Eine gewisse Rolle spielt der Lokaljournalismus in allen Mediengattungen, die Gewichtung ist jedoch höchst unterschiedlich. Als Domänen des Lokaljournalismus gelten Print- und Onlinemedien.
Dass der Lokaljournalismus in den Printmedien die größte Rolle spielt, hat sowohl historische als auch wirtschaftliche Gründe. Denn die meisten der mehr als 300 Tageszeitungen mit Lokalteil sind ursprünglich aus Lokalzeitungen hervorgegangen. Auch der Großteil der Anzeigenkunden schaltet seine Werbung nicht im überregionalen Teil, sondern im Lokalen, wo sie ihre Kunden am besten erreichen.
Der Lokalteil ist bei regionalen Tageszeitungen am ausführlichsten vertreten. Sie berichten zumindest in unregelmäßigem Turnus aus allen Gemeinden des Verbreitungsgebietes. Anzeigenblätter, die üblicherweise in einem wöchentlichen Turnus erscheinen, treffen dagegen eine etwas strengere Vorauswahl und nehmen nur die wichtigsten Ereignisse ins Blatt auf.
Die Berichterstattung über lokale Ereignisse erfolgt sowohl in lokalen als auch in überregionalen Radiosendern. Während erstere nahezu so umfangreich berichten wie die Tageszeitungen, berichten Letztere nur dann über Lokales, wenn das Ereignis auch überregional von Interesse ist.
Eine Ausnahme bilden Special-Interest-Sendungen. So wird beispielsweise zu Feiertagen gern über besondere Bräuche, die irgendwo im Sendegebiet gepflegt werden, beleuchtet. Eine Einschränkung bringt allerdings das Medium Radio mit sich. Die Frage, die sich Journalisten stellen müssen, lautet: Lässt sich das Thema hörergerecht aufbereiten?
Bei überregionalen Fernsehsendern sind es vor allem die öffentlich-rechtlichen, die auch gerne über lokale Themen berichten. Die Berichterstattung erfolgt nach ähnlichen Kriterien wie beim Radio: Das Thema sollte inhaltlich zu einer Sendung passen. Für einen eigenen Beitrag, etwa in den Nachrichten, eignen sich lokale Ereignisse in den seltensten Fällen.
Regionale Fernsehsender, die meist ein größeres Sendegebiet abdecken als eine Stadt und ihr unmittelbares Umland, wählen die Themen nach ähnlichen Kriterien aus wie Anzeigenblätter. Für sie trifft eher die Bezeichnung Regionalberichterstattung zu, weil sie aus den lokalen Ereignissen nur die herausragenden Themen aufgreifen.
Generell haben Lokaljournalisten im Onlinejournalismus wesentlich mehr Freiheiten als bei den klassischen Medien. Das trifft auch dann zu, wenn es sich um die Onlineangebote von Zeitungen oder Sendern handelt. Diese nutzen die Online-Präsenz gerne, um aktuelle Meldungen, die in der nächsten Printausgabe schon veraltet wären, zu veröffentlichen. Aber auch die Top-Themen der kommenden Ausgabe werden gern kurz angerissen, natürlich erfolgt ein Verweis, dass in der kommenden Printausgabe ein ausführlicher Bericht folgt, was eine günstige Werbung zur möglichen Gewinnung neuer Abonnenten darstellt.
Zeitungen und Sender nutzen den Onlinejournalismus außerdem als gute Gelegenheit, um in direkten Kontakt mit den Lesern, Hörern und Zuschauern zu treten. Denn die Hemmschwelle, einen Kommentar direkt unter einem Beitrag zu posten oder sich an einer Diskussion in Sozialen Medien zu beteiligen, ist wesentlich geringer, als etwa einen Leserbrief zu schreiben.
Mit Lokalblogs hat sich im Onlinejournalismus in den vergangenen Jahren eine komplett neue Mediengattung etabliert. Vertreten sind Profis hier ebenso wie Amateure. Während die einen nach strengen journalistischen Kriterien arbeiten, versuchen sich journalistische Laien auch gern an eher unüblichen Stilformen. Beispielsweise dadurch, dass sie lokaljournalistische Themen in einem Videoblog kabarettistisch aufarbeiten oder generell ihre persönliche Meinung in die Berichterstattung einfließen lassen. Einheitliche Standards haben sich in diesem Bereich des Onlinejournalismus bislang nicht etabliert.
Im Printbereich ist es üblich, dass Lokaljournalisten die Bildberichterstattung für ihre Beiträge übernehmen. Eigene Fotojournalisten gibt es allenfalls in großen Lokalredaktionen, wo auch gewährleistet werden kann, dass der Fotojournalist ausgelastet ist.
Eine herausragende Lokalberichterstattung lässt sich lediglich im Printbereich und im Onlinejournalismus feststellen. Lokalradios und regionale Fernsehsender spielen in der deutschen Medienlandschaft eine eher untergeordnete Rolle.
Regionale Fernsehsender strahlen ihr Programm in allen größeren Ballungsräumen Deutschlands aus. Eine vollständige Übersicht der Regionalsender ist auf der Seite des Helpdesks von Kabel Deutschland zu finden.
Lokaljournalismus im Wandel der Zeit
Historie
Wohl kein anderes Ressort ist so eng mit der Geschichte des neuzeitlichen Medienwesens verwoben wie der Lokaljournalismus. Und wohl kein anderes Ressort spiegelt den aktuellen Zeitgeist so umfassend wieder. Denn schon kurz nach der Erfindung der beweglichen Lettern durch Johannes Guttenberg informierten Flugblätter lange bevor die ersten regelmäßigen Zeitungen erschienen, über aktuelle, bevorstehenden Ereignisse vor Ort. Eine besondere Bedeutung kam ihnen vor allem während der Reformation und während der Zeit der Revolutionen zu. In den Tageszeitungen – als erste Tageszeitung Deutschlands gelten die Einkommenden Zeitungen aus Leipzig, die ab 1. Juli 1650 werktäglich erschienen – spielte der Lokaljournalismus zunächst eine untergeordnete Rolle. Allenfalls Hochzeitsnachrichten, Todesanzeigen und amtliche Bekanntmachung wurden in der Tageszeitung veröffentlicht.
Die Leser, welche sich eine Zeitung leisten konnten und des Lesens mächtig waren, interessierten sich mehr dafür, was in der weiten Welt geschah. Dies änderte sich erst, als sich die neuen Medien Radio und Fernsehen verbreiteten. Diese konnten sehr viel schneller auf Ereignisse reagieren und sogar live von herausragenden Ereignissen berichten. Die Tageszeitungen verlagerten die Berichterstattung zunehmend in Richtung Lokaljournalismus.
Die Blütezeit: nach dem Zweiten Weltkrieg
Dass der Lokaljournalismus nach dem Zweiten Weltkrieg eine wahre Blütezeit erlebte, hat mehrere Gründe. Maßgeblich verantwortlich dafür sind neben den politischen Entscheidungen der Besatzungsmächte auch gesellschaftliche Entwicklungen.
Politische Gründe
Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigten Verleger eine Lizenz durch die Besatzungsmächte, um eine Zeitung herausgeben zu dürfen. US-Amerikaner, Briten und Franzosen wollten dadurch verhindern, dass die als politisch belastet geltenden Herausgeber, die während des Dritten Reiches Zeitungen publiziert hatten, weiterhin eine Rolle in der Medienlandschaft spielten. Diese galten in Bezug auf die Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda als vorbelastet. Die USA begannen schon vor Kriegsende mit den Vorbereitungen, Deutsche Zeitungen zu lizenzieren, indem sie die Druckerei beschlagnahmten in welcher zuvor der Aachener Anzeiger produziert worden war. Die erste Zeitung, die im Nachkriegsdeutschland erschien, waren deshalb die Aachener Nachrichten, die seit 24. Januar 1945 erscheinen. Weitere Lizenzen folgten für die Braunschweiger Zeitung, die Stuttgarter Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, das Badener Tagblatt, die Saarbrücker Zeitung und den Südkurier. Diese Lizenzpflicht endete am 21. September 1949.
Gesellschaftliche Gründe
In den Vorkriegsjahren herrschte nur eine geringe Mobilität unter der Bevölkerung Deutschlands. Die Menschen lebten in unmittelbarer Nähe zu ihrem Arbeitsplatz, kannten sich untereinander und waren bestens darüber informiert, was sich in ihrer Nachbarschaft ereignete. Das änderte sich durch die Ströme an Flüchtlingen aus den einstigen Ostgebieten des Deutschen Reiches. Deutsche, die aus polnischen und tschechischen Regionen stammten, flohen vor der sowjetischen Besatzungsmacht und ließen sich im Westen nieder.
Zudem mussten vor allem in den Jahren des Wirtschaftswunders zahlreiche Arbeitnehmer zu ihren Arbeitsplätzen pendeln oder mit ihren Familien umziehen. Sie waren ebenso, wie die sogenannten Aussiedler, in ein gesellschaftliches Umfeld eingebettet, in dem sie erst Kontakte schaffen mussten. Doch weil sie sich natürlich ebenfalls informieren wollten, entstand ein Markt für Lokaljournalismus.
Lokalzeitungen schließen sich zusammen
Bei den Zeitungsgründungen in den ersten Nachkriegsjahren, vor allem nachdem die Lizenzpflicht gefallen war, handelte es sich zum größten Teil um Lokalzeitungen. Diese konnten sich jedoch vor allem in kleinen und überschaubaren Wirtschaftsräumen nicht allzu lange auf dem Markt behaupten: Die Leser verlangten von ihrer Zeitung nicht nur Berichte aus dem Lokalen, sondern wollten auch über das Weltgeschehen informiert werden. Die Produktion eines Mantelteils lohnte sich für sie wirtschaftlich nicht, zumal das Verbreitungsgebiet auch für viele Anzeigenkunden zu klein war, als dass sich Inserate gelohnt hätten. Der Großteil der Lokalzeitungen wurde entweder von größeren Konkurrenten aufgekauft oder die Herausgeber schlossen sich zu einem größeren Verbund zusammen. Zwar erscheinen sie bis heute unter ihrem alten Namen, es handelt sich dabei aber um sogenannte Kopfblätter. Bei diesen wird der Mantelteil vom Hauptblatt produziert, während der Lokalteil noch eigenproduziert wird.
Anzeigenblätter beleben den Lokaljournalismus
Eine wesentliche Belebung erlebte der Lokaljournalismus durch den Gründungsboom an Anzeigenblättern ab 1970. Im Gegensatz zu Tageszeitungen finanzieren sich Anzeigenblätter ausschließlich über Werbung und werden gratis an nahezu alle Haushalte in ihrem Verbreitungsgebiet kostenlos verteilt. Damit erreichen Anzeigenblätter nahezu die gesamte Bevölkerung. In erster Linie nutzen die Leser von Anzeigenblättern vor allem als Informationsquelle für Konsumtipps, wie eine aktuelle Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie 2013 ergab. Der redaktionelle Teil ist für viele Leser von Anzeigenblättern ein willkommenes Zusatzangebot.
Lokaljournalismus in der Krise?
Die Krise der Tageszeitungen, die sich etwa seit Anfang der 1990er Jahre abzeichnet und mit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau 2013 einen dramatischen Höhepunkt erlebte, wird gern mit einer Krise des Lokaljournalismus gleichgesetzt. Diese Argumentation greift allerdings viel zu kurz, denn geändert hat sich schlicht und einfach das Nutzerverhalten. Die morgendliche Zeitungslektüre ist vor allem für die jüngere Generation kein liebgewordenes Ritual, das zum Tagesablauf gehört. Sie beziehen ihre Informationen aus anderen Quellen wie dem Lokalradio, dem Regionalfernsehen, aus Stadtmagazin oder seit einigen Jahren eben aus dem Internet. Tageszeitungen erleben wie alle Medien generell einen Strukturwandel, durch den sie gezwungen sind, sich an die geänderten Nutzergewohnheiten anzupassen.
Die Krise als Chance sehen?
Für die etablierten Zeitungen, die neben rückläufigen Anzeigengeschäft und sinkenden Verkaufszahlen – im Schnitt sank die Auflage um etwa zwei Prozent pro Jahr – kämpfen, hat diese Entwicklung dramatische Folgen: Während die Erlöse im Vertrieb sinken, erzielen sie niedrigere Erlöse im Anzeigengeschäft. Der Grund: Der Anzeigenpreis orientiert sich an der Auflage.
Die etablierten Medien haben darauf reagiert, indem sie ihre Online-Präsenz massiv ausgebaut haben. So ist die Schweriner Volkszeitung seit dem 5. Mai 1995 im Internet vertreten. Mittlerweile gibt es kaum ein Medium, das darauf verzichten kann. Obwohl meist nur ein Teil des Angebotes eingesehen werden kann und die User entweder ein Abonnement brauchen oder bezahlen müssen, wenn sie die Artikel komplett lesen wollen, ist es noch keinem Verlag gelungen, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Ausblick
Die aktuelle Entwicklung im Netz zeigt, dass die Interesse der User an lokalen Themen ungebrochen ist. Neben Lokalblogs, die ganz oder teilweise von Profijournalisten betreut werden, hat sich eine ganze Reihe von sogenannten Bürgerblogs und Watchblogs etabliert, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, aktuelle Entwicklungen kritisch zu beobachten und zu begleiten.
Diese Entwicklung zeigt aber auch, dass viele Nutzer gerade im Lokaljournalismus mit der Berichterstattung durch die etablierten Medien unzufrieden sind. Für junge und engagierte Journalisten mit einer fundierten Ausbildung ergeben sich also hervorragende Chancen, in bestehende Projekte einzusteigen oder ein eigenes Projekt auf dem Markt zu etablieren. Zumindest dann, wenn sie in ihrem Medium einen qualitativ hochwertigen Journalismus gewährleisten können.
Wie lässt sich die Finanzierung stemmen?
Das größte Problem dieser Projekte stellt die Finanzierung dar. Denn selbst etablierte Blogs mit hohen Zugriffszahlen erwirtschaften gerade einmal so viel Umsatz, dass journalistische Profis, die sich hier engagieren, oft erhebliche Abstriche beim Honorar machen müssen. Die Betreiber bieten zwar Werbeplätze an und arbeiten mit der Unterstützung von Vereinen oder Förderkreisen, nutzen aber noch nicht alle finanziellen Möglichkeiten, welche das Netz bietet. Luft nach oben besteht also vor allem für Journalisten, die nicht nur mit einem hohen journalistischen Anspruch, sondern – gegebenenfalls mit einem Partner – auch mit Geschäftssinn an ihr Projekt herangehen.
Ausbildung zum Lokaljournalisten
Allgemeine Hinweise
In erster Linie braucht ein guter Lokaljournalist folgende Eigenschaften: eine schnelle Auffassungsgabe, Kontaktfreudigkeit und einen Riecher dafür, welche Themen seine Zielgruppe wohl interessieren könnte. Weil sich der Lokaljournalist mit einem breiten Themenspektrum von Kommunalpolitik bis hin zu Sport beschäftigen muss, sollte es ihm relativ leicht fallen, sich in einen neuen Bereich, in dem er kein Hintergrundwissen besitzt, einzuarbeiten. Grundsätzlich sollte er also neugierig und aufgeschlossen für Neues sein.
Der junge Lokaljournalist darf außerdem keine Scheu davor haben, auf fremde Menschen zuzugehen und seine Fragen zu stellen. Das fällt vielen in der relativen Anonymität am Telefon oder per Mail einfacher als bei einem persönlichen Gegenüber. Der Lokaljournalist verbringt im Gegensatz zu den Kollegen aus anderen Ressorts einen Großteil seiner Zeit bei der Recherche vor Ort.
Der gute Riecher ist vor allem dann gefragt, wenn der Lokaljournalist ein eigenrecherchiertes oder brisantes Thema angeht. So muss er bereits die Recherche im Hinblick darauf angehen, was der Mediennutzer wohl vielleicht erfahren möchte.
Volontariat
Junge Journalisten, die sich auf den Lokaljournalismus konzentrieren wollen, sollten ihr Volontariat bei einer Regionalzeitung absolvieren. Der Grund dafür: Die meisten der 331 Regionalzeitungen Deutschlands unterhalten mindestens einen eigenen Lokalteil. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle für die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Durch die Rotation durch verschiedene Ressorts während des Volontariats bekommen angehende Lokaljournalisten hier den besten Einblick in das Ressort, in dem sie künftig arbeiten wollen. Im Idealfall haben sie vor ihrer Ausbildung als freie Mitarbeiter oder im Rahmen eines Praktikums schon vor ihrer Ausbildung Redaktionsluft geschnuppert. Dadurch haben sie möglicherweise erste Kontakte, die beim Einstieg helfen können und erste Referenzen für die Bewerbungsmappe gesammelt.
Andere Mediengattungen empfehlen sich für das Volontariat weniger, wenn der Volontär später im Lokaljournalismus arbeiten möchte. Hier hat er zu wenig Kontakt zum Ressort und kann nicht ausreichend Erfahrungen sammeln. Als Ausnahme dürfen lediglich Lokalradios und regionale Fernsehsender gelten, die jedoch vergleichsweise wenige Volontariatsstellen anbieten.
Welches Studium bereitet am besten auf den Beruf vor?
Studenten, die im Anschluss an das Volontariat eine Karriere in einem der Mantelressorts oder als Fachjournalist anstreben, sollten ein Studienfach wählen, das fachlich in die Richtung des Wunschberufes geht. Angehende Lokaljournalisten dagegen haben eine etwas größere Wahlfreiheit. Da sie später als Generalisten arbeiten, können sie das Studienfach auch eher im Hinblick auf ihre persönlichen Interessen auswählen. Beliebte Fächer sind Journalistik, Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaft sowie Sozialwissenschaften oder ein wirtschaftlicher Studiengang.
Zahlreiche angehende Lokaljournalisten verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen, indem sie während des Studiums für eine oder mehrere Redaktionen als freie Mitarbeiter tätig sind. Während des Studiums sind zahlreiche Studenten ohnehin auf einen Nebenjob angewiesen, um sich das Studium finanzieren zu können. Studentenstädte bieten meist ein relativ großes Medienangebot an, sodass Studenten hier relativ einfach als freie Mitarbeiter arbeiten können. Erleichtert wird ihnen der Einstieg, wenn sie als Berufswunsch Journalist angeben. Diese Varianten der Studienfinanzierung bietet ihnen außerdem einen weiteren Vorteil: Sobald sie das Studium abgeschlossen haben und ihre Auftraggeber mit der bis dahin geleisteten Arbeit zufrieden waren, steigen ihre Chancen, eine der begehrten Volontärstellen zu erhalten.
Zweifachstudium
Einen gewissen Schwerpunkt auf den Lokaljournalismus legt die Kölner Journalistenschule, die sich auf die journalistische Ausbildung in den Fächern Wirtschaft und Politik spezialisiert hat. Während des vierjährigen Studiums müssen die angehenden Journalisten an der Kölner Universität einen Bachelor-Studiengang in Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre, wahlweise in den Sozialwissenschaften, absolvieren. Hier liegt der Fokus im ersten Ausbildungsjahr auf den journalistischen Grundlagen sowie dem Lokaljournalismus. Weil der Praxisanteil hier gerade am Anfang der Ausbildung sehr hoch ist, bekommen die Studenten einen sehr guten Einblick in die Tätigkeit des Lokaljournalisten. Diesen können sie ebenfalls bereits im ersten Ausbildungsjahr im Rahmen eines achtwöchigen Praktikums, das sie in einer Lokalredaktion absolvieren, vertiefen.
Quereinstieg
Geradezu ideale Bedingungen bietet der Lokaljournalismus für Quereinsteiger. Angesichts oft zahlreicher Termine, die wahrgenommen werden sollten, ist man in den Redaktionen meist über jede zusätzliche helfende Hand froh. Der einfachste Einstieg in den Lokaljournalismus gelingt mit einem Besuch in der Redaktion der örtlichen Heimatzeitung oder in der Redaktion des nächsten Lokalblogs. Redakteure und Interessenten können sich bei dieser Gelegenheit in Ruhe kennenlernen und Art und Umfang der freien Tätigkeit absprechen. Meist stellt es auch kein Problem dar, dass die künftigen freien Mitarbeiter einen Tag in der Redaktion verbringen, den Profis über die Schulter schauen und sich an eigenen Beiträgen versuchen, bevor sie eigenverantwortlich die Berichterstattung von Terminen oder Veranstaltungen übernehmen.
Engagierte Freelancer, die ihre Zukunft im Journalismus sehen, haben in Lokalredaktionen zudem die größten Entfaltungsmöglichkeiten, was die Themenwahl angeht. Sowohl im Print- als auch im Onlinebereich fehlt den festangestellten Mitarbeitern die Zeit, bestimmte Themen anzugehen. Beispielsweise sind Reportagen bei allen Mediengattungen nur aus dem Grund im Lokaljournalismus etwas unterrepräsentiert, weil im Redaktionsalltag die Zeit dafür fehlt. Freelancer hingegen können sich eher einmal drei oder vier Stunden am Stück ohne Termindruck freinehmen, um eine Reportage zu recherchieren und zu schreiben.
Sofern sie entsprechend viele und gute Referenzen gesammelt haben, können Quereinsteiger mit etwas Glück sogar ein Volontariat ergattern, ohne zuvor ein Studium absolviert zu haben. Alternativ können sie mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und nach einer dreijährigen Berufspraxis die formale Ausbildung zum Journalisten auch im Rahmen eines Fernstudiums, etwa an der Freien Journalistenschule in Berlin absolvieren und nebenbei weiterhin für die örtliche Lokalredaktion arbeiten. Ihr Vorteil: Durch die Tätigkeit für die Redaktion erhalten sie die notwendige praktische Übung und erarbeiten sich zusätzliche Referenzen. Durch das Fernstudium erhalten sie außerdem Einblick in weitere Ressorts und können sich dadurch zusätzlich für die Tätigkeit in anderen Ressorts qualifizieren, wenn es mit der reinen Tätigkeit im Lokaljournalismus nicht klappen sollte.
Lokaljournalismus als Sprungbrett
Was für das Ressort generell gilt, gilt natürlich insbesondere auch für den einzelnen Journalisten: Er muss eine gute bis sehr gute Qualität abliefern, um dauerhaft erfolgreich als Journalist arbeiten zu können. Neben dem regelmäßigen Feedback, das Lokaljournalisten durch Leser, Zuhörer und Zuschauer, aber auch durch ihre Kollegen bekommen, steht ihnen eine ganze Reihe an Fortbildungsmöglichkeiten offen. Diese werden nicht nur von Quereinsteigern und Berufsanfängern, sondern auch von etablierten Lokaljournalisten genutzt, die bereits einige Jahre lang erfolgreich im Lokaljournalismus arbeiten.
Entsprechende Fortbildungsangebote haben prinzipiell deutschlandweit alle Zentralen der politischen Bildung in ihrem Programm. Im Bereich der Journalistenaus- und -fortbildung gelten die CSU-nahe Hans-Seidel-Stiftung mit Sitz in München sowie die Bundeszentrale für Politische Bildung. Bei dieser Einrichtung handelt es sich um eine Behörde des deutschen Innenministeriums, die 1952 gegründet wurde, um das Demokratieverständnis in Deutschland zu fördern. Heute bietet die Bundeszentrale für politische Bildung ein breit gefächertes Angebot an Publikationen, Seminaren und weiteren Veranstaltungen aus dem Bereich der politischen Bildung. Seit Mitte der 1970er Jahre bildet der Lokaljournalismus, Angebote zur Sicherung der Qualität in diesem Bereich und aktuelle Entwicklungen des Ressorts einen Teilbereich des Angebots. Mit der Drehscheibe bietet die Bundeszentrale außerdem seit 1981 ein Heft an, das sich ausschließlich an Lokaljournalisten richtet. Die Journalisten finden darin verschiedene Beispiele für die Berichterstattung im Lokaljournalismus, darüber hinaus praktische Tipps für den Alltag, eine Ideenbörse und Informationen zum Presserecht. Wenn einem Lokaljournalisten die Zeit fehlt, Seminare oder sonstige Veranstaltungen zu besuchen, können sie sich durch das Angebot der Bundeszentrale zumindest privat fortbilden.
Welche Aufstiegschancen gibt es?
Für zahlreiche Journalisten bietet der Lokaljournalismus ein Sprungbrett für die weitere Karriere. Das betrifft jedoch nicht nur junge Menschen, die am Anfang ihres Berufsweges stehen und die sich im Lokaljournalismus die ersten Sporen verdienen oder Quereinsteiger, die aus anderen Branchen kommen und im Journalismus Fuß fassen wollen. Auch namhafte und bekannte Journalisten haben zumindest für einen Teil ihres Berufslebens im Lokaljournalismus gearbeitet und sind erst später in andere Ressorts umgestiegen oder haben zu Fachmedien gewechselt.
Ein möglicher Weg für Quereinsteiger besteht darin, im Rahmen ihrer Tätigkeit als Lokaljournalist die Augen nach Themen Ausschau zu halten, die auch für andere Ressorts interessant sein können. Die Redakteure in den Lokalredaktionen, aber auch im Feuilleton oder die Verantwortlichen für Sonderthemen und Beilagen sind in aller Regel sehr froh und dankbar dafür, wenn Anregungen aus den Lokalredaktionen im eigenen Verbreitungsgebiet kommen. Für die Lokaljournalisten, die hier eigene Berichte unterbringen können, bedeutet das zudem eine gute Aufbesserung ihrer Honorare.