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FACHRESSORT LOKALES
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Aus- und Weiterbildung
Links zu fachspezifischen Aus- und Weiterbildungsangeboten im Ressort "Lokales".
- Deutsches Journalistenkolleg
- Lokaljournalismus an der Akademie der bayerischen Presse
- Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung
- BJS Berliner Journalisten-Schule
Fachliteratur
![]() von Horst Pöttker und Anke Vehmeier |
![]() von Martin Welker und Daniel Ernst |
![]() von Bundeszentrale für politische Bildung |
![]() von netzwerk recherche e. V. |
![]() von Sonja Kretzschmar, Wiebke Möhring und Lutz Timmermann |
Journalistenpreise
Hier finden Sie eine Übersicht an Journalistenpreisen im deutschsprachigen Raum zum Ressort "Lokales":
- Claudia-Hohmann-Preis für Lokaljournalismus
- Deutscher Lokaljournalistenpreis
- Ralf-Dahrendorf-Preis für Lokaljournalismus
- Schweizer Preis für Lokaljournalismus
- The Pulitzer Prizes
- Axel-Springer-Preis für junge Journalisten
Sie suchen nach weiteren Preisen einer bestimmten Mediengattung, zu einem bestimmten Fachgebiet oder nach attraktiven Stipendien? Der DFJV stellt Ihnen hierfür eine umfangreiche Datenbank relevanter Journalistenpreise zur Verfügung. So finden Sie schnell die für Sie wichtigen Journalistenpreise.
Medienangebote
Eine Zusammenstellung wichtiger Medienangebote zum Ressort "Lokales":
Ministerien
Für Ihre Recherche: die wichtigsten Ministerien zum Fachressort "Lokales":
- Baden-Württemberg: Staatsministerium Baden-Württemberg
- Bayern: Bayerische Staatskanzlei
- Berlin: Senatskanzlei (Berlin)
- Brandenburg: Brandenburgische Staatskanzlei
- Bremen: Senatskanzlei Freie Hansestadt Bremen
- Hamburg: Senatskanzlei Freie und Hansestadt Hamburg
- Hessen: Hessische Staatskanzlei
- Mecklenburg-Vorpommern: Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen: Niedersächsische Staatskanzlei
- Nordrhein-Westfalen: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
- Saarland: Staatskanzlei (Saarland)
- Sachsen: Sächsische Staatskanzlei
- Sachsen-Anhalt: Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
- Schleswig-Holstein: Staatskanzlei Schleswig-Holstein
- Thüringen: Thüringer Staatskanzlei
Veranstaltungen
Eine ressortspezifische Zusammenstellung von regelmäßig stattfindenden Messen und Veranstaltungen:
Verbände
Sie sind auf der Suche nach einem Fachverband für das Ressort "Lokales"? Hier finden Sie eine Übersicht:
- Verband Deutscher Lokalzeitungen e.V.
- Initiative Tageszeitung e.V.
- Istlokal - Netzwerk für lokale Journalisten
Portrait
Hier erhalten Sie einen Überblick über das Ressort "Lokales" und den Beruf "Lokaljournalist/in":
Berichterstattungsgegenstände
Der Lokaljournalismus beschäftigt sich mit allem, was sich im näheren, persönlichen Umfeld des Lesers ereignet. Das Ressort deckt von der Politik bis zum Sport alle Themen ab, über die üblicherweise in verschiedenen Ressorts berichtet werden. Es handelt sich also um ein klassisches Querschnittressort, in dem Generalisten statt Spezialisten gefragt sind. Die Journalisten, die im Lokalen arbeiten - das sind immerhin etwa ein Viertel der in Deutschland tätigen Journalisten - müssen also ein breit gefächertes Themenspektrum abdecken und sich schnell einarbeiten können.
Was die journalistischen Stilformen angeht, herrscht im Lokalen die größtmögliche Freiheit. Von der klassischen Nachricht bis hin zum Kommentar oder der Reportage ist jede Art der Berichterstattung im Lokalteil der Medien vertreten. Welche Form gewählt wird, hängt vom Thema ab: Für einen Veranstaltungshinweis wählt der Journalist eher die Form einer Nachricht, bei der Stadtratssitzung wird er sich eher auf die Rolle des neutralen Berichterstatters beschränken, während er einen Bericht über eine Ausstellung lokaler Künstler durchaus in Form einer Reportage verfassen kann. Beispielsweise kann er die Ausstellung vom Aufbau bis hin zur Vernissage als Reporter begleiten und seine Eindrücke schildern.
Fehlt die nötige Distanz?
Ein gravierender Unterschied zu den Kollegen aus anderen Ressorts ergibt sich aus den Lebens- und Arbeitsumständen des Lokaljournalisten. Denn er lebt in direkter Nähe zu den Protagonisten der Berichterstattung und begegnet diesen dadurch zwangsläufig auch im privaten Umfeld immer wieder. Durch diese fehlende räumliche Distanz ergibt sich insbesondere im Lokaljournalismus die Gefahr, dass Außenstehende versuchen können, auf die Berichterstattung Einfluss zu nehmen.
Rezipienten
Der typische Mediennutzer ist jeder, der sich für das Geschehen vor Ort interessiert und sich über Politik, Kultur und öffentliches Leben in seiner Gemeinde und den Nachbarkommunen informieren will. Es gibt allerdings einen deutlichen Unterschied darin, wer welche Mediengattung nutzt: Lokale Printmedien wie Tageszeitungen und Anzeigenblätter werden vorwiegend von einer älteren Leserschaft ab 45 Jahren aufwärts gelesen. Stadtmagazine, welche die lokale Medienlandschaft im Printbereich ergänzen, sind häufig auf eine bestimmte Zielgruppe ausgereicht. In Universitätsstädten etwa informieren sie gern junges Publikum über Konzerte und Veranstaltungen und greifen weitere Themen auf, die für diese Leserschaft interessant sind.
Lokalradios und regionale Fernsehsender hingegen werden von allen Altersschichten genutzt. Während sich die Zuschauer in regionalen Fernsehsendern gern abends über das Geschehen informieren, sind lokale Radiosender auch wegen ihres Serviceangebotes wie Verkehrsfunk beliebt. Sehr häufig senden regionale Radiosender in einem Verbund von mehreren Sendern und informieren den Hörer in den Nachrichten auch kurz über das Geschehen in Nachbarstädten. Regionale Fernsehsender bieten üblicherweise kein Vollprogramm wie die großen Sender an. Aktuelle Sendungen werden innerhalb eines bestimmten Zeitfensters ausgestrahlt und gegebenenfalls mehrfach wiederholt.
Jüngere Mediennutzer informieren sich dagegen eher im Internet über das lokale Geschehen. Ihnen steht ein großes Angebot an unabhängigen Lokalblogs sowie das Online-Angebot der etablierten Medien offen. Die Nutzer können sich hier bis zu einem gewissen auch einbringen und den Journalisten ein direktes Feedback geben. Eingebunden werden hier auch soziale Netzwerke, wo sich Journalisten durch die Diskussionen, die sich oft entwickeln, Anregungen für die künftige Berichterstattung holen können.
Bedeutung
Bis Ende der 1990er Jahre war der Lokaljournalismus eine klassische Domäne der Printmedien, vor allem der Tageszeitungen: Von insgesamt 351 Tageszeitungen in Deutschland (Stand 2009) handelte es sich 334 Titeln um lokale und regionale Tageszeitungen, deren wirtschaftliche Basis ebenfalls der Lokaljournalismus darstellt. Lediglich überregionale Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche, die taz oder überregionale Boulevardzeitungen wie Bild verzichten auf einen eigenen Lokalteil.
Gestärkt wurde der Lokaljournalismus auch vom Boom, den Anzeigenblätter ab 1970 erlebten. Diese konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung komplett auf das Lokale. Im Unterschied zu Tageszeitungen, die entweder als Kaufzeitungen erhältlich sind oder im Abonnement bezogen werden können, werden diese kostenlos an alle Haushalte im Verbreitungsgebiet verteilt. In zahlreichen Großstädten sind Anzeigenblätter sogar die wichtigsten Informationsquellen aus dem Bereich der Printmedien. So gibt es etwa in München für die verschiedenen Stadtteile eigene Stadtteilzeitungen, die sich ausschließlich auf ihren jeweiligen Bezirk konzentrieren.
Insgesamt hat der Lokaljournalismus für Printmedien die größte Bedeutung. Während bei Anzeigenblättern, in welchen die klassische Ressortaufteilung meist komplett fehlt, ausschließlich Lokaljournalisten arbeiten, sind bei Tageszeitung 60 Prozent aller Journalisten im Lokaljournalismus tätig. Auf den Hörfunk entfallen rund zehn Prozent der Journalisten, auf das Fernsehen etwa acht Prozent.
Die Bedeutung des Lokalen für Hörfunk und Fernsehen
Eine wesentliche Rolle für den Hörfunk spielt der Lokaljournalismus erst seit Mitte der 1980er Jahre, nachdem von mehreren Landesmedienanstalten Sendelizenzen für private Hörfunksender vergeben werden. Bei den überregionalen Sendern unterhalten lediglich die öffentlich-rechtlichen eigene Lokalredaktionen. Diese liefern vorwiegend Beiträge von Veranstaltungen oder Reportagen über typisches Brauchtum, die für bestimmte Sendungen gebraucht werden. Da es sich dabei meist um Special-Interest-Sendungen handelt, die eine bestimmte Zielgruppe erreichen, spielt der Lokaljournalismus für die breite Hörerschaft keine wesentliche Rolle.
Ähnliches gilt für überregionale Fernsehsender. Privatsender hingegen erhalten Beiträge eher von freien Mitarbeitern oder schicken eigene Teams zur Berichterstattung vor Ort, wenn ein Thema für sie interessant ist. Während der 1990er Jahre erlebte der Lokaljournalismus durch die Gründung zahlreicher Regionalsender einen gewissen Boom. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit allerdings eher auf Ballungsräume.
Das Web stärkt die Bedeutung des Lokaljournalismus
Das Web und die neuen Medien stärken seit einigen Jahren die Bedeutung des Lokaljournalismus. Während sich die etablierten Medien aus Kostengründen bis zu einem gewissen Grad von der Präsenz vor Ort zurückziehen, erleben Lokalblogs einen regelrechten Boom. So gründete etwa 2003 der Betriebswirt Philipp Schwörbel die "Prenzlauer Berg Nachrichten", weil ihm selbst Nachrichten über das politische Geschehen im Bezirk in den vorhandenen Berliner Medien fehlten.
Einen gewissen Kultstatus in der Bloggerszene haben sich die Journalisten Hardy Prothmann mit seinem Rheinneckarblog und Stefan Aigner mit Regensburg Digital erarbeitet. Beide haben ihre Netzzeitungen im Raum Mannheim und Regensburg gegründet, weil ihnen das Angebot der örtlichen Medien zu stromlinienförmig erschien. Sie greifen vor allem brisante Themen auf, die anderweitig aus verschiedenen Gründen in der Lokalpresse nicht erscheinen. Dabei arbeiten sie häufig investigativ und sorgten dadurch in der Vergangenheit des Öfteren für überregionales Medienecho.
Weil ein Großteil der Lokalblogs nicht von journalistischen Profis betrieben wird sehen Medienwissenschaftler in ihnen einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung des sogenannten Graswurzeljournalismus. Dabei handelt es sich um eine Form des Journalismus, der es Bürgern ermöglicht, an gesellschaftlichen Diskussionen teilzuhaben. Stadtteilzeitungen, die in Deutschland während der 1970er und 1980er Jahre weit verbreitet waren, gelten als Vorläufer. Wie die heutigen Lokalblogs verstanden sie sich als eine Art Gegenöffentlichkeit.
Fokus Deutschland
Die ressortspezifische Berichterstattung unterscheidet sich nicht in Deutschland nicht grundsätzlich von der in anderen Ländern. Eine gewisse Sonderform des Lokaljournalismus hat sich lediglich im spanischsprachigen Raum entwickelt: In den touristischen Hochburgen und in Orten, an welchen ein hoher Anteil an deutschen Auswanderern lebt, haben sich lokale Medien etabliert, welche genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind. Thema sind häufig Tipps zum Leben in Spanien, Erfahrungsberichte von Auswanderern oder Veranstaltungshinweise, die für Urlaubsgäste interessant sind.
Qualitätskriterien
Wie in allen Ressorts gibt es auch im Lokaljournalismus teilweise erhebliche Qualitätsunterschiede. Für den Nutzer lässt sich die Qualität in diesem Ressort allerdings erheblich leichter einschätzen als etwa in der Wirtschaft oder der Politik. So gilt eine reine Berichterstattung von Terminen ebenso als Anzeichen für eine schlechte Qualität wie die unkritische Übernahme von Mitteilungen, die von öffentlichen Verwaltungen oder Betrieben an die Redaktion gegeben werden. Ebenso, wenn in den Berichten kaum Hintergrundinformationen gegeben wird, die lokale Elite extrem stark im Lokalteil vertreten.
Eine qualitativ hochwertige Berichterstattung lässt sich im Lokaljournalismus etwa daran erkennen, dass der Anteil an eigenrecherchierten Themen sehr groß ist und die jeweiligen Themen unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Weil die Gefahr angesichts der räumlichen Nähe der Journalisten zu den Akteuren des öffentlichen Lebens sehr groß ist, dass sich die Berichterstattung ins Negative hin verändert, beschäftigen sich verschiedene Einrichtungen mit der Förderung dieses Ressorts. Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet - ebenso wie die Initiative Tageszeitung e.V. - etwa seit Mitte der 1970er Jahre verschiedene Publikationen und Seminare an, in welchen sich Lokaljournalisten fortbilden können. Zusätzlich gibt die Bundeszentrale für politische Bildung außerdem seit 1981 mit der Drehscheibe eine Publikation heraus, die sich an Lokaljournalisten wendet und sehr oft als Ideengeber für die eigene Berichterstattung fungiert.
Ein Preis für gute Qualität
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Preisen für herausragenden Lokaljournalismus. Als renommiertester gilt der Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dieser wird allerdings nicht an einzelne Journalisten, sondern an Zeitungen vergeben. Diesen Preis vergibt die parteinahe Stiftung im Rahmen ihres Auftrags, die politische Bildung zu fördern.
Faszination
Die besondere Faszination macht für zahlreiche junge Journalisten die Tatsache aus, dass sie sich nicht thematisch auf ein Spezialgebiet festlegen müssen, sondern ein breites Spektrum an Themen bearbeiten. Sie können im Lokaljournalismus unter realen Arbeitsbedingungen testen, ob sie zu einem bestimmten Bereich im journalistischen Alltag einen besonderen Bezug haben und sich im Laufe der Zeit spezialisieren. Aus diesem Grund dient der Lokaljournalismus vielen jungen Journalisten auch als Sprungbrett für eine Tätigkeit in einem der Mantelressorts oder in einem Fachmedium.
Anders als viele Kollegen aus den Mantelressorts arbeitet der Lokaljournalist nicht ausschließlich vom Schreibtisch aus. Ein wesentlicher Aspekt der Tätigkeit besteht darin, dass der Lokaljournalist selbst vor Ort recherchiert, oft auch die Bildberichterstattung übernimmt. Die klassische Tätigkeit des Lokaljournalisten lässt sich also bis zu einem gewissen Grad mit der des Reporters vergleichen.
Rollenverständnis
In keinem Ressort nimmt der Journalist so viele Rollen ein, wie im Lokaljournalismus. Welche Rolle aktuell gefragt ist, hängt in erster Linie vom jeweiligen Thema ab.
Der Lokaljournalist als Informierer
Als Informierer tritt der Lokaljournalist vor allem dann auf, wenn er Nachrichten veröffentlicht. Das können Veranstaltungshinweise ebenso sein, wie aktuelle Informationen von Behörden, beispielsweise die aktuellen Termine für die Müllabfuhr in den verschiedenen Orten. In diesem Fall bearbeitet der Lokaljournalist lediglich die Informationen, die ihm von außen zur Verfügung gestellt werden.
Der Lokaljournalist als Erklärer und Übersetzer
Als Erklärer oder Übersetzer tritt der Lokaljournalist vor allem dann auf, wenn er Zusammenhänge aus Behörden und Verwaltungen erklären muss. Ein klassisches Beispiel dafür sind Sitzungen des Stadt- oder Gemeinderates, über die im Lokaljournalismus regelmäßig berichtet wird. Hier stehen oft sehr komplexe Themen auf der Tagesordnung, die den Bürger direkt betreffen. Etwa, wenn neue Bau- oder Gewerbegebiete ausgewiesen werden, über öffentliche Gebühren verhandelt wird oder der jährliche Haushalt aufgestellt wird. Die Aufgabe des Journalisten besteht dann darin, den Zusammenhang zu erklären und das oft verwendete Behördendeutsch verständlich zu erläutern.
Der Lokaljournalist als Aufklärer
Auch in die Rolle eines Aufklärers kann der Lokaljournalist schlüpfen. Die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf das SEPA-Verfahren zum 1. Februar 2014 etwa war ein Thema, das auch im Lokaljournalismus berücksichtigt wurde, weil neben den Verbrauchern auch Vereine und Unternehmen betroffen waren. Die Gründe für dieses im Euroraum einheitliche Zahlungsverfahren wurden außerhalb der Medien jedoch nur unzureichend behandelt.
In seiner Rolle als Aufklärer begibt sich der Journalist aber sehr oft auf dünnes Eis. Das gilt vor allem dann, wenn es um politisch sensible Themen wie die Ausweisung eines Naturschutzgebietes geht. Als Beispiele für lokale Themen, bei welchen ein hoher Aufklärungsbedarf bestand, waren die geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf in den 1980er Jahren oder die Einrichtung des Nationalparks Bayerischer Wald in den 1970er Jahren. Im erstgenannten Fall wurde die betroffene Bevölkerung im Hinblick auf das Gefährdungspotenzial, das von einer WAA ausgehen kann, sensibilisiert. Bei derartigen Themen läuft der Lokaljournalist sehr schnell Gefahr, von Befürwortern oder Gegnern vereinnahmt zu werden.
Der Lokaljournalist als Entertainer
In die Rolle des Entertainers schlüpft der Lokaljournalist lediglich zu besonderen Anlässen. Die Faschingszeit etwa bietet ihm die Möglichkeit, anhand der zahlreichen Faschingszüge einen Jahresrückblick der besonderen Art zu präsentieren. Themen dieser Umzüge sind ja meist lokale Geschehnisse aus dem vergangenen Jahr.
Entertainerqualitäten beweisen Lokaljournalisten außerdem vor allem in Lokalblogs. Eine beliebte Art der Berichterstattung sind hier Videos, in welchen die Berichterstatter auch gern in verschiedene Rollen schlüpfen, um Ereignisse humoristisch zu kommentieren.
Der Lokaljournalist als Kritiker
Die klassische Funktion als Kritiker erfüllt der Lokaljournalist, wenn er über kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen, Buchpräsentationen oder Lesungen berichtet. Er stellt in diesem Fall nicht nur den oder die Künstler und das Werk vor, sondern nimmt es auch kritisch unter die Lupe.
Auch in der politischen Berichterstattung nimmt der Lokaljournalist gelegentlich die Rolle des Kritikers ein. Das trifft meist dann zu, wenn Kommunalpolitiker eine Entscheidung durchfechten wollen, die in der Bevölkerung umstritten ist.
Der Lokaljournalist als Anwalt
Eher selten tritt der Lokaljournalist als Anwalt des Mediennutzers auf. Diese Rolle nimmt er am ehesten dann ein, wenn er Verbraucherschutzthemen bearbeitet und auf konkrete Fallbeispiele aus dem Verbreitungsgebiet seines Mediums zurückgreifen kann.
Beschäftigungsformen
Seit jeher arbeiten Redaktionen im Lokaljournalismus mit einem Mix aus festen und freien Mitarbeitern. Vor allem aus Zeitgründen sind die Redakteure darauf angewiesen, dass ihnen freie Mitarbeiter zuliefern. Von dieser Abhängigkeit sind vor allem Zeitungen und Anzeigenblätter betroffen. Hier erwarten die Leser, dass die zahlreichen Veranstaltungen in der Region berücksichtigt werden, die oft von Vereinen organisiert werden. Darauf zu verzichten, können sich die Zeitungen schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten, weil neben zahlreichen Abonnenten oft auch wichtige Anzeigenkunden hinter den Veranstaltungen stehen. Der Trend hin zur Berichterstattung durch freie Mitarbeiter dürfte sich in Zukunft sogar noch verstärken, da verschiedene Zeitungen ihre Lokalredaktionen bereits zusammengelegt haben und die Zahl der festangestellten Redakteure auch im Lokaljournalismus eher rückläufig ist.
Fachfremd oder mit Ausbildung?
Während bei den Printmedien der Anteil an freien Mitarbeitern, die keine journalistische Ausbildung genossen haben, relativ hoch ist, arbeiten Hörfunk und Fernsehen fast ausschließlich mit professionellen Journalisten zusammen. Das hat nicht zwangsläufig qualitative Gründe, sondern liegt auch daran, dass Radio- und Fernsehjournalisten erheblich mehr teures Equipment benötigen, das sich der Laie nicht unbedingt kaufen möchte.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Der größte Vorteil, den der Lokaljournalismus bietet, besteht darin, dass Journalisten in diesem Ressort fast jederzeit eine Beschäftigungsmöglichkeit finden können. Als wichtigste Arbeit- und Auftraggeber gelten Printmedien.
Sofern die Journalisten das nötige Equipment besitzen, können sie jedoch auch für Hörfunk- und Fernsehsender arbeiten. Eine weitere Alternative für Lokaljournalisten stellt die Tätigkeit für Nachrichtenagenturen dar. Sofern die Journalisten in einer Region arbeiten, in der es genügend Stoff auch für überregionale Berichterstattung bieten, können sie sich damit zumindest ein attraktives zweites Standbein schaffen.
Berufsaussichten
Vor allem im Lokaljournalismus sind die Berufsaussichten auch langfristig hervorragend. Zwar erleben Printmedien als wichtigste Mediengattung im Bereich des Lokaljournalismus aktuell einen relativ starken Strukturwandel. Jedoch haben sich zwischenzeitlich, gestärkt durch den Boom der Neuen Medien, zahlreiche neue Formen des Lokaljournalismus entwickelt, sodass sich das Tätigkeitsfeld wohl eher noch ausweiten dürfte. Erfolgreiche Lokalblogs haben gezeigt, dass sich engagierte Journalisten im Netz eine sichere Basis für ein geregeltes Einkommen erarbeiten können.
Themenfindung
Ähnlich wie in den Mantelressorts werden auch dem Lokaljournalisten viele Themen von außen vorgegeben. Der Lokaljournalist wird zwar nicht von Nachrichtenagenturen mit aktuellen Themen und Anregungen versorgt. Dafür ist die Redaktion im Verteiler der örtlichen Behörden, Vereine, Verbände und Unternehmen. Allein durch diese Nachrichten und Termine ergibt sich ein großer Teil der Themen, die in der Berichterstattung berücksichtigt werden.
Spezialisten im Querschnittsressort
Sehr viel stärker als in anderen Ressorts ergibt sich die Themenfindung im Lokaljournalismus im persönlichen Gespräch durch die Präsenz vor Ort. Denn obwohl in der Lokalredaktion prinzipiell jeder Mitarbeiter für alles zuständig ist, haben sich die Mitarbeiter meist auf einen bestimmten Bereich spezialisiert. Sie können die Aufgaben entweder nach thematischen oder regionalen Gesichtspunkten aufteilen. Im ersten Fall kümmert sich ein Journalist hauptsächlich um Vereine, ein Kollege um Kommunalpolitik, weitere Kollegen bearbeiten die Bereiche Wirtschaft und Sport.
Weitaus üblicher ist allerdings die regionale Aufteilung, wonach ein Redakteur für mehrere Gemeinden zuständig ist. Dadurch lassen sich terminliche Überschneidungen leichter vermeiden. Darüber hinaus ist auch die Urlaubsvertretung gewährleistet, wenn alle Kollegen in alle Arbeitsbereiche eingearbeitet sind. Freie Mitarbeiter, die Termine wahrnehmen sollen, arbeiten in den meisten Fällen ebenfalls nach dem Schema dieser Aufteilung. Sie genießen allerdings etwas mehr Freiheiten, was ihre bevorzugten Themen angeht.
Eine Vielzahl an Themen ergibt sich im Lokaljournalismus einfach dadurch, dass der Journalist bei Terminen mit den Menschen ins Gespräch kommt. Themenvorschläge und Anregungen werden bei dieser Gelegenheit auch eher direkt an die Journalisten herangetragen.
Recherche
Der Lokaljournalist muss für die Recherche sehr viel stärker vor Ort präsent sein als die Kollegen aus anderen Ressorts. Vielfach schildern sie den Ablauf eines Termins als neutrale Beobachter. Auch bei Katastrophen oder Unfällen sind sie häufig vor Ort und schildern anschließend zusätzlich zum neutralen Hergang des Geschehens ihre persönlichen Eindrücke. Im Anschluss an einen Termin ergibt sich zudem oft die Gelegenheit, einen der Verantwortlichen zu einem anderen Thema zu befragen.
Trotzdem gelten auch für Lokaljournalisten die Grundsätze der journalistischen Sorgfaltspflicht. Sofern es erforderlich ist, müssen sie eine Gegenrecherche durchführen und den Beitrag erst veröffentlichen, wenn er journalistischen Maßstäben genügt.
Darstellungsformen
Im Lokaljournalismus - gleich in welcher Mediengattung - gilt der Grundsatz, dass die Texte so einfach wie möglich verfasst sein müssen. Schließlich sind die Mediennutzer in keinem anderen Ressort so breit gefächert, der einfache Arbeiter gehört ebenso zur Zielgruppe wie der Akademiker. Falls Journalisten Fachbegriffe verwenden, was sich bei bestimmten Themen nicht vermeiden lässt, müssen diese zumindest erläutert werden, um das Verständnis für möglichst jeden Mediennutzer zu gewährleisten.
Mediengattungen
Eine gewisse Rolle spielt der Lokaljournalismus in allen Mediengattungen, die Gewichtung ist jedoch höchst unterschiedlich. Als Domänen des Lokaljournalismus gelten Print- und Onlinemedien.
Lokaljournalismus in den Printmedien
Dass der Lokaljournalismus in den Printmedien die größte Rolle spielt, hat sowohl historische als auch wirtschaftliche Gründe. Denn die meisten der mehr als 300 Tageszeitungen mit Lokalteil sind ursprünglich aus Lokalzeitungen hervorgegangen. Auch der Großteil der Anzeigenkunden schaltet seine Werbung nicht im überregionalen Teil, sondern im Lokalen, wo sie ihre Kunden am besten erreichen.
Der Lokalteil ist bei regionalen Tageszeitungen am ausführlichsten vertreten. Sie berichten zumindest in unregelmäßigem Turnus aus allen Gemeinden des Verbreitungsgebietes. Anzeigenblätter, die üblicherweise in einem wöchentlichen Turnus erscheinen, treffen dagegen eine etwas strengere Vorauswahl und nehmen nur die wichtigsten Ereignisse ins Blatt auf.
Lokaljournalismus im Radio
Die Berichterstattung über lokale Ereignisse erfolgt sowohl in lokalen als auch in überregionalen Radiosendern. Während erstere nahezu so umfangreich berichten wie die Tageszeitungen, berichten Letztere nur dann über Lokales, wenn das Ereignis auch überregional von Interesse ist.
Eine Ausnahme bilden Special-Interest-Sendungen. So wird beispielsweise zu Feiertagen gern über besondere Bräuche, die irgendwo im Sendegebiet gepflegt werden, beleuchtet. Eine Einschränkung bringt allerdings das Medium Radio mit sich. Die Frage, die sich Journalisten stellen müssen, lautet: Lässt sich das Thema hörergerecht aufbereiten?
Lokaljournalismus im Fernsehen
Bei überregionalen Fernsehsendern sind es vor allem die öffentlich-rechtlichen, die auch gerne über lokale Themen berichten. Die Berichterstattung erfolgt nach ähnlichen Kriterien wie beim Radio: Das Thema sollte inhaltlich zu einer Sendung passen. Für einen eigenen Beitrag, etwa in den Nachrichten, eignen sich lokale Ereignisse in den seltensten Fällen.
Regionale Fernsehsender, die meist ein größeres Sendegebiet abdecken als eine Stadt und ihr unmittelbares Umland, wählen die Themen nach ähnlichen Kriterien aus wie Anzeigenblätter. Für sie trifft eher die Bezeichnung Regionalberichterstattung zu, weil sie aus den lokalen Ereignissen nur die herausragenden Themen aufgreifen.
Onlinejournalismus
Generell haben Lokaljournalisten im Onlinejournalismus wesentlich mehr Freiheiten als bei den klassischen Medien. Das trifft auch dann zu, wenn es sich um die Onlineangebote von Zeitungen oder Sendern handelt. Diese nutzen die Online-Präsenz gerne, um aktuelle Meldungen, die in der nächsten Printausgabe schon veraltet wären, zu veröffentlichen. Aber auch die Top-Themen der kommenden Ausgabe werden gern kurz angerissen, natürlich erfolgt ein Verweis, dass in der kommenden Printausgabe ein ausführlicher Bericht folgt, was eine günstige Werbung zur möglichen Gewinnung neuer Abonnenten darstellt.
Zeitungen und Sender nutzen den Onlinejournalismus außerdem als gute Gelegenheit, um in direkten Kontakt mit den Lesern, Hörern und Zuschauern zu treten. Denn die Hemmschwelle, einen Kommentar direkt unter einem Beitrag zu posten oder sich an einer Diskussion in Sozialen Medien zu beteiligen, ist wesentlich geringer, als etwa einen Leserbrief zu schreiben.
Ein neues Medium etabliert sich
Mit Lokalblogs hat sich im Onlinejournalismus in den vergangenen Jahren eine komplett neue Mediengattung etabliert. Vertreten sind Profis hier ebenso wie Amateure. Während die einen nach strengen journalistischen Kriterien arbeiten, versuchen sich journalistische Laien auch gern an eher unüblichen Stilformen. Beispielsweise dadurch, dass sie lokaljournalistische Themen in einem Videoblog kabarettistisch aufarbeiten oder generell ihre persönliche Meinung in die Berichterstattung einfließen lassen. Einheitliche Standards haben sich in diesem Bereich des Onlinejournalismus bislang nicht etabliert.
Fotojournalismus
Im Printbereich ist es üblich, dass Lokaljournalisten die Bildberichterstattung für ihre Beiträge übernehmen. Eigene Fotojournalisten gibt es allenfalls in großen Lokalredaktionen, wo auch gewährleistet werden kann, dass der Fotojournalist ausgelastet ist.
Medienangebote
Eine herausragende Lokalberichterstattung lässt sich lediglich im Printbereich und im Onlinejournalismus feststellen. Lokalradios und regionale Fernsehsender spielen in der deutschen Medienlandschaft eine eher untergeordnete Rolle.
Der beim Südkurier, einem Preisträger des Journalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung handelt es sich um eine Regionalzeitung am nordwestlichen Bodensee. Insgesamt unterhält der Südkurier in seinem Verbreitungsgebiet 19 Lokalredaktionen.
Beim Weserkurier handelt es sich um die erste Lizenzzeitung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Bremen erscheinen durfte. Heute ist der Weser Kurier Teil der Bremer Tageszeitungen AG, unter deren Dach auch die Bremer Nachrichten und die Verdener Nachrichten erscheinen.
Das Hamburger Abendblatt ist ein Titel der Axel Springer AG, der vorwiegend aus Hamburg und dem Umland berichtet. Für sechs Regionen rund um Hamburg erscheinen außerdem eigene Regionalteile.
Bei Radio Gong handelt es sich um das erste private Lokalradio, das in Bayern eine Sendelizenz erhalten hatte. Seit 24. Mai 1985 sendet Radio Gong auf einer terrestrischen Frequenz, damit gehört er zu Deutschlands ältesten privaten Radiosendern.
Radio Dresden ist seit dem 9. Mai 1993 on Air. Damit ist der Sender Sachsens ältester lokaler Radiosender, der eine Berichterstattung rund um die Uhr anbietet.
Regionale Fernsehsender strahlen ihr Programm in allen größeren Ballungsräumen Deutschlands aus. Eine vollständige Übersicht der Regionalsender ist auf der Seite des Helpdesks von Kabel Deutschland zu finden.
Die Prenzlauer Berg Nachrichten wurden in Berlin gegründet, weil sich die etablierten Medien der Bundeshauptstadt immer mehr aus der lokalen Berichterstattung zurückgezogen hatten. Berichte für diesen Lokalblog liefern sowohl Journalisten als auch engagierte Laien.
Der Rheinneckarblog berichtet aus der Region Rhein-Neckar. Initiator und Chefredakteur Hardy Prothmann legt wert auf eine kritische Berichterstattung. Dieser Lokalblog finanziert sich durch Werbeeinnahmen und über einen Freundeskreis.
Der Lokalblog Regensburg Digital verspricht unabhängigen Journalismus aus Regensburg. Chefredakteur Stefan Aigner sorgt durch seine kritische Berichterstattung regelmäßig bundesweit auch in der etablierten Medienlandschaft für Aufsehen.
Historie
Wohl kein anderes Ressort ist so eng mit der Geschichte des neuzeitlichen Medienwesens verwoben wie der Lokaljournalismus. Und wohl kein anderes Ressort spiegelt den aktuellen Zeitgeist so umfassend wieder. Denn schon kurz nach der Erfindung der beweglichen Lettern durch Johannes Guttenberg informierten Flugblätter lange bevor die ersten regelmäßigen Zeitungen erschienen, über aktuelle, bevorstehenden Ereignisse vor Ort. Eine besondere Bedeutung kam ihnen vor allem während der Reformation und während der Zeit der Revolutionen zu. In den Tageszeitungen - als erste Tageszeitung Deutschlands gelten die Einkommenden Zeitungen aus Leipzig, die ab 1. Juli 1650 werktäglich erschienen - spielte der Lokaljournalismus zunächst eine untergeordnete Rolle. Allenfalls Hochzeitsnachrichten, Todesanzeigen und amtliche Bekanntmachung wurden in der Tageszeitung veröffentlicht.
Die Leser, welche sich eine Zeitung leisten konnten und des Lesens mächtig waren, interessierten sich mehr dafür, was in der weiten Welt geschah. Dies änderte sich erst, als sich die neuen Medien Radio und Fernsehen verbreiteten. Diese konnten sehr viel schneller auf Ereignisse reagieren und sogar live von herausragenden Ereignissen berichten. Die Tageszeitungen verlagerten die Berichterstattung zunehmend in Richtung Lokaljournalismus.
Die Blütezeit: nach dem Zweiten Weltkrieg
Dass der Lokaljournalismus nach dem Zweiten Weltkrieg eine wahre Blütezeit erlebte, hat mehrere Gründe. Maßgeblich verantwortlich dafür sind neben den politischen Entscheidungen der Besatzungsmächte auch gesellschaftliche Entwicklungen.
Politische Gründe
Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigten Verleger eine Lizenz durch die Besatzungsmächte, um eine Zeitung herausgeben zu dürfen. US-Amerikaner, Briten und Franzosen wollten dadurch verhindern, dass die als politisch belastet geltenden Herausgeber, die während des Dritten Reiches Zeitungen publiziert hatten, weiterhin eine Rolle in der Medienlandschaft spielten. Diese galten in Bezug auf die Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda als vorbelastet. Die USA begannen schon vor Kriegsende mit den Vorbereitungen, Deutsche Zeitungen zu lizenzieren, indem sie die Druckerei beschlagnahmten in welcher zuvor der Aachener Anzeiger produziert worden war. Die erste Zeitung, die im Nachkriegsdeutschland erschien, waren deshalb die Aachener Nachrichten, die seit 24. Januar 1945 erscheinen. Weitere Lizenzen folgten für die Braunschweiger Zeitung, die Stuttgarter Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, das Badener Tagblatt, die Saarbrücker Zeitung und den Südkurier. Diese Lizenzpflicht endete am 21. September 1949.
Gesellschaftliche Gründe
In den Vorkriegsjahren herrschte nur eine geringe Mobilität unter der Bevölkerung Deutschlands. Die Menschen lebten in unmittelbarer Nähe zu ihrem Arbeitsplatz, kannten sich untereinander und waren bestens darüber informiert, was sich in ihrer Nachbarschaft ereignete. Das änderte sich durch die Ströme an Flüchtlingen aus den einstigen Ostgebieten des Deutschen Reiches. Deutsche, die aus polnischen und tschechischen Regionen stammten, flohen vor der sowjetischen Besatzungsmacht und ließen sich im Westen nieder.
Zudem mussten vor allem in den Jahren des Wirtschaftswunders zahlreiche Arbeitnehmer zu ihren Arbeitsplätzen pendeln oder mit ihren Familien umziehen. Sie waren ebenso, wie die sogenannten Aussiedler, in ein gesellschaftliches Umfeld eingebettet, in dem sie erst Kontakte schaffen mussten. Doch weil sie sich natürlich ebenfalls informieren wollten, entstand ein Markt für Lokaljournalismus.
Lokalzeitungen schließen sich zusammen
Bei den Zeitungsgründungen in den ersten Nachkriegsjahren, vor allem nachdem die Lizenzpflicht gefallen war, handelte es sich zum größten Teil um Lokalzeitungen. Diese konnten sich jedoch vor allem in kleinen und überschaubaren Wirtschaftsräumen nicht allzu lange auf dem Markt behaupten: Die Leser verlangten von ihrer Zeitung nicht nur Berichte aus dem Lokalen, sondern wollten auch über das Weltgeschehen informiert werden. Die Produktion eines Mantelteils lohnte sich für sie wirtschaftlich nicht, zumal das Verbreitungsgebiet auch für viele Anzeigenkunden zu klein war, als dass sich Inserate gelohnt hätten. Der Großteil der Lokalzeitungen wurde entweder von größeren Konkurrenten aufgekauft oder die Herausgeber schlossen sich zu einem größeren Verbund zusammen. Zwar erscheinen sie bis heute unter ihrem alten Namen, es handelt sich dabei aber um sogenannte Kopfblätter. Bei diesen wird der Mantelteil vom Hauptblatt produziert, während der Lokalteil noch eigenproduziert wird.
Anzeigenblätter beleben den Lokaljournalismus
Eine wesentliche Belebung erlebte der Lokaljournalismus durch den Gründungsboom an Anzeigenblättern ab 1970. Im Gegensatz zu Tageszeitungen finanzieren sich Anzeigenblätter ausschließlich über Werbung und werden gratis an nahezu alle Haushalte in ihrem Verbreitungsgebiet kostenlos verteilt. Damit erreichen Anzeigenblätter nahezu die gesamte Bevölkerung. In erster Linie nutzen die Leser von Anzeigenblättern vor allem als Informationsquelle für Konsumtipps, wie eine aktuelle Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie 2013 ergab. Der redaktionelle Teil ist für viele Leser von Anzeigenblättern ein willkommenes Zusatzangebot.
Lokaljournalismus in der Krise?
Die Krise der Tageszeitungen, die sich etwa seit Anfang der 1990er Jahre abzeichnet und mit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau 2013 einen dramatischen Höhepunkt erlebte, wird gern mit einer Krise des Lokaljournalismus gleichgesetzt. Diese Argumentation greift allerdings viel zu kurz, denn geändert hat sich schlicht und einfach das Nutzerverhalten. Die morgendliche Zeitungslektüre ist vor allem für die jüngere Generation kein liebgewordenes Ritual, das zum Tagesablauf gehört. Sie beziehen ihre Informationen aus anderen Quellen wie dem Lokalradio, dem Regionalfernsehen, aus Stadtmagazin oder seit einigen Jahren eben aus dem Internet. Tageszeitungen erleben wie alle Medien generell einen Strukturwandel, durch den sie gezwungen sind, sich an die geänderten Nutzergewohnheiten anzupassen.
Die Krise als Chance sehen?
Für die etablierten Zeitungen, die neben rückläufigen Anzeigengeschäft und sinkenden Verkaufszahlen - im Schnitt sank die Auflage um etwa zwei Prozent pro Jahr - kämpfen, hat diese Entwicklung dramatische Folgen: Während die Erlöse im Vertrieb sinken, erzielen sie niedrigere Erlöse im Anzeigengeschäft. Der Grund: Der Anzeigenpreis orientiert sich an der Auflage.
Die etablierten Medien haben darauf reagiert, indem sie ihre Online-Präsenz massiv ausgebaut haben. So ist die Schweriner Volkszeitung seit dem 5. Mai 1995 im Internet vertreten. Mittlerweile gibt es kaum ein Medium, das darauf verzichten kann. Obwohl meist nur ein Teil des Angebotes eingesehen werden kann und die User entweder ein Abonnement brauchen oder bezahlen müssen, wenn sie die Artikel komplett lesen wollen, ist es noch keinem Verlag gelungen, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Ausblick
Die aktuelle Entwicklung im Netz zeigt, dass die Interesse der User an lokalen Themen ungebrochen ist. Neben Lokalblogs, die ganz oder teilweise von Profijournalisten betreut werden, hat sich eine ganze Reihe von sogenannten Bürgerblogs und Watchblogs etabliert, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, aktuelle Entwicklungen kritisch zu beobachten und zu begleiten.
Diese Entwicklung zeigt aber auch, dass viele Nutzer gerade im Lokaljournalismus mit der Berichterstattung durch die etablierten Medien unzufrieden sind. Für junge und engagierte Journalisten mit einer fundierten Ausbildung ergeben sich also hervorragende Chancen, in bestehende Projekte einzusteigen oder ein eigenes Projekt auf dem Markt zu etablieren. Zumindest dann, wenn sie in ihrem Medium einen qualitativ hochwertigen Journalismus gewährleisten können.
Wie lässt sich die Finanzierung stemmen?
Das größte Problem dieser Projekte stellt die Finanzierung dar. Denn selbst etablierte Blogs mit hohen Zugriffszahlen erwirtschaften gerade einmal so viel Umsatz, dass journalistische Profis, die sich hier engagieren, oft erhebliche Abstriche beim Honorar machen müssen. Die Betreiber bieten zwar Werbeplätze an und arbeiten mit der Unterstützung von Vereinen oder Förderkreisen, nutzen aber noch nicht alle finanziellen Möglichkeiten, welche das Netz bietet. Luft nach oben besteht also vor allem für Journalisten, die nicht nur mit einem hohen journalistischen Anspruch, sondern - gegebenenfalls mit einem Partner - auch mit Geschäftssinn an ihr Projekt herangehen.
Allgemeine Hinweise
In erster Linie braucht ein guter Lokaljournalist folgende Eigenschaften: eine schnelle Auffassungsgabe, Kontaktfreudigkeit und einen Riecher dafür, welche Themen seine Zielgruppe wohl interessieren könnte. Weil sich der Lokaljournalist mit einem breiten Themenspektrum von Kommunalpolitik bis hin zu Sport beschäftigen muss, sollte es ihm relativ leicht fallen, sich in einen neuen Bereich, in dem er kein Hintergrundwissen besitzt, einzuarbeiten. Grundsätzlich sollte er also neugierig und aufgeschlossen für Neues sein.
Der junge Lokaljournalist darf außerdem keine Scheu davor haben, auf fremde Menschen zuzugehen und seine Fragen zu stellen. Das fällt vielen in der relativen Anonymität am Telefon oder per Mail einfacher als bei einem persönlichen Gegenüber. Der Lokaljournalist verbringt im Gegensatz zu den Kollegen aus anderen Ressorts einen Großteil seiner Zeit bei der Recherche vor Ort.
Der gute Riecher ist vor allem dann gefragt, wenn der Lokaljournalist ein eigenrecherchiertes oder brisantes Thema angeht. So muss er bereits die Recherche im Hinblick darauf angehen, was der Mediennutzer wohl vielleicht erfahren möchte.
Volontariat
Junge Journalisten, die sich auf den Lokaljournalismus konzentrieren wollen, sollten ihr Volontariat bei einer Regionalzeitung absolvieren. Der Grund dafür: Die meisten der 331 Regionalzeitungen Deutschlands unterhalten mindestens einen eigenen Lokalteil. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle für die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Durch die Rotation durch verschiedene Ressorts während des Volontariats bekommen angehende Lokaljournalisten hier den besten Einblick in das Ressort, in dem sie künftig arbeiten wollen. Im Idealfall haben sie vor ihrer Ausbildung als freie Mitarbeiter oder im Rahmen eines Praktikums schon vor ihrer Ausbildung Redaktionsluft geschnuppert. Dadurch haben sie möglicherweise erste Kontakte, die beim Einstieg helfen können und erste Referenzen für die Bewerbungsmappe gesammelt.
Andere Mediengattungen empfehlen sich für das Volontariat weniger, wenn der Volontär später im Lokaljournalismus arbeiten möchte. Hier hat er zu wenig Kontakt zum Ressort und kann nicht ausreichend Erfahrungen sammeln. Als Ausnahme dürfen lediglich Lokalradios und regionale Fernsehsender gelten, die jedoch vergleichsweise wenige Volontariatsstellen anbieten.
Welches Studium bereitet am besten auf den Beruf vor?
Studenten, die im Anschluss an das Volontariat eine Karriere in einem der Mantelressorts oder als Fachjournalist anstreben, sollten ein Studienfach wählen, das fachlich in die Richtung des Wunschberufes geht. Angehende Lokaljournalisten dagegen haben eine etwas größere Wahlfreiheit. Da sie später als Generalisten arbeiten, können sie das Studienfach auch eher im Hinblick auf ihre persönlichen Interessen auswählen. Beliebte Fächer sind Journalistik, Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaft sowie Sozialwissenschaften oder ein wirtschaftlicher Studiengang.
Zahlreiche angehende Lokaljournalisten verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen, indem sie während des Studiums für eine oder mehrere Redaktionen als freie Mitarbeiter tätig sind. Während des Studiums sind zahlreiche Studenten ohnehin auf einen Nebenjob angewiesen, um sich das Studium finanzieren zu können. Studentenstädte bieten meist ein relativ großes Medienangebot an, sodass Studenten hier relativ einfach als freie Mitarbeiter arbeiten können. Erleichtert wird ihnen der Einstieg, wenn sie als Berufswunsch Journalist angeben. Diese Varianten der Studienfinanzierung bietet ihnen außerdem einen weiteren Vorteil: Sobald sie das Studium abgeschlossen haben und ihre Auftraggeber mit der bis dahin geleisteten Arbeit zufrieden waren, steigen ihre Chancen, eine der begehrten Volontärstellen zu erhalten.
Zweifachstudium
Einen gewissen Schwerpunkt auf den Lokaljournalismus legt die Kölner Journalistenschule, die sich auf die journalistische Ausbildung in den Fächern Wirtschaft und Politik spezialisiert hat. Während des vierjährigen Studiums müssen die angehenden Journalisten an der Kölner Universität einen Bachelor-Studiengang in Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre, wahlweise in den Sozialwissenschaften, absolvieren. Hier liegt der Fokus im ersten Ausbildungsjahr auf den journalistischen Grundlagen sowie dem Lokaljournalismus. Weil der Praxisanteil hier gerade am Anfang der Ausbildung sehr hoch ist, bekommen die Studenten einen sehr guten Einblick in die Tätigkeit des Lokaljournalisten. Diesen können sie ebenfalls bereits im ersten Ausbildungsjahr im Rahmen eines achtwöchigen Praktikums, das sie in einer Lokalredaktion absolvieren, vertiefen.
Quereinstieg
Geradezu ideale Bedingungen bietet der Lokaljournalismus für Quereinsteiger. Angesichts oft zahlreicher Termine, die wahrgenommen werden sollten, ist man in den Redaktionen meist über jede zusätzliche helfende Hand froh. Der einfachste Einstieg in den Lokaljournalismus gelingt mit einem Besuch in der Redaktion der örtlichen Heimatzeitung oder in der Redaktion des nächsten Lokalblogs. Redakteure und Interessenten können sich bei dieser Gelegenheit in Ruhe kennenlernen und Art und Umfang der freien Tätigkeit absprechen. Meist stellt es auch kein Problem dar, dass die künftigen freien Mitarbeiter einen Tag in der Redaktion verbringen, den Profis über die Schulter schauen und sich an eigenen Beiträgen versuchen, bevor sie eigenverantwortlich die Berichterstattung von Terminen oder Veranstaltungen übernehmen.
Engagierte Freelancer, die ihre Zukunft im Journalismus sehen, haben in Lokalredaktionen zudem die größten Entfaltungsmöglichkeiten, was die Themenwahl angeht. Sowohl im Print- als auch im Onlinebereich fehlt den festangestellten Mitarbeitern die Zeit, bestimmte Themen anzugehen. Beispielsweise sind Reportagen bei allen Mediengattungen nur aus dem Grund im Lokaljournalismus etwas unterrepräsentiert, weil im Redaktionsalltag die Zeit dafür fehlt. Freelancer hingegen können sich eher einmal drei oder vier Stunden am Stück ohne Termindruck freinehmen, um eine Reportage zu recherchieren und zu schreiben.
Sofern sie entsprechend viele und gute Referenzen gesammelt haben, können Quereinsteiger mit etwas Glück sogar ein Volontariat ergattern, ohne zuvor ein Studium absolviert zu haben. Alternativ können sie mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und nach einer dreijährigen Berufspraxis die formale Ausbildung zum Journalisten auch im Rahmen eines Fernstudiums, etwa an der Freien Journalistenschule in Berlin absolvieren und nebenbei weiterhin für die örtliche Lokalredaktion arbeiten. Ihr Vorteil: Durch die Tätigkeit für die Redaktion erhalten sie die notwendige praktische Übung und erarbeiten sich zusätzliche Referenzen. Durch das Fernstudium erhalten sie außerdem Einblick in weitere Ressorts und können sich dadurch zusätzlich für die Tätigkeit in anderen Ressorts qualifizieren, wenn es mit der reinen Tätigkeit im Lokaljournalismus nicht klappen sollte.
Lokaljournalismus als Sprungbrett
Was für das Ressort generell gilt, gilt natürlich insbesondere auch für den einzelnen Journalisten: Er muss eine gute bis sehr gute Qualität abliefern, um dauerhaft erfolgreich als Journalist arbeiten zu können. Neben dem regelmäßigen Feedback, das Lokaljournalisten durch Leser, Zuhörer und Zuschauer, aber auch durch ihre Kollegen bekommen, steht ihnen eine ganze Reihe an Fortbildungsmöglichkeiten offen. Diese werden nicht nur von Quereinsteigern und Berufsanfängern, sondern auch von etablierten Lokaljournalisten genutzt, die bereits einige Jahre lang erfolgreich im Lokaljournalismus arbeiten.
Entsprechende Fortbildungsangebote haben prinzipiell deutschlandweit alle Zentralen der politischen Bildung in ihrem Programm. Im Bereich der Journalistenaus- und -fortbildung gelten die CSU-nahe Hans-Seidel-Stiftung mit Sitz in München sowie die Bundeszentrale für Politische Bildung. Bei dieser Einrichtung handelt es sich um eine Behörde des deutschen Innenministeriums, die 1952 gegründet wurde, um das Demokratieverständnis in Deutschland zu fördern. Heute bietet die Bundeszentrale für politische Bildung ein breit gefächertes Angebot an Publikationen, Seminaren und weiteren Veranstaltungen aus dem Bereich der politischen Bildung. Seit Mitte der 1970er Jahre bildet der Lokaljournalismus, Angebote zur Sicherung der Qualität in diesem Bereich und aktuelle Entwicklungen des Ressorts einen Teilbereich des Angebots. Mit der Drehscheibe bietet die Bundeszentrale außerdem seit 1981 ein Heft an, das sich ausschließlich an Lokaljournalisten richtet. Die Journalisten finden darin verschiedene Beispiele für die Berichterstattung im Lokaljournalismus, darüber hinaus praktische Tipps für den Alltag, eine Ideenbörse und Informationen zum Presserecht. Wenn einem Lokaljournalisten die Zeit fehlt, Seminare oder sonstige Veranstaltungen zu besuchen, können sie sich durch das Angebot der Bundeszentrale zumindest privat fortbilden.
Welche Aufstiegschancen gibt es?
Für zahlreiche Journalisten bietet der Lokaljournalismus ein Sprungbrett für die weitere Karriere. Das betrifft jedoch nicht nur junge Menschen, die am Anfang ihres Berufsweges stehen und die sich im Lokaljournalismus die ersten Sporen verdienen oder Quereinsteiger, die aus anderen Branchen kommen und im Journalismus Fuß fassen wollen. Auch namhafte und bekannte Journalisten haben zumindest für einen Teil ihres Berufslebens im Lokaljournalismus gearbeitet und sind erst später in andere Ressorts umgestiegen oder haben zu Fachmedien gewechselt.
Ein möglicher Weg für Quereinsteiger besteht darin, im Rahmen ihrer Tätigkeit als Lokaljournalist die Augen nach Themen Ausschau zu halten, die auch für andere Ressorts interessant sein können. Die Redakteure in den Lokalredaktionen, aber auch im Feuilleton oder die Verantwortlichen für Sonderthemen und Beilagen sind in aller Regel sehr froh und dankbar dafür, wenn Anregungen aus den Lokalredaktionen im eigenen Verbreitungsgebiet kommen. Für die Lokaljournalisten, die hier eigene Berichte unterbringen können, bedeutet das zudem eine gute Aufbesserung ihrer Honorare.