aktuelle Medaillenspiegel oder die Ergebnisse aus dem jüngsten Bundesliga-Spieltag bekanntgegeben werden.
Der Sportjournalist als Kommentator
Das sportliche Tagesgeschehen wird von Sportjournalisten, die im Printbereich arbeiten, nur selten – und wenn, dann durch einen eigenen Bericht kenntlich gemacht – kommentiert. Kommentare sind hier eher zum Abschluss oder zum Auftakt einer neuen Saison gefragt, wenn der Sportjournalist ein Fazit ziehen kann oder seine Einschätzung für die kommende Saison darlegen will.
In Hörfunk und Fernsehen hingegen ist der Kommentar die dominierende Darstellungsform. Im Fernsehen muss der Sportjournalist lediglich die Bilder, welche der Zuschauer auf dem Bildschirm sieht, untermalen. Für den Hörfunk hingegen muss es dem Sportjournalisten gelingen, das Event so darzustellen, dass sich der Zuhörer lebhafte Bilder vorstellen kann. Er muss den Zuhörer mit seinen Worten also regelrecht fesseln können. Für Sportjournalisten, die in diesen Medien arbeiten, ist deshalb eine gute und verständliche Stimme eine absolute Grundvoraussetzung, für die Tätigkeit im Fernsehen sollte der Sportjournalist zudem ein telegenes Aussehen mitbringen. Denn anders als die Kollegen aus anderen Ressorts steht der Sportjournalist selbst oft vor der Kamera. In beiden Mediengattungen erwarten die Mediennutzer vom Sportjournalisten eine gewisse Leidenschaft den Sport, sie wollen vielfach hören, dass der Journalist mit den Ereignissen förmlich mitfiebert.
Der Sportjournalist als Informierer
Die Rolle des Informierers nimmt der Sportjournalist in allen Mediengattungen ein. Welchen Umfang diese Rolle einnimmt, ist abhängig vom Medium. Bei Radio und Fernsehen streuen die Sportjournalisten gerne Hintergrundinformationen zu einzelnen Akteuren oder verschiedene Anekdoten ein, um ereignislose Sendeminuten überbrücken zu können.
Im Printbereich sind es vor allem wöchentlich erscheinende Medien sowie Fachmagazine, die den Schwerpunkt auf tiefgründige Informationen setzen. Denn sobald diese erscheinen, ist das jüngste Event beim Mediennutzer schon längst vergessen. Diese Medien konzentrieren sich deshalb in erster Linie auf die Berichterstattung über die bevorstehenden Events. Nicht fehlen darf dabei etwa während der laufenden Sportsaison eine gründliche Analyse der vergangenen Wettkämpfe, eventuell verbunden mit einer Einschätzung für die kommenden Ereignisse, nicht fehlen.
Der Sportjournalist als Kritiker
Auch die Rolle des Kritikers nimmt der Sportjournalist in allen Mediengattungen ein. Gibt es Grund zur Kritik wählt der Sportjournalist entweder eine kommentierende Darstellungsform oder er konfrontiert die Akteure im Rahmen eines Interviews mit kritischen Fragen. Eine sogenannte Manöverkritik ist ein gängiger Bestandteil der Sportberichterstattung bei Medienformaten, die ihren Schwerpunkt nicht in der Tagesaktualität haben.
Der Sportjournalist als Entertainer
Die Rolle des Entertainers ist für den Sportjournalisten sehr eng mit der des Kommentators verbunden und deshalb vor allem in Fernsehen und Hörfunk gängig. Auch Online-Medien, in welchen gern mit den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen gespielt wird, kann der Sportjournalist ohne Probleme in die Rolle des Entertainers schlüpfen, etwa in Form eines Videoblogs oder vergleichbaren Formaten.
Beschäftigungsformen
Grundsätzlich haben Sportjournalisten die Wahl, ob sie eine Festanstellung in einem Medienunternehmen anstreben oder als Freelancer für mehrere Medien arbeiten wollen. Denn jedes Medium mit einem eigenen Sportressort besitzt eine Stammbelegschaft, welche dieses Ressort produziert. Die festangestellten Mitarbeiter nehmen allerdings vorwiegend Aufgaben im Innendienst wahr. Sie koordinieren die freien Mitarbeiter und deren Beiträge, produzieren, recherchieren und bearbeiten Beiträge für Hintergrundberichte.
Sportjournalisten, die es bevorzugen, live vor Ort im Einsatz zu sein, entscheiden sich eher für die Beschäftigungsform des Freelancers. Das bietet ihnen im Vergleich zu festen Redakteuren einige Vorteile: Sie sind bei verschiedenen Events live vor Ort im Einsatz. Zudem können sie sich voll auf die Aufgabe der Berichterstattung konzentrieren, weil für sie die administrativen Tätigkeiten entfallen, die mit der Tätigkeit als Festangestellter verbunden sind.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Es gibt nahezu kein anderes journalistisches Ressort, in welchem die Beschäftigungsmöglichkeiten so vielfältig sind wie im Sportjournalismus. Während alle anderen Ressorts von den jeweiligen Medien oft unterschiedlich gewichtet werden, gilt das Sportressort in nahezu allen Medien als unverzichtbarer Bestandteil des journalistischen Angebotes, das auch einen entsprechend großen Umfang einnimmt.
Von klassischen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen über Nachrichtenagenturen bis hin zu Onlinemedien kommen deshalb alle Medienanbieter als Arbeit- oder Auftraggeber in Frage. Einschränkungen gibt es allenfalls, was die persönlichen Fähigkeiten des Sportjournalisten angeht. Wer beispielsweise Probleme mit einer klaren und allgemein verständlichen Artikulation hat oder vor Mikrofon oder Kamera nervös wird, sollte eher eine Karriere als Sportjournalist im Printbereich ins Auge fassen statt bei Hörfunk oder Fernsehen.
Berufsaussichten
Seitdem sich der Sportjournalismus als fester Bestandteil der Medienlandschaft etabliert hat, ist er zu einem unverzichtbaren Teil des Angebots geworden. Es ist also davon auszugehen, dass die Mediennutzer auch künftig umfassend über sportliche Ereignisse informiert werden wollen.
Chancen durch Spezialisierung
Da der Sport und damit auch die Sportberichterstattung ein breit gefächertes Themenfeld darstellt, sind sowohl Allrounder als auch Spezialisten gefragt. Dass Sportjournalisten gleich von Anfang an als Spezialisten für einen bestimmten Sport einsteigen können, dürfte aber auch künftig in den seltensten Fällen gelingen. Sie müssen sich üblicherweise am Anfang ihrer beruflichen Karriere als Allrounder für jede im Ressort gefragte Sportart bewähren, bevor sie sich nach und nach einen guten Ruf als Experte erwerben können.
Falls ihnen dieser Sprung gut gelingt, stehen karrieremäßig alle Optionen offen. Sportjournalisten, die sich in einem gewissen Bereich fundiertes Spezial- und Expertenwissen erarbeitet haben, können sogar zu geschätzten Fachbuchautoren avancieren. Dafür sollten sie aber aus dem Studium – oder privat angeeignet – zusätzlich Wissen mitbringen, das über den reinen Sportjournalismus hinausgeht. Dazu gehören etwa Kenntnisse in Medizin oder Psychologie.
Arbeitsprozesse im Sportjournalismus
Themenfindung
Die Themenfindung gestaltet sich im Sportjournalismus im Vergleich zu anderen Ressorts relativ einfach. Bei den etablierten Medien werden die Themen durch das Interesse der Mediennutzer einerseits und die Terminpläne der Veranstalter und Sportorganisationen andererseits vorgegeben.
Neue thematische Aspekte ergeben sich meist durch den Alltag, der vom Terminplan vorgegeben ist. Beispielsweise, wenn ein wichtiger Spieler in einer Mannschaftssportart plötzlich über einen längeren Zeitraum ausfällt oder ein Sportler sich plötzlich und unerwartet eine Spitzenposition erobert.
Informanten liefern die Skandale
Der Profisport gilt ebenso wie die Sportvereine als relativ abgeschotteter Bereich, in welchen selbst Sportjournalisten lediglich einen Einblick, jedoch keinen vollständigen Zutritt bekommen. Interna oder Skandale gelangen deshalb nur dann nach außen, wenn ein Insider diese Informationen weitergibt.
Der Dopingskandal, der die Welt des internationalen Radsports in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends erschütterte, kam beispielsweise erst nach einer Razzia durch die spanische Polizei ans Tageslicht. Bei dieser Razzia wurde neben zahlreichen Dopingmitteln und Blutbeuteln auch eine Liste mit Codenamen konfisziert. Der erste Dopingskandal wurde im Radsport bereits 1998 mit der sogenannten Festina-Affäre während der Tour de France verzeichnet.
Das Thema Doping im Radsport beherrschte daraufhin nahezu ein Jahrzehnt lang die Sportberichterstattung, die entscheidenden Fakten kamen jedoch erst durch die staatlichen Ermittlungsbehörden ans Tageslicht. Sportjournalisten konnten im Zuge dieser Affäre, in die auch wichtige Protagonisten des Teams Telekom verwickelt waren, lediglich Spekulationen anstellen und dadurch eine gewisse Kontrolle auf die Arbeit der Ermittler ausüben.
Kann der Sportjournalist eigene Akzente setzen?
Obwohl die Themenfindung im Sportjournalismus durch die faktischen Gegebenheiten relativ stark eingeschränkt ist, können Sportjournalisten sehr wohl durch die Auswahl der Themen eigene Akzente setzen. Beispielsweise verdanken Trendsportarten wie etwa das Freeclimbing der Tatsache, dass Sportjournalisten auf diese Sportart aufmerksam wurden und daraufhin in unregelmäßigen Abständen darüber berichtet haben.
Recherche
Ebenso wie bei der Themenwahl sind auch die Recherchemöglichkeiten des Sportjournalisten im Vergleich zu anderen Ressorts etwas eingeschränkt. Der Sportjournalist muss sich im Alltag in erster Linie auf seine Beobachtungsgabe verlassen können. Die eigenen Beobachtungen ergänzt er üblicherweise durch Gespräche mit Sportlern, Trainern und Betreuern.
Eine gewisse Neutralität erreicht der Sportjournalist dadurch, dass er vor und nach wichtigen Wettkämpfen, Spielen und Begegnungen allen Beteiligten im Bericht in etwa einen gleichwertigen Platz für die eigene Darstellung einräumt, wodurch sich der Mediennutzer aus den einzelnen Facetten selbst ein Bild machen kann.
Wichtig: die Persönlichkeitsrechte
Da der Sportjournalismus an sich sehr persönlich eingefärbt ist, spielt die journalistische Sorgfaltspflicht eine eher untergeordnete Rolle. Worauf ein Sportjournalist dagegen sehr wohl extrem achten muss, sind die Persönlichkeitsrechte der Sportler. Es handelt sich zwar bei jedem aktiven Sportler, der sich im Wettbewerb stellt, ähnlich wie bei Politikern und Schauspielern um Personen des öffentlichen Lebens. Vor allem wenn der Sportjournalist aus dem Privatleben eines Sportlers, etwa über eine Affäre auf die er zufällig stößt, berichtet, muss er sorgfältig abwägen, was im konkreten Einzelfall schwerer wiegt: das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen oder das öffentliche Interesse.
Dieser Konflikt sorgt auch unter Sportjournalisten immer wieder für Diskussionen. Für den jüngsten Diskussionsstoff sorgte der tragische Unfall von Michael Schumacher. Während einige Medien die Ansicht vertraten, dass die Familie des Rennfahrers und dessen Ärzte nicht mit ständigen Anfragen belästigt werden sollten, berichteten andere täglich darüber.
Für dieses grenzwertige moralische Dilemma gibt es keine einheitlichen Verhaltensrichtlinien. Der Grund: Vor allem prominente Sportler nutzen das öffentliche Interesse an ihrer Person gerne als Publicityplattform, um ihren Wert als Werbefiguren zu steigern oder anderweitige geschäftliche Interessen zu verfolgen. Nicht wenige Sportler profitieren sogar finanziell von den Skandalen aus ihren Privatleben und versorgen befreundete Sportjournalisten sogar gezielt mit den notwendigen Informationen für eine große Exklusivstory.
Darstellungsformen
Auf welche Art Sportjournalisten ihre Beiträge verfassen, hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab. Nämlich davon, für welche Zielgruppe sie schreiben und welche Darstellungsform sie gewählt haben. Schreiben sie über populäre Sportarten, die regelmäßig vom Medium berücksichtigt werden, können sie die spezifischen Fachausdrücke verwenden, weil die Sportjournalisten davon ausgehen dürfen, dass der Mediennutzer sie kennt. Handelt es sich dagegen um eine eher unbekannte Sportart mit einer relativ überschaubaren Anhängerschaft, kann eine Erklärung der jeweiligen Fachbegriffe an geeigneter Stelle den Beitrag nur aufwerten.
Wenn Spontanität gefragt ist
Sportjournalisten, die für Print- und Onlinemedien arbeiten, haben im Gegensatz zu ihren Kollegen aus Funk und Fernsehen zumindest die notwendige Zeit, um etwas an ihren Beiträgen zu feilen, bevor diese veröffentlicht werden. Für die Liveberichterstattung muss der Sportjournalist hingegen in der Lage sein, die Geschehnisse, die sich vor seinen Augen abspielen, augenblicklich zu kommentieren. Darauf können sie sich nur bedingt vorbereiten, indem sie im Vorfeld Informationen über die Sportler und die Vereine sammeln und sich vielleicht einige wichtige Stichpunkte notieren. Im konkreten Augenblick müssen sie dann allerdings völlig spontan reagieren, was in der Vergangenheit bereits für so manche Stilblüte gesorgt hat.
Sportjournalismus in den Medien
Mediengattungen
Bericht, Kommentar und Interview gelten als die zentralen journalistischen Darstellungsformen des Sportjournalismus. In den verschiedenen Mediengattungen werden diese allerdings unterschiedlich gewichtet. Die Nachricht wird ebenfalls von allen Mediengattungen genutzt. Mit dieser Form werden wichtige Ergebnisse dargestellt, über die meist nicht ausführlicher berichtet wird. Häufig werden die Nachrichten direkt von Nachrichtenagenturen übernommen. In Print, Radio und Fernsehen werden Nachrichten aber auch gerne genutzt, um auf einen späteren, ausführlichen Bericht hinzuweisen. In diesem Fall ist es üblich, dass in der Nachricht auf die Seitenzahl oder die Sendezeit hingewiesen wird.
Printmedien
Das Interview wird von Printmedien als Darstellungsform eher in Ausnahmefällen genutzt, etwa nach besonderen Ereignissen wie Boris Beckers ersten Wimbledon-Sieg. Extrem selten sind Interviews aus der Welt des Sports in Tageszeitungen zu finden. Fachzeitschriften und Magazine dagegen nutzen das Interview eher, um die Berichterstattung zum jeweiligen Thema mit einem persönlich wirkenden Beitrag abzurunden. Häufiger wird der Kommentar genutzt, in dem der Sportjournalist seine eigene Meinung und Einschätzung darlegen kann.
Radio
Der Livekommentar ist die klassische Domäne des Hörfunks im Sportjournalismus. Der Journalist schildert das jeweilige Event live vor Ort und nutzt für seinen Kommentar an passenden Stellen durchaus auch reportage- und featurehafte Elemente. Darüber hinaus wird die Berichterstattung im Hörfunk gerne mit Interviews von Sportlern, Trainern und Vereinsfunktionären abgerundet. Der klassische Bericht spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Fernsehen
Das Medium Fernsehen bietet einen relativ großen Spielraum, um Themen aus dem Sportjournalismus darzustellen. Bei wichtigen Sportereignissen sind in der Regel mehrere Kamerateams im Einsatz, um dem Zuschauer die Darstellung aus verschiedenen Blickwinkeln bieten zu können. Einzelne Szenen lassen sich anschließend für einen klassischen Bericht im Rahmen einer Sportsendung nutzen. Gern werden diese außerdem zur Untermalung von Interviews, die mit Studiogästen geführt werden, verwendet.
Onlinejournalismus
Sportjournalismus wird mit allen journalistischen Darstellungsformen auf allen Newsportalen gepflegt. Da sich die Onlinemedien in erster Linie an ein junges Publikum wenden, wird gerne mit verschiedenen Darstellungsformen gespielt. Das gilt auch für die Online-Ableger etablierter Medien. Beliebt ist etwa die Kombination eines Livemitschnitts mit einem klassischen Bericht.
Fotojournalismus
Sportliche Ereignisse stellen selbst für renommierte Fotojournalisten eine Herausforderung der besonderen Art dar. Sie müssen unter teilweise schwierigen Lichtverhältnissen genau im richtigen Augenblick auf den Auslöser drücken, um ein perfektes Bild zu bekommen. Die technischen Möglichkeiten durch Digitalkameras und moderne Bildbearbeitungsprobleme erleichtern dem Fotojournalisten die Arbeit zwar erheblich, aber auch die raffinierteste Technik kann das Gefühl für das richtige Timing nicht ersetzen.
Medienangebote
Ein absolutes Leitmedium für den Sportjournalismus wie es die „La Gazetta dello Sport“ in Italien ist, gibt es in Deutschland nicht. Eine der wichtigsten Informationsquellen für Sportbegeisterte ist nach wie vor die regionale Tageszeitung, beziehungsweise Radio und Fernsehen, darunter verschiedene Spartensender, die sich ausschließlich dem Sportjournalismus bieten und auch über exotische Sportarten wie Snooker berichten. Darüber hinaus bietet Deutschland eine reiche Landschaft an Special-Interest-Zeitschriften, die sich ausschließlich einer Sportart widmen. Außerhalb des Special-Interest-Bereiches ist Fußball die dominierende Sportart, der sich der Sportjournalismus am intensivsten widmet.
Die Sport-Bild, ein Titel des Axel Springer Verlages, erscheint seit 1988 wöchentlich und gilt mit einer Auflage von fast 480.000 Exemplaren als die auflagenstärkste Sportzeitschrift in Europa. Zu Ereignissen wie der Fußball WM, der Champions League sowie für Handball, Basketball und die Formel 1 erscheinen regelmäßig Sonderhefte.
Die Tradition des Kicker Sportmagazins reicht bis ins Jahr 1920 zurück. Das Magazin erscheint zweimal pro Woche und widmet sich in der Berichterstattung schwerpunktmäßig dem Fußball.
Die vom Westdeutschen Rundfunk zentral für die komplette ARD produzierte ARD-Bundesligakonferenz genießt bis heute bei den Fußballfans einen hervorragenden Ruf. Bis zur Einführung des Bezahlfernsehens und den ersten Online-Angeboten handelte es sich neben Teletext um die einzige Möglichkeit, alle aktuellen Begegnungen der Bundesliga zeitgleich mitzuverfolgen.
Die Sportschau gilt als Fernseh-Klassiker in der Sportberichterstattung. Ausgestrahlt wird die vom Westdeutschen Rundfunk produzierte Tagesschau seit 1961 jeweils samstags und sonntags. Während die Samstagsausgabe komplett der deutschen Fußballbundesliga gehört, wird sonntags allgemein über aktuelle sportliche Ereignisse berichtet.
Unter der Marke „Ran“ werden Sportsendungen auf allen privaten Fernsehsendern, die einst Teil des Medienimperiums von Leo Kirch waren, präsentiert. Vertreten ist Ran bei den Sendern Sat.1, kabel eins, Sat.1 Gold, ProSieben Fun und SIXX. Neben Fußball werden vor allem Tennis, Basketball, American Football, Boxen und Kickboxen, Beachvolleyball, Motorsport und diverse Extremsportarten übertragen.
Sportjournalismus im Wandel der Zeit
Historie
Die Berichterstattung über sportliche Ereignisse erfolgt, seitdem es überregionale Sport-Events gibt. Schon aus dem antiken Griechenland sind diverse Siegeslisten von Olympiaden bekannt. Und auch die Gladiatorenkämpfe, die Jahrhunderte später in Rom stattfanden, wurden in verschiedenen Berichten verewigt. Ebenfalls erhalten blieben bildhafte Darstellungen von Athleten, während sie ihren Sport ausübten. Bei den schriftlichen Aufzeichnungen handelt es sich größtenteils um literarische Darstellungen oder Listen der Sieger.
Während sich die Geschichte anderer Ressorts, etwa der Reisejournalismus, bis in die Antike zurückverfolgen lässt, hat sich der Sportjournalismus erst relativ spät entwickelt. Die ältesten Wurzeln des Sportjournalismus reichen bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück, als die ersten Zeitungen hauptsächlich dafür genutzt wurden, um offizielle Verlautbarungen zu verbreiten. Sportliche Ereignisse wurden zwar berücksichtigt, genossen aber keinen hohen Stellenwert.
Der Durchbruch kommt Ende des 19. Jahrhunderts
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Zeitungen die ersten Sportressorts eingerichtet. Mit der Sport im Bild wurde 1895 sogar die erste reine Sportzeitung gegründet. In den Jahrzehnten zuvor hatten breite Schichten der Bevölkerung verschiedenste Leibesübungen als Freizeitbeschäftigung und zur Stärkung der Gesundheit entdeckt. Erst dadurch entstand ein breiteres Interesse am Sport.
Während der beiden Weltkriege trat der Sportjournalismus zwar in den Hintergrund, allerdings brachten die beiden Kriege auch Zäsuren mit sich, die den Sportjournalismus bis heute prägen. So erwarb sich der Fußball während des Ersten Weltkriegs eine riesige Fangemeinde und wurde dadurch zum dominierenden Zugpferd in der Berichterstattung der deutschen Sportjournalisten.
Der Sportjournalismus erobert neue Medien
Technische Errungenschaften trugen ein Übriges dazu bei, um den Sportjournalismus für die kommenden Jahrzehnte zu prägen. So konnten sich in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise auch einfachere Bevölkerungsschichten die ersten Radios leisten. Dadurch war es ihnen möglich, die elften Olympischen Spiele der Neuzeit in Berlin sogar von zu Hause aus live zu verfolgen. Dieses Großereignis nutzten die nationalsozialistischen Machthaber jedoch in erster Linie für Propagandazwecke. Dieses dunkle Kapitel setzte sich in den folgenden Jahren fort, als Sportjournalisten direkt dem Propagandaministerium unterstellt waren und nationalsozialistische Ideologie statt Informationen verbreiten sollten.
In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges und den ersten Nachkriegsjahren kam der Sportjournalismus komplett zu erliegen. Erst 1949 erlebte das Ressort eine erneute Renaissance. Und schon wenig später kam der nächste Quantensprung, der die Sportberichterstattung bis in die Gegenwart prägen sollte: Obwohl die Fernsehübertragung schon in den 1930er Jahren möglich war und ab 1935 sogar ein regelmäßiges Programm ausgestrahlt wurde, eroberte dieses neue Medium die Wohnzimmer der deutschen erst in den 1950er Jahren im Zuge des Wirtschaftswunders. Als Meilenstein der Fernsehgeschichte und des Sportjournalismus gleichermaßen gilt die Liveübertragung der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 aus der Schweiz. Das Fernsehen als Massenmedium prägt den Sportjournalismus bis in die Gegenwart hinein – trotz harter Konkurrenz durch die Onlinemedien.
Der Sportjournalismus erlebt einen Imagewandel
Obwohl der Sportjournalismus spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Medienangebot nicht wegzudenken war, hatten Sportjournalisten branchenintern nicht das beste Image, sie waren gewissermaßen die Underdogs der Redaktionen. Der Grund dafür lag in der fehlenden journalistischen Ausbildung. Sehr oft wechselten Sportler nach ihrer aktiven Zeit und berichteten über die Sportarten, die sie vorher selbst betrieben hatten.
Schwerer als die fehlende Kenntnis über journalistische Darstellungsformen, die sie sich im Laufe der Tätigkeit aneignen konnten, wog die fehlende Distanz zur Welt des Sports. Denn das Prinzip der größtmöglichen Neutralität in der Berichterstattung gilt auch für das insgesamt sehr emotional und persönlich geprägte Ressort des Sportjournalismus. Einem ehemaligen Sportler fehlt gegenüber dem Mediennutzer die Glaubwürdigkeit, dass er neutral berichten kann.
Erst in den 1980er Jahren wandelte sich dieses Image allmählich. Nun wurden die Qualitätskriterien, die im Journalismus allgemein gelten, auch auf die Sportberichterstattung übertragen.
Ausblick
Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren durch die Möglichkeiten des Internet sowie verschiedene Spartensender begonnen hat abzuzeichnen, dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen: Das Interesse an traditionellen Sportarten wie Fußball oder Alpiner Skilauf dürfte gerade bei der jungen Generation an Mediennutzern weiter sinken. Das belegt auch die Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sportvereinen, die genau diese Sportarten anbieten. Diese klagen seit Jahren über einen Mangel an Nachwuchs, bedingt durch ein riesiges alternatives Freizeitangebot. Das Interesse der Mediennutzer dürfte sich in den folgenden Jahren also weiter auf Trend-, Extrem- und Randsportarten aufsplitten, die heute nur einem kleinen Kreis an eingefleischten Fans ein Begriff ist.
Bahnt sich ein weiterer Strukturwandel an?
Bis zu einem gewissen Grad könnte das auch einen Strukturwandel für den Sportjournalismus bedeuten. Denn die etablierten Medien benötigen einen gewissen Kreis an Mediennutzern, der ihr Angebot nutzt, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Interessen aller Sportbegeisterten lassen sich jedoch bei begrenztem Platz und limitierter Sendezeit nicht berücksichtigen. Eine Option für die etablierten Medien könnte deshalb darin bestehen, dass sie sich in einem noch größeren Ausmaß auf den Breitensport konzentrieren und bei Trend- oder Randgruppen-Sportarten das Feld den Onlinemedien überlassen.
Für Sportjournalisten mit dem nötigen Expertenwissen bieten sich dadurch künftig wohl attraktive Marktchancen. Denn dank der niedrigen Fixkosten, die für den Betrieb eines Online-Portals erforderlich sind, können sie bereits dann wirtschaftlich arbeiten, wenn sie nur einen Kreis von Fans im vierstelligen Bereich erreichen. Entsprechende Portale existieren bereits, doch aktuell dominieren noch die sportjournalistischen Angebote der etablierten Offline-Medien den Online-Markt.
Ausbildung zum Sportjournalisten
Allgemeine Hinweise
Auch die besondere Arbeitsweise, die im Sportjournalismus gefragt ist, reizt zahlreiche junge Menschen, diesen Beruf zu ergreifen. Denn abgesehen von einem grundlegenden Interesse für Sport an sich sind im Sportjournalismus einige grundlegende Fähigkeiten besonders gefragt.
Dazu gehört beispielsweise die Fähigkeit, unter starkem Zeitdruck gute Arbeit abliefern zu können. Denn die aktuellen Ereignisse müssen schnellstmöglich bearbeitet werden, um in der nächsten Ausgabe berücksichtigt zu werden. Einem besonderen Druck sind dabei die Liveberichterstatter ausgesetzt, die keine Möglichkeit mehr haben, Fehler zu korrigieren. Sportjournalisten, die für Online-Medien arbeiten und selbst Journalisten aus dem Printbereich berichten teilweise sogar direkt vom Event, um die Mediennutzer via Liveticker aktuell auf dem Laufenden zu halten. Für das Verfassen des Beitrags für die nächste Ausgabe bleibt dem Sportjournalisten meist nicht viel Zeit, weil zahlreiche Sport-Events erst kurz vor dem Andruck der Zeitung oder Zeitschrift enden.
Dieser Zeitdruck ist für den Sportjournalisten ein permanenter Begleiter. Kollegen aus anderen Ressorts kennen diesen Zeitdruck nur bedingt, etwa die Kollegen aus dem Politikressort von Wahlabenden her. Im beruflichen Alltag bekommen Sportjournalisten einen Ausgleich für den Stress in Spitzenphasen. Denn sportliche Events finden meist am Wochenende statt, wenn die Fans eben Zeit haben. Dafür können Sportjournalisten in der Regel während der Woche etwas kürzer treten.
Flexibilität ist gefragt
Sportjournalisten müssen außerdem sowohl zeitlich als auch räumlich sehr flexibel sein. Schließlich wird ihr Terminkalender im Wesentlichen vom sportlichen Veranstaltungskalender in ihrem Aufgabenbereich bestimmt. Sie haben auf die Arbeitsabläufe also nur bedingt Einfluss. Räumliche Flexibilität ist vor allem dann gefragt, wenn die Sportjournalisten über hochklassige Events berichten. Teilweise müssen sie für die Berichterstattung aus der Bundesliga durch ganz Deutschland reisen, bei internationalen Wettkämpfen wie Rennen der Formel 1, Welt- und Europameisterschaften oder den Olympischen Spielen sind Sportjournalisten teilweise wochenlang von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld getrennt.
Sportjournalisten als Netzwerker
Schnell Kontakte zu schließen und diese weiter auszubauen gehört ebenfalls zu den Grundfähigkeiten, die ein angehender Sportjournalist bereits beim Start in den Beruf mitbringen sollte. Denn von seinen Kollegen kann er sich später im beruflichen Alltag nur durch die Qualität seiner Berichte positiv abheben. Deren Qualität hängt in vielen Fällen jedoch stark davon ab, ob es ihm gelingt, exklusive Informationen zu bekommen. Umso besser stehen die Chancen, wenn sich der Sportjournalist bereits den Ruf erworben hat, ein fairer Gesprächspartner zu sein. Dazu gehört etwa, dass er Informationen, die ihm ein Trainer, Betreuer oder Sportler als Hintergrundinformation zum besseren Verständnis gegeben hat, nicht zu publizieren.
Welches Studium eignet sich für Sportjournalisten?
Angehende Journalisten, die sich für den Ausbildungsweg Studium plus anschließendes Volontariat entscheiden, können im Prinzip jedes beliebige Studienfach wählen. Die besten Chancen bieten sich ihnen natürlich mit einem zielgerichteten Studium. Dazu gehören neben der Sportwissenschaft auch die Medizin oder Psychologie.
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Volontariat
Was für Journalisten, die sich auf einen anderen Fachbereich spezialisieren wollen, eher nachteilig ist, kann sich für angehende Sportjournalisten als äußerst nützlich erweisen: Weil sie während des Volontariats durch verschiedene Ressorts rotieren, lernen sie alle Journalisten Darstellungsformen in der Praxis kennen und müssen sich zudem immer wieder rasch in neue Aufgabenbereiche einarbeiten.
Diese Tatsache kommt ihnen insofern zugute, als dass sie während der späteren Tätigkeit als Sportjournalisten ebenfalls immer wieder mit neuen Themen konfrontiert werden. Innerhalb des Ressorts müssen sie sich unter Umständen schnell in ein neues Themenfeld einarbeiten können. Denn gerade am Anfang der beruflichen Laufbahn werden sie eher als Allrounder eingesetzt, die im Alltag über die verschiedensten Sportarten berichten müssen. Eine Spezialisierung auf eine bestimmte Sportart können sie sich in den meisten Fällen erst im weiteren Verlauf des Berufslebens leisten, sobald sie sich in der Branche einen gewissen Ruf erworben haben. Eine Alternative stellt der frühzeitige Wechsel zu einem Special-Interest-Medium dar.
Wie stehen die Chancen auf die Tätigkeit im Fachressort?
Die Chancen, bereits während des Volontariats im Sportjournalismus arbeiten zu können, hängen stark vom jeweiligen Medium ab, in welchem die Volontäre arbeiten. Die besten Möglichkeiten bieten sich bei regionalen Tageszeitungen. Hier erfolgt die Sportberichterstattung nicht nur im Mantelteil, sondern für Sportvereine in unteren Spielklassen auch im Lokalteil.
Journalistenschule
Mehrere Journalistenschulen bieten angehenden Journalisten die Möglichkeit, sich bereits während der Ausbildung auf den Fachbereich des Sportjournalismus zu spezialisieren. Dazu gehören die Axel Springer Akademie mit Sitz in Berlin sowie die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation mit Standorten in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und München.
Die Ausbildung umfasst neben der allgemeinen Grundlagen des Journalismus und die konkrete Umsetzung der Berichterstattung in allen Mediengattungen auch zahlreiche spezifische Elemente. Dazu gehören die Regeln verschiedener Sportarten, die institutionellen Grundlagen des Sports, aber auch Sportrecht und wirtschaftliche Aspekte, die für Sportvereine gelten.
Zweifachstudium
Ein Studium, in dem parallel zur fachlichen Ausbildung die fundamentalen Kenntnisse des Sportjournalismus vermittelt werden, gibt es in Deutschland nicht. Studenten, die sich auf diesen journalistischen Fachbereich spezialisieren wollen, können allerdings während des Studiums bereits den Grundstein für die spätere journalistische Laufbahn legen. Sie haben etwa die Möglichkeit, Praktika in den einschlägigen Fachmedien zu absolvieren oder als freie Mitarbeiter für verschiedene Medien tätig zu sein. Der willkommene Nebeneffekt: Mit dieser Tätigkeit können sie ihr Budget während des Studiums aufbessern. Zudem knüpfen sie bereits jetzt wertvolle Kontakte, die ihnen später den beruflichen Einstieg erheblich erleichtern können.
Quereinstieg
Grundsätzlich ist der Quereinstieg in den Sportjournalismus, ebenso wie für alle anderen Bereiche des Fachjournalismus möglich. Weil es für diesen Fachbereich aber – anders als bei verschiedenen anderen Fachressorts – eine direkte Ausbildung an Journalistenschulen gibt, ist es unter Umständen etwas schwieriger, daraus den Haupterwerb zu machen.
Freie Mitarbeiter sind jederzeit willkommen
Die ersten Erfahrungen können angehende Sportjournalisten allerdings relativ einfach machen: Angesichts der Vielzahl an sportlichen Veranstaltungen und Events sind die Redaktionen in vielen Medien froh, wenn sie kompetente Freelancer finden, die ihnen den einen oder anderen Termin am Wochenende abnehmen können. Für Mitarbeiter, für die der Sportjournalismus eine gewisse Leidenschaft darstellt, bieten sich dadurch hervorragende Möglichkeiten für einen attraktiven Zuverdienst.
Der Umstieg in den Profijournalismus
Für Quereinsteiger gelten allgemein die selben Voraussetzungen wie für Journalisten, die direkt in diesen Beruf einsteigen wollen: Sie sollten sich relativ breit gefächert für das Thema Sport interessieren, können ihre Präferenz aber durchaus auf eine Sportart legen, benötigen eine schnelle Auffassungsgabe und sollten rasch Kontakte knüpfen können.
Nachdem auch im Sportressort mittlerweile sehr hohe Standards gelten, ist eine professionelle journalistische Ausbildung unerlässlich für Quereinsteiger, die komplett in diesen Bereich einsteigen wollen. Die entsprechende fachliche Ausbildung können sie etwa im Rahmen eines Fernstudiums erwerben. Dafür benötigen sie die allgemeine Hochschulreife, eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine mindestens dreijährige Berufserfahrung. Anschließend können sie die Grundlagen des Journalismus erlernen und sich bei einigen Anbietern sogar einen Schwerpunkt im Bereich des Sportjournalismus legen.