Hier erhalten Sie einen Überblick über das Ressort „Wissenschaft & Bildung“ und den Beruf „Wissenschaftsjournalist/in“:
Grundlagen des Wissenschaftsjournalismus
Berichterstattungsgegenstände
Beim Wissenschaftsjournalismus handelt es sich um ein relativ junges journalistisches Ressort, das sich erst während des 20. Jahrhunderts durchsetzte. Die Aufgabe des Wissenschaftsjournalisten besteht darin, Neues aus der Welt der Wissenschaft zu veröffentlichen. Das können neue wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso sein wie aktuelle Entwicklungen und Diskussionen.
Energiewende als gesellschaftliche Diskussion
Das Thema Energiewende mit den Aspekten Atomausstieg, Nutzung alternativer Energiequellen und Rohstoffverknappung gilt als Beispiel für ein Thema, das sowohl in wissenschaftlichen Zirkeln als auch in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Dieses Themengebiet wird zwar primär von anderen Ressorts wie dem Technikjournalismus oder dem Wirtschaftsjournalismus bedient, jedoch hat der Wissenschaftsjournalismus einen wesentlichen Anteil an der Berichterstattung. Beispielsweise interessierten sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima zahlreiche Mediennutzer für die Funktionsweise eines Kernreaktors und die Gefahren, die von atomarer Energiegewinnung ausgehen.
Auch die Photovoltaik und andere regenerative Energiequellen sind in diesem Zusammenhang verbrauchernahe Themen, die von Wissenschaftsjournalisten bearbeitet werden. Denn Bürger, die sich überlegen, viel Geld in eine entsprechende Anlage zu investieren, informieren sich zunächst gründlich darüber. Sie interessiert nicht nur der aktuelle Stand der Technik, sondern auch, welche Neuerungen in absehbarer Zeit zu erwarten sind. Denn wenn hier Systeme kurz vor der Marktreife stehen, die einen weitaus größeren Wirkungsgrad versprechen als die aktuellen Anlagen, verschieben sie diese Ausgaben unter Umständen, bis die neue Technik verfügbar ist.
Ein Vermittler zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Der Wissenschaftsjournalist widmet sich vor allem den Naturwissenschaften, der aktuellen Forschung in der Technik, aber auch der Sozial- und Geschichtswissenschaft. Denn selbst in der Geschichtswissenschaft, die ja in erster Linie auf originalen und zeitgetreuen Quellen beruht, gibt es immer wieder neue Erkenntnisse. Zum 100jährigen Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges etwa gibt es eine ganze Reihe von Publikationen, die diesen Krieg umfassend beleuchten und in den Gesamtkontext stellen. Die Ursachen des Ersten Weltkrieges werden nun, nachdem die letzten Zeitzeugen verstorben sind, von den Forschern eher in Zusammenhang mit dem damals in der Gesellschaft vorherrschenden Imperialismus als Teil einer längerfristigen Entwicklung betrachtet.
Wissenschaftsjournalismus: ein Exoten-Ressort
Obwohl sich der Wissenschaftsjournalismus mittlerweile neben den klassischen journalistischen Ressorts etabliert hat, gilt er nach wie vor als Fachbereich für Exoten, dem in vielen Medien kein eigener Raum eingeräumt wird. Zahlreiche Redaktionen integrieren den Wissenschaftsjournalismus in den übergeordneten Bereich „Wissen“ ein. Gibt es ein eigenes, festes Ressort „Wissenschaft“, wird in diesem Teil hauptsächlich über Naturwissenschaft und Technik berichtet, während Wissenschaftsjournalismus aus dem Bereich der Sozialwissenschaften seinen Platz meist im Feuilleton findet. Andere Medien wiederum haben eigene Spartensendungen und -seiten für den Wissenschaftsjournalismus reserviert. Bei aktuellen Anlässen, etwa der Reaktorkatastrophe in Japan, arbeiten Wissenschaftsjournalisten aber auch eng mit ihren Kollegen aus anderen Ressorts zusammen, um das jeweilige Thema möglichst umfassend beleuchten zu können.
Rezipienten
Einen typischen Mediennutzer gibt es im Bereich des Wissenschaftsjournalismus nicht. Der Grund: Die Thematik reicht von Astrophysik bis hin zu philosophischen Grundsatzfragen, womit der Wissenschaftsjournalismus ein sehr viel breiteres Feld abdeckt als die meisten anderen journalistischen Ressorts. Die Mediennutzer picken sich also aus dem wissenschaftsjournalistischen Angebot die Teilbereiche heraus, die für sie interessant sind.
Wissensvermittlung
Mehr als andere journalistische Ressorts wird der Wissenschaftsjournalismus von Kindern und Jugendlichen genutzt. Mit der Aufbereitung der Themen für diese Zielgruppen werden die Wissenschaftsjournalisten ihrer Aufgabe, Erkenntnisse zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu vermitteln, besonders gerecht.
Wissenschaftsjournalisten helfen Kindern mit entsprechend aufbereiteten Inhalten, die Welt zu entdecken und zu verstehen. Sie lernen in entsprechenden Wissenssendungen beispielsweise, was alles gemacht werden muss, damit das Wasser zu Hause aus dem Wasserhahn fließen kann oder warum Pflanzen Sonne brauchen, um wachsen zu können und wie der Mensch die Energie der Sonne nutzen kann.
Bei Jugendlichen hingegen bietet der Wissenschaftsjournalismus für Schule und Ausbildung oft eine willkommene Alternative zu oft sehr trocken gehaltenen Schulbüchern. Sie lernen durch die Fachbeiträge in diversen Medien natur- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge meist viel einfacher als während des Unterrichts. Einige Medien wie das Magazin G/Geschichte werden teilweise sogar im Unterricht genutzt, weil bei Schwerpunktthemen die historischen Zusammenhänge besser dargestellt sind als in den offiziellen Lehrbüchern.
Bedeutung
Dem Wissenschaftsjournalismus wird in zahlreichen Medien kein eigenes Ressort eingeräumt und auch in großen Medien spielt dieses Ressort im Vergleich zu den klassischen journalistischen Ressorts vom Umfang her eine eher untergeordnete Rolle. Häufig erfolgt die Berichterstattung über Neuigkeiten aus der Wissenschaft in anderen, übergeordneten Ressorts.
Der Wissenschaftsjournalismus gewinnt an Bedeutung
Nachdem Wissenschaft und Technik immer größere Bereiche des persönlichen Lebens der Mediennutzer beeinflussen, gewinnt auch der Wissenschaftsjournalismus zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung zeichnet sich etwa seit den 1990er Jahren ab, als Berichte aus dem Bereich des Wissenschaftsjournalismus zunehmend Eingang in die Feuilletons fanden. Beispielsweise machen sich Fachjournalisten hier unter anderem Gedanken darüber, wie technische Errungenschaften das Zusammenleben der Menschen in Zukunft beeinflussen könnten oder ob gar eine Symbiose zwischen Mensch und Maschine möglich sein könnte, wie es von zahlreichen Science-Fiction-Autoren bereits geschildert wurde.
Der Literaturagent John Brockman stellte in diesem Zusammenhang die These einer „Dritten Kultur“ auf, nach welcher die kulturelle Bedeutung von Technik und Naturwissenschaft künftig weiter steigen dürfte. Nach Brockmans Meinung, die auch von einigen Medien geteilt wurde, dürften Wissenschaftsjournalisten langfristig den Part übernehmen, den einst Philosophen und Essayisten inne hatten, nämlich Lösungen für die großen Fragen der Menschheit anzubieten.
Fokus Deutschland
Von der Art der Berichterstattung her unterscheidet sich der Wissenschaftsjournalismus in Deutschland nicht von dem in anderen Ländern. Unterschiede gibt es jedoch in der Bedeutung, welche der Wissenschaftsjournalismus bei Medien und Mediennutzern genießt. Denn bis zu einem gewissen Grad erwarten die Mediennutzer von den Medien Berichte aus der Welt der Wissenschaft.
Die Wurzeln liegen in Deutschland
Seine heutige Bedeutung in Deutschland verdankt der Wissenschaftsjournalismus der historischen Entwicklung in Deutschland. So waren deutsche Forscher in Naturwissenschaft und Technik während des 19. Jahrhunderts weltweit führend. Bahnbrechende Erfindungen wie etwa das Automobil wurden in Deutschland gemacht. Ebenso gelang der nun Durchbruch bei der Heilung zahlreicher Krankheiten Grundlagenforschern und Medizinern aus Deutschland.
Wissenschaftsjournalisten berichteten in den Medien ausführlich über diese Neuerungen. Sie stellten nicht nur den Nutzen dar, sondern boten mit Fakten die Grundlage für eine breit gefächerte Diskussion in der Gesellschaft. Beispielsweise galt das Automobil lange Zeit als umstrittenes Fortbewegungsmittel der Zukunft. Führende Persönlichkeiten dieser Zeit, darunter auch der deutsche Kaiser Wilhelm II, bezweifelten, dass das Auto das Pferd jemals als Transportmittel ersetzen könnte.
In diesen Jahren genoss der Wissenschaftsjournalismus eine herausragende Bedeutung. Diese verlor er jedoch spätestens Anfang der 1930er Jahre, als deutsche Forschungseinrichtungen und Universitäten nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten durch die Auswanderung zahlreicher Wissenschaftler einen wahren Aderlass erlebten und somit die Grundlage für die Berichterstattung aus diesem Bereich weitgehend nicht mehr existent war. Erst seit den 1990er Jahren kann der Wissenschaftsjournalismus in Deutschland wieder an die einstige Bedeutung anknüpfen. Der Fokus der Wissenschaftsjournalisten liegt inzwischen allerdings im internationalen Bereich.
Qualitätskriterien
Im Bereich des Wirtschaftsjournalismus fällt es dem Laien besonders schwer, Berichte bezüglich ihrer journalistischen Qualität einzuschätzen. Denn die genannten Fakten können sie nur sehr schwierig überprüfen. Die Mediennutzer haben in den meisten Fällen auch keine direkte Vergleichsmöglichkeit, weil mehrere Medien nur in absoluten Ausnahmefällen über dieselbe Thematik berichten.
Sofern in einem technischen Bereich ein Durchbruch gelungen ist, wie es beispielsweise seit einigen Jahren in der Technologie des 3D-Drucks der Fall ist, berichten meist mehrere Medien – allerdings nicht zeitgleich – darüber. Im Bereich der Geschichtswissenschaften geben Jubiläen von historischen Meilensteinen Grund zur Berichterstattung im Wissenschaftsressort.
Wie verständlich sind die Zusammenhänge?
Als Zeichen für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung können die Mediennutzer allerdings grundsätzlich dieselben Maßstäbe ansetzen, wie in allen anderen journalistischen Ressorts auch. Ein zuverlässiges Anzeichen für qualitativ hochwertige Berichterstattung besteht etwa darin, ob der Wissenschaftsjournalist für seinen Beitrag mehr als eine Quelle nutzt und diese auch benennt oder ob er sich lediglich auf eine Stelle verlässt, um die notwendigen Informationen zu recherchieren.
Wenn es dem Wissenschaftsjournalisten gelingt, die oft komplizierten Zusammenhänge so darzustellen, dass der Mediennutzer sie auch verstehen und nachvollziehen kann, gilt das ebenfalls als zuverlässiges Anzeichen für einen hochwertigen Bericht. Das ist vor allem im Bereich der Naturwissenschaften wichtig. Beispielsweise dienen Beiträge über medizinische Themen den Mediennutzern als wichtige Informationsquelle. In den Medien stößt er unter Umständen auf neue Therapiemethoden für chronische Krankheiten, die der Betroffene dann mit seinem Hausarzt näher absprechen kann.
Beruf Wissenschaftsjournalist/in
Faszination
Die Faszination für das Neue ist eine grundsätzliche Motivationsquelle für junge Menschen, die Wissenschaftsjournalist werden wollen. Sie haben hier eine ideale Möglichkeit, sich in ihrem persönlichen Interessengebiet beruflich zu verwirklichen. Diese Faszination für das Neue gilt insbesondere für Wissenschaftsjournalisten, die sich auf den technischen oder den naturwissenschaftlichen Bereich spezialisiert haben.
Attraktive Karrierechancen
Hier sind sie hautnah am Geschehen und haben zudem die Gelegenheit, ihr Wissen kontinuierlich zu erweitern. Ein weiterer Grund für die Wahl dieses Berufes besteht in den attraktiven Karrieremöglichkeiten. Denn mehr als in allen anderen journalistischen Ressorts müssen Wissenschaftsjournalisten mittlerweile multimedial arbeiten können. Dadurch ergibt sich für sie die Chance, langfristig ein eigenes Projekt in den Neuen Medien verwirklichen zu können. Sofern es ihnen gelingt, sich auf einen besonderen Fachbereich zu spezialisieren, können sie außerdem mit der entsprechenden Berufserfahrung im Hintergrund auch eine Karriere als populärwissenschaftlicher Fachbuchautor anstreben.
Junge Journalisten, die im Bereich der Geschichts- und Sozialwissenschaften in den Wissenschaftsjournalismus einsteigen wollen, beschäftigen sich teilweise gerne mit philosophischen Grundsatzfragen und sind ebenfalls fasziniert von neuen Erkenntnissen. Obwohl beispielsweise die Geschichtswissenschaft als hervorragend erforscht gilt, entdecken Forscher dennoch immer wieder neue, teilweise spektakuläre Fakten, die das Geschichtsbild teilweise korrigieren. So wurden etwa erst vor wenigen Jahren die Überreste einer präkolumbianischen Hochkultur im brasilianischen Regenwald entdeckt, die für die Forschung noch mehr Geheimnisse birgt als die Kulturen der Maya, Inka und Azteken.
Rollenverständnis
Obwohl der Wissenschaftsjournalist auf die Rolle des Vermittlers zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit festgelegt zu sein scheint, nimmt er im journalistischen Alltag eine Vielzahl an verschiedenen Rollen ein. Welche Rollen das im Einzelnen sind, hängt stark von der jeweiligen Mediengattung ab, für welche der Wissenschaftsjournalist arbeitet.
Der Wissenschaftsjournalist als Vermittler
Die wichtigste Rolle für den Wissenschaftsjournalisten ist die des Vermittlers. Sofern er in andere Rollen schlüpft, spielt diese dennoch im Hintergrund massiv in die aktuelle Rolle hinein. Denn in erster Linie geht es im Wissenschaftsjournalismus darum, für den Mediennutzer neue wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich darzustellen und Diskussionen, die sich vielfach aus Neuerungen ergeben, so zu moderieren, das die jeweilige Zielgruppe des Mediums dieser auch folgen kann. Die Herangehensweise an ein bestimmtes Thema hängt davon ab, ob der Wissenschaftsjournalist im Bereich der Naturwissenschaften oder im sozialwissenschaftlichen Fach arbeitet. In Naturwissenschaft und Technik beispielsweise reicht es sehr oft aus, wenn der Wissenschaftsjournalist die neue Erkenntnis verstanden und so verinnerlicht hat, dass er sie in eigenen Worten wiedergeben kann. Im Bereich der Sozialwissenschaften muss er dagegen häufig den Zusammenhang erläutern. Er kann beispielsweise ein historisches Ereignis nicht isoliert betrachten, sondern muss zumindest die Vorgeschichte, oft auch die Folgen, näher erläutern.
Der Wissenschaftsjournalist als Übersetzer
Unmittelbar mit der Rolle des Vermittlers hängt die Rolle des Übersetzers zusammen. Während sich Wissenschaftler selbst im persönlichen Gespräch der jeweiligen Fachsprache bedienen, wenn sie gemeinsam über ein bestimmtes Problem diskutieren, sollte der Wissenschaftsjournalist Fachbegriffe tunlichst vermeiden. Falls das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, etwa weil der Beitrag dann zu unpräzise würde, muss er die Fachtermini zumindest erklären können. Der Wissenschaftsjournalist gilt also auch als Übersetzer aus der Fach- in die Hoch- oder Umgangssprache.
Der Wissenschaftsjournalist als Kritiker
Die Rolle des Kritikers nimmt der Wissenschaftsjournalist eher selten ein, dann aber dafür umso deutlicher. Im Bereich der Naturwissenschaften und Technik hat der Wissenschaftsjournalist häufig zu wenig Detailwissen zum speziellen Gegenstand der Berichterstattung, zumal die Forschungsergebnisse teilweise auch noch nicht vollständig gesichert sind. Der Wissenschaftsjournalist stellt in diesem Fall gegenteilige Meinungen von Wissenschaftlern neutral gegenüber, ohne eine persönliche Wertung einfließen zu lassen.
Lediglich wenn das jeweilige Thema aus dem Themenkomplex Naturwissenschaft und Technik eine große gesellschaftliche Relevanz hat, treten auch Wissenschaftsjournalisten als Kritiker auf. Im Bereich der Technik ist ein beliebtes Feld der Kritik die Atomenergie, in der Medizin Schönheitsoperationen. In beiden Fällen steht häufig die Kritik im Vordergrund der Berichterstattung. Im Bereich der Sozialwissenschaften sind es häufig die sogenannten Holocaustleugner, die Wissenschaftsjournalisten Anlass zur Kritik geben.
Der Wissenschaftsjournalist als Entertainer
Die Rolle des Entertainers nimmt der Wissenschaftsjournalist in erster Linie in Radio und Fernsehen ein. Hier geht es vordergründig darum, den Hörer oder Zuschauer auf unterhaltsame Weise zu informieren. Bei Formaten für Erwachsene tritt diese Rolle jedoch etwas in den Hintergrund, da beide Medien die Möglichkeit haben, den Mediennutzer durch eine entsprechende Geräuschkulisse oder die passenden Bilder in den Bann des jeweiligen Themas zu ziehen. Bei Formaten, die sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche richten, ist hingegen der Wissenschaftsjournalist selbst gefragt, um in die Rolle des Entertainers zu schlüpfen. Er will in diesen Formaten das Wissen auf eine eher spielerische Art und Weise vermitteln.
Beschäftigungsformen
Auch in großen Publikumsmedien spielt der Wissenschaftsjournalismus eher eine untergeordnete Rolle, zudem werden die entsprechenden Beiträge häufig unter dem Dach eines übergeordneten Ressorts gebracht. Deshalb halten die wenigsten Publikumsmedien Planstellen für Wissenschaftsjournalisten in Festanstellung vor. Ein Grund für die relativ dünne personelle Besetzung liegt auch darin, dass das Feld des Wissenschaftsjournalismus insgesamt zu breit ist, um für jedes Teilgebiet eigenes Expertenwissen vorhalten zu können.
Lediglich bei Fachmedien stehen die Chancen auf eine Festanstellung für Wissenschaftsjournalisten relativ gut. Dort gehört es unter Umständen zu ihrem Aufgabenbereich, die von freien Mitarbeitern eingereichten Beiträge auch in fachlicher Hinsicht zu überprüfen.
Der Großteil der Wissenschaftsjournalisten arbeitet deshalb als Freelancer. Durch eine gewisse Spezialisierung auf bestimmte Themenbereiche können sie gewährleisten, dass sie ihre Beiträge an verschiedene Medien jeweils neu aufbereitet verkaufen können. Das macht sie unabhängig von einem Auftraggeber und gibt ihnen möglicherweise auch die Chance, eigene Projekte verwirklichen zu können.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Als Arbeit- und Auftraggeber kommen für Wissenschaftsjournalisten in erster Linie Publikums- und Fachmedien in Frage. Hier gibt es bis auf Special-Interestmedien aus anderen Bereichen nahezu keine Einschränkungen, da wissenschaftsjournalistische Berichterstattung in unterschiedlichem Umfang in allen Medien erfolgt. Allerdings sind die Möglichkeiten zur Festanstellung bei den klassischen Medien eher dünn gesät.
Tätigkeitsfeld Öffentlichkeitsarbeit
Dafür bieten Forschungseinrichtungen und Universitäten zunehmend attraktive Stellen in der Öffentlichkeitsarbeit für ausgebildete Wissenschaftsjournalisten. Diese Entwicklung des Stellenmarktes für Wissenschaftsjournalisten zeigt sich erst seit einigen Jahren und hat in erster Linie wirtschaftliche Gründe. Denn auch in Deutschland setzt sich allmählich das US-amerikanische Modell durch, wonach Forschung zumindest teilweise nicht mehr nur vom Staat, sondern auch von Privatpersonen oder aus der Wirtschaft finanziert wird. Unternehmen erhoffen sich dadurch einen Vorsprung in der Entwicklung neuer Produkte. Seitens der Forscher besteht dadurch natürlich großes Interesse daran, dass ihre aktuellen Ergebnisse ein möglichst breites Publikum erreichen, was zunehmend von Profis mit journalistischer Ausbildung erledigt wird.
Tätigkeitsfeld Fachverlage
Nachdem Sachbücher und Fachverlage einen ungebrochen hohen Anteil an den Umsätzen des Buchhandels in Deutschland haben und alljährlich zahlreiche Neuerscheinungen auf den Markt bringen, besteht auch bei den Verlagen ein hoher Bedarf an Fachleuten mit journalistischer Ausbildung. Wissenschaftsjournalisten können in Buchverlagen zwei Aufgabengebiete übernehmen: Zum einen können sie ihre Kollegen in den Medien im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen über die Neuerscheinungen versorgen. Zum anderen können sie außerdem Lektorat und redaktionelle Betreuung für die aktuellen Buchprojekte, deren Erscheinungstermin bevorsteht, übernehmen.
Berufsaussichten
Nachdem der Wissenschaftsjournalismus in den vergangenen Jahren einen enormen Bedeutungszuwachs erlebt hat, gelten die Berufsaussichten für Wissenschaftsjournalisten auch in Zukunft als hervorragend. Allerdings sollten sie sich bereits am Anfang des Berufslebens darauf einstellen, dass sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit als Freelancer arbeiten werden und frühzeitig die entsprechenden Kontakte und Netzwerke knüpfen. Für diese Einschätzung sprechen mehrere Gründe.
Technik und Mensch wachsen zusammen
Ein wichtiger Grund für die weiterhin hohe Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus ist die Tatsache, dass technische Neuerungen und Produkte in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise erleichtern elektronische und technische Hilfsmittel das Autofahren in nahezu allen Bereichen von der Servolenkung bis hin zum elektronischen Abstandsmesser. Für viele Verbraucher ist zudem das Smartphone zu einem unverzichtbaren Begleiter im Alltag geworden. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Technikaffinität insbesondere der jüngeren Mediennutzer in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Und damit besteht bei dieser Zielgruppe auch ein höheres Interesse an wissenschaftsjournalistischen Themen.
Chancen durch Spezialisierung
Erhöhen können Wissenschaftsjournalisten ihre Chancen auf dem journalistischen Markt durch Spezialisierung, wie es beispielsweise Medizinjournalisten bereits vorgemacht haben. Denn nach wie vor betreuen Wissenschaftsjournalisten auch Bereiche, die außerhalb ihres eigentlichen Fachgebietes liegen. Dadurch können sie sich zwar kurzfristig eine bessere Auslastung sichern, allerdings bleibt diesen Wissenschaftsjournalisten der Expertenstatus verwehrt. Diesen erwerben sie sich fast zwangsläufig, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg über einen bestimmten Themenbereich berichten und sich ein gutes Netzwerk an Informanten und möglichen Quellen aufgebaut haben. In diesem Fall ist die Konkurrenz durch Kollegen relativ dünn gesät und sie haben einen gewissen Einfluss auf die Höhe der ausbezahlten Honorare. Zudem können sie sich weitere Einnahmequellen erschließen, indem sie Vorträge halten oder populärwissenschaftliche Fachbücher schreiben.
Das Internet als neue Chance
Weitere Chancen können sich für Wissenschaftsjournalisten durch die neuen Medien im Netz bieten. Abgesehen von den Online-Präsenzen der Publikums- und Fachmedien existieren im deutschsprachigen Raum lediglich einige Wissenschaftsblogs. Diese werden meist ohne journalistische Kompetenz, dafür mit umso mehr Insiderwissen inhaltlich befüllt. Hier ergeben sich für den Wissenschaftsjournalisten also durchaus attraktive Möglichkeiten, sogar eigene Projekte zu starten und sich in diesem wichtigen Zukunftsmarkt eine Nische zu sichern.
Arbeitsprozesse im Wissenschaftsjournalismus
Themenfindung
Im Prinzip unterscheidet sich die Themenfindung im Wissenschaftsjournalismus nicht großartig von der Herangehensweise in anderen journalistischen Ressorts. Die Redaktionen werden von Agenturen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit aktuellen Nachrichten versorgt.
Darüber hinaus werden Wissenschaftsjournalisten natürlich auch selbst aktiv, wenn es darum geht, neue Themen zu finden. Anregungen finden sie unter anderem auf Wissenschaftsblogs, aber auch auf den Seiten der Universitäten und Forschungseinrichtungen. Denn mittlerweile ist es Usus, dass die Arbeiten der Studenten, die sie im Rahmen des Studiums anfertigen sowie aktuelle Forschungsarbeiten im Netz vorgestellt werden.
Internationale Themensuche
Einen besonderen Schwerpunkt legen Wissenschaftsjournalisten dabei auf Publikationen aus dem Ausland. Beispielsweise auf die USA, die aktuell die Standards im Bereich technischer Neuentwicklungen setzen und beispielsweise in der Computerindustrie außerdem viel Geld in die Grundlagenforschung investieren. Im Bereich der Physik hingegen liegt der Fokus der Wissenschaftsjournalisten eher auf der Schweiz, wo die Europäische Organisation für Kernforschung ihren Sitz hat und physikalische Grundlagenforschung betreibt.
Recherche
Üblicherweise beginnt die richtige Recherche für den Journalisten erst, wenn er ein Thema für den nächsten Bericht gefunden und die ersten Quellen gesichtet hat. Nun beginnt er, den Gegenstand der Berichterstattungen auf alle Richtungen hin abzuklopfen und weitere Quellen sowie Informanten zu Rate zu ziehen, welche die erste Einschätzung entweder bestätigen oder widerlegen.
Der Wirtschaftsjournalist hingegen beginnt mit der Recherche bereits, sobald er die Idee für einen Beitrag hat, bevor er sich näher mit dem aktuellen Anlass für einen Bericht beschäftigt. Er muss sich üblicherweise erst in den jeweiligen Bereich einlesen oder sein Wissen auffrischen, bevor er die ersten Quellen sichtet oder mit Informanten spricht. Erst dann steigt er tiefer in die Materie ein, zieht zusätzliche Quellen zu Rate und beginnt mit der Gegenrecherche.
Eine wichtige Quelle zur grundsätzlichen Recherche stellen für den Wissenschaftsjournalisten Fachpublikationen, Fachmagazine sowie diverse Blogs und Datenbanken im Internet dar. Erst sobald sich der Wissenschaftsjournalist selbst einen etwas tieferen Einblick in die Materie verschafft hat, beginnt für ihn die eigentliche Recherchearbeit für den Bericht. Nun unterscheidet sich dieser Part nicht mehr von der Recherche in anderen journalistischen Ressorts.
Darstellungsformen
Grundsätzlich sollte der Wissenschaftsjournalist seinen Beitrag in so einfachen Worten wie möglich verfassen. Welches Sprachniveau er wählt, hängt sowohl vom konkreten Medium als auch von dessen Zielgruppe ab. In jedem Fall sollte der Wissenschaftsjournalist vermeiden, Fachsprache zu verwenden. Der eine oder andere Fachbegriff wird sich zwar in der Berichterstattung nicht vermeiden lassen, doch sollte dieser möglichst gut erklärt werden.
Anschauliche Beispiele geben
Der Wissenschaftsjournalist muss davon ausgehen, dass der Mediennutzer, der seinen Beitrag konsumiert, wenig oder gar keine Ahnung von der Materie hat. Im Zweifelsfall sollte er deshalb wichtige Hintergründe zum besseren Verständnis kurz zusammenfassen, oder – das ist vor allem in Onlinemedien möglich – auf weiterführende Quellen verweisen. Für Mediennutzer, die mit dem Thema vertraut sind, muss das nicht unbedingt langweilig erscheinen. Denn auch sie haben in der Regel nicht alle Daten und Fakten auswendig parat, sodass die kurze Zusammenfassung auch für sie eine wichtige Hintergrundinformation darstellt.
Wissenschaftsjournalismus in den Medien
Mediengattungen
Grundsätzlich lassen sich die Themen des Wissenschaftsjournalismus in jeder beliebigen journalistischen Darstellungsform bearbeiten. Es haben sich jedoch im Lauf der Zeit bestimmte Charakteristika in den verschiedenen Mediengattungen herauskristallisiert.
Die Nachricht, eine beliebte Darstellungsform in allen anderen Ressorts, spielt für den Wissenschaftsjournalismus nur eine untergeordnete Rolle. Der Grund: Die meisten Themen haben einen zu hohen Erklärungsbedarf für die Mediennutzer, als dass sich in wenigen Zeilen oder Sätzen tatsächlich ein Beitrag erstellen lässt, der für den Mediennutzer einen informativen Wert besitzt. Bei Publikumsmedien ist die Nachricht allenfalls für Themen verbreitet, bei welchen davon auszugehen ist, dass der Mediennutzer zumindest eine gewisse informative Grundlage besitzt, was beispielsweise bei aktuellen Zeckenwarnungen der Fall ist.
Weiter verbreitet ist die Nachricht in besonderen Fachmedien wie historischen oder technischen, populärwissenschaftlichen Zeitschriften. In Radio und Fernsehen werden gerne „Informationshäppchen“ am Rande von Wissenssendungen in Rubriken wie etwa „Wissen kompakt“ präsentiert. Dieses – oft skurrile – Wissen dient als Stilmittel, um ein kleines Gegengewicht zu den längeren Beiträgen der jeweiligen Sendung zu bieten.
Wissenschaftsjournalismus in Printmedien
Der Bericht hat sich in den Printmedien als klassische Darstellungsform des Wissenschaftsjournalismus durchgesetzt. Denn dadurch lassen sich vor allem im Bereich der Naturwissenschaften und der Technik die neuen Erkenntnisse ebenso wie die Hintergründe am besten darstellen. Je nach Anlass wählt der Wissenschaftsjournalist gelegentlich auch die Reportage, um seinen Beitrag lebendiger zu gestalten. Diese bietet sich jedoch nur an, sofern es einen aktuellen und besonderen Anlass dafür gibt. Beispielsweise, wenn in einem Kraftwerk oder auf einer Baustelle eine neue Technologie eingesetzt oder in einem Naturschutzgebiet eine neue Art entdeckt wird.
Aktuelle Anlässe wie historische Feste bieten dem Wissenschaftsjournalisten einen idealen Einstieg, um etwa einen historischen Fachbeitrag zu verfassen. Als hervorragende Anlässe gelten beispielsweise die zahlreichen Mittelalterfeste, die regelmäßig in ganz Deutschland auf Burgen gefeiert werden. Einer der bekanntesten Events in dieser Richtung ist die „Landshuter Hochzeit“, bei dem die Besucher in das Bayern des 15. Jahrhunderts entführt werden.
Der Kommentar wird in Printmedien als Darstellungsform lediglich dann gewählt, wenn der Wissenschaftsjournalist seine persönliche Meinung zum jeweiligen Thema unterbringen möchte. Unter Umständen nutzt der Journalist den Kommentar auch, um Kritik zu äußern.
Der Wissenschaftsjournalismus im Radio
Bericht und Feature sind die gängigen Darstellungsformen des Wissenschaftsjournalismus im Radio. Der Bericht wird zur sachlichen Information des Hörers genutzt, weil sich hier, eventuell untermalt von einigen Interviews und Expertenmeinungen im O-Ton, die größte Faktendichte in der Berichterstattung unterbringen lässt.
Das Feature wird genutzt, um wichtige Neuerungen in einem längerfristigen Gesamtzusammenhang darzustellen. Bei dieser Darstellungsform werden Fakten und Fiktion vermischt und zur Untermalung auch gern Elemente des Hörspiels verwendet. Die Reportage hingegen eignet sich, bedingt durch die Mediengattung, eher weniger. Denn es fehlt entsprechendes Bildmaterial, um die Reportage für den Zuhörer richtig lebendig wirken zu lassen und seine Vorstellungskraft zu stimulieren.
Wissenschaftsjournalismus im Fernsehen
Die Darstellungsformen, die für wissenschaftsjournalistische Berichterstattung im Fernsehen gewählt werden, richtet sich erheblich nach der Zielgruppe der jeweiligen Fernsehsendung. Während für jüngeres Publikum die Themen eher in Form einer Reportage aufbereitet wird, ist ansonsten der Bericht die gängige Darstellungsform. Das richtige Bildmaterial vorausgesetzt, bieten sowohl Bericht als auch Reportage die optimalen Möglichkeiten, um ein Thema für den Zuschauer anschaulich und verständlich zu gestalten.
Wissenschaftsjournalismus in Online-Medien
Die größte Vielfalt zur Darstellung des Wissenschaftsjournalismus bieten Onlinemedien. Hier werden gerne verschiedene Darstellungsformen sowie Mediengattungen interaktiv miteinander vermischt. Es ist durchaus üblich, dass der geschriebene Beitrag zusätzlich zu Fotos mit Audio-Interviews oder Videostreams untermalt wird. Dadurch können Onlinemedien – zumindest theoretisch – dem Seitenbesucher die umfassendsten Informationen zum jeweiligen Thema bieten.
Wissenschaftsjournalismus im Fotojournalismus
An Fotojournalisten stellt der Wissenschaftsjournalismus keine besonderen Herausforderungen. Sie müssen üblicherweise lediglich eine zum jeweiligen Beitrag passende Optik finden. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie in der Fotografie allgemein.
Was wäre wenn?
Bei dieser Fragestellung handelt es sich um eine an das Feature angelehnte Form der Berichterstattung, die in der Alternativen Geschichtswissenschaft entwickelt wurde. Die Forscher stellen sich die „Was wäre wenn?“-Frage gern in Bezug auf bedeutende historische Wendepunkte und zeichnen die weitere geschichtliche Entwicklung unter diesen anderen Voraussetzungen nach. Beliebte Fragestellungen lauten etwa: „Was wäre, wenn die Spanische Armada die englische Flotte besiegt hätte?“, „Was wäre, wenn die Achsenmächte den Ersten Weltkrieg gewonnen hätten?“ oder „Was wäre, wenn Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte?“ Die Erkenntnisse der Forscher, die sich diese Fragen stellen, werden gern von Printmedien und im Fernsehen aufgegriffen.
Medienangebote
In nahezu allen Medien wird über Themen aus dem Wissenschaftsjournalismus berichtet, wenngleich das Ressort in zahlreichen Medien eher ein Schattendasein fristet. Neben der Berichterstattung in Publikumsmedien gibt es darüber hinaus eine Vielzahl von Fachpublikationen, die sich einem Teilbereich des Wissenschaftsjournalismus, etwa Naturwissenschaften, Geschichte oder einem anderen Fachbereich widmen.
Die Frankfurter Allgemeine war die erste überregionale Tageszeitung, in welcher der Wissenschaftsjournalismus einen breiten Raum im Feuilleton bekam. Zudem ist die FAZ, die seit November 1949 erscheint, die deutsche Tageszeitung mit der höchsten Verbreitung im Ausland.
Seit 1964 erscheint die populärwissenschaftliche Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ in monatlichem Turnus. Die Themen der Zeitschrift sind aktuelle Entwicklungen aus Technik und Forschung in ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang.
Seit 1978 erscheint das P.M. Magazin allmonatlich. Das populärwissenschaftliche Magazin berichtet über ein breites Feld an wissenschaftlichen Themen aus allen Bereichen des Ressorts.
Das Magazin G/Geschichte erschien erstmals seit 1979, damals sollte das Magazin den Geschichtsunterricht für Lehrer und Schüler begleiten. In den 1980er Jahren wurde das Konzept umgestellt, das Medium wendet sich seitdem an geschichtlich interessierte Leser, unter anderem mit einem ausführlichen Titelthema.
Die meisten öffentlich-rechtlichen Rundfunksender bieten eigenständige Wissenschaftssendungen in ihrem Programm. Der SWR2 hat mit der Sendung Aula als erster Sender eine wissenschaftsjournalistische Sendung ins Programm genommen.
1998 startete das Fernsehmagazin Galileo, welches täglich ausgestrahlt wird. Das Magazin genießt einen sehr guten Ruf im Bereich der Wissensvermittlung und wird eher in den Bereich Infotainment eingeordnet.
Bei nano handelt es sich um eine populärwissenschaftliche Sendung, die in Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen Sender Deutschlands, Österreichs und der Schweiz produziert wird. Die Berichterstattung der Sendung konzentriert sich auf die Bereiche Technik und Wissenschaft.
Im Onlinemagazin Sciencegarden schreiben neben jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten außerdem etablierte Künstler und Forscher für Mediennutzer, die Interesse an wissenschaftlichen Themen haben. Es handelt sich um das einzige Onlinemagazin in Deutschland, das sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs richtet.
Wissenschaftsjournalismus im Wandel der Zeit
Historie
Die Entwicklung des Wissenschaftsjournalismus hängt eng mit der Geschichte der Industrialisierung in Deutschland, während des 19. Jahrhunderts in Forschung und Entwicklung eines der führenden Länder weltweit, zusammen. Bahnbrechende Erfindungen wie das Automobil und rasante Fortschritte in der Medizin, über die in den Zeitungen und Zeitschriften berichtet wurde, sorgten für ein wachsendes Interesse der Mediennutzer an wissenschaftlichen Themen.
Endgültig etabliert hatte sich der Wissenschaftsjournalismus als eigenständiges Ressort während der Weimarer Republik. Nun wurde in den Medien regelmäßig über aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen wie die moderne Physik, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts allmählich etablierte und die klassische Physik ablöste, berichtet.
Standards werden etabliert
In den ersten Jahren und Jahrzehnten war Wissenschaftsjournalismus noch sehr stark auf den technischen Bereich fokussiert. Die frühen Wirtschaftsjournalisten hatten sich meist darauf beschränkt, die Fachsprache der Wissenschaftler für den Laien verständlich darzustellen. Erst durch die Vereinigung TELI wurden erstmals Kriterien für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung im Bereich des Wissenschaftsjournalismus definiert. Die Technisch-Literarische Vereinigung, so der voll ausgeschriebene Name, wurde 1929 als weltweit erste Vereinigung von Technik- und Wissenschaftsjournalisten gegründet. Als Vereinszweck sahen die 32 Gründungsmitglieder, einen Beitrag zur Förderung von Bildung, Forschung und Wissenschaft beizutragen, indem ein von keinen Interessensgruppen abhängiger Wissenschaftsjournalismus betrieben wurde.
Ein Einbruch mit dem Nationalsozialismus
Von der inhaltlichen Qualität her dürfte der Wissenschaftsjournalismus von der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1932 zu den am stärksten betroffenen journalistischen Ressorts gehört haben. Zwar wurde der Wissenschaftsjournalismus wie alle anderen Bereiche des Journalismus von den neuen Machthabern gleichgeschaltet. Jedoch erlebten die Forschungseinrichtungen und Universitäten einen regelrechten Aderlass, weil weltweit führende deutsche Forscher wie Albert Einstein in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert waren und dort weiterforschten. Damit hatten die Wissenschaftsjournalisten die wichtigsten Gegenstände der Berichterstattung verloren und durften wie alle anderen Journalisten nur noch ausschließlich über nationalsozialistische Erfolge berichten.
Über Jahrzehnte hinweg schlug das wissenschaftliche Herz der westlichen Welt in den USA, weshalb der Wissenschaftsjournalismus in den etablierten Medien Deutschlands bis in die 1980er Jahre hinein eher ein Schattendasein fristete. Außerhalb von Fach- und Special-Interest-Medien erfolgte in den großen Publikumsmedien kaum eine Berichterstattung aus der Wissenschaft. Falls doch, handelte es sich meist um populärwissenschaftliche Beiträge.
Der Wissenschaftsjournalismus erobert neue Medien
An die Stelle des klassischen Wissenschaftsjournalismus traten in den 1960ern populärwissenschaftliche Formate. Zu den Pionieren gehörten der Physiker und Moderator Heinz Haber mit einer Sendung über Astronomie sowie das Magazin Querschnitt.
Seit 1981 wird die Sendung Löwenzahn ausgestrahlt, deren Zielgruppe Grundschulkinder etwa bis zur sechsten Klasse sind. Themen aus der Wissenschaft werden hier häufig unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet. Diese und weitere Wissensmagazine trugen dazu bei, dass sich eine breitere Schicht von Mediennutzern für den Wissenschaftsjournalismus interessierte.
Der Wissenschaftsjournalismus wird zum Mainstream
Dank des höheren Interesses und der zunehmenden Technisierung des Alltags wurde die Berichterstattung im Bereich des Wissenschaftsjournalismus während der 1990er Jahre erheblich ausgeweitet. Als Trendsetter im deutschsprachigen Raum gelten die Neue Züricher Zeitung, die den Wissenschaftsteil erheblich ausbaute sowie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die als eines der ersten Medien wissenschaftsjournalistische Themen auch im Feuilleton behandelte.
Ausblick
Angesichts der fortschreitenden Technisierung des Alltags dürfte die Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus für die meisten Mediennutzer künftig sogar noch steigen. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich der Wissenschaftsjournalismus in absehbarer Zeit zunehmend ins Internet verlagern wird.
Dieser Trend zeichnet sich bereits ab, da insbesondere von Wissenschaftsjournalisten bereits jetzt eine multimediale Arbeitsweise erwartet wird. Hinzu kommt, dass es im deutschsprachigen Raum bislang nur sehr wenige Onlinemedien mit journalistischem Anspruch gibt. Wissenschaftsblogs, die es in einer relativ großen Zahl gibt, gelten zwar als gute Informationsquelle für Wissenschaftsjournalisten. Diese berichten allerdings meist sehr unkritisch und häufig einseitig ohne Gegenrecherche. In diesem Bereich dürfte also noch ein großes Entwicklungspotenzial für Wissenschaftsjournalisten liegen.
Wissenschaftsjournalismus und Service
Auch eine Entwicklung hin zu einer größeren Serviceorientierung dürfte sich zumindest in den Teilbereichen, in welchen dies möglich ist, abzeichnen. In einigen Bereichen wie dem Medizinjournalismus, wo ein großer Teil der Mediennutzer umfangreiche Ratgeber schätzt, ist dies bereits der Fall. Aber auch aus der Welt der Technik wollen Mediennutzer nicht nur über Neuerungen informiert werden, sondern zunehmend auch wissen, welchen Nutzen sie von einer bestimmten Innovation haben.
Dies ist natürlich nicht in allen Teilbereichen des Wissenschaftsjournalismus, etwa in Geschichts- oder Sozialwissenschaften, möglich. Aber auch neue Erkenntnisse in der naturwissenschaftlichen Forschung lassen sich im Hinblick auf konkrete Anwendungsgebiete hin durchleuchten. Das gilt umso mehr, da inzwischen Großunternehmen teilweise selbst Grundlagenforschung betreiben oder einzelne Projekte an Hochschulen im Hinblick auf konkrete Anwendungsgebiete finanziell fördern.
Ausbildung zum Wissenschaftsjournalisten
Allgemeine Hinweise
Neben einer grundsätzlichen Begeisterung für die Wissenschaften brauchen angehende Wissenschaftsjournalisten vor allem ein fundiertes Fachwissen. Üblicherweise haben Wissenschaftsjournalisten eine Doppelausbildung absolviert. Diese besteht meist aus einem Hochschulstudium im Bereich der Natur- oder Sozialwissenschaften und einer anschließenden journalistischen Ausbildung.
Der Grund dafür, dass ausgerechnet diese Fachbereiche vorausgesetzt werden, ist relativ einfach zu erklären: Wissenschaftsjournalisten berichten fast ausschließlich über Themen, welche diese Fachbereiche betreffen. Sie sollten deshalb die jeweilige Fachsprache so gut kennen, dass sie sich während der Recherche mit einem Experten nahezu auf Augenhöhe unterhalten und eine wissenschaftliche Arbeit schnell analysieren können.
Ein weiterer Vorteil des Studiums besteht darin, dass sie die grundsätzliche Methodik der Wissenschaftler im jeweiligen Fachbereich nicht nur kennen, sondern diese so weit verinnerlicht haben, dass sie die Zusammenhänge schnell begreifen.
Ein Studium der Naturwissenschaften
Unter dem Begriff Naturwissenschaften werden alle empirischen Wissenschaften bezeichnet, welche die Natur und ihre Zusammenhänge erforschen. Ein Naturwissenschaftler beobachtet, misst und analysiert die Natur mit Methoden, die jederzeit wiederholt werden können, um die Ergebnisse neutral miteinander vergleichen zu können. Naturwissenschaftler gelten als Grundlagenforscher sowohl für Techniker als auch Mediziner.
Die Geschichte der Naturwissenschaften reicht bis in die Antike zurück. Zu den ältesten Disziplinen gehört die Astronomie. Auf Basis der Erkenntnisse der Astronomen gelang es den frühen Seefahrervölkern wie den Griechen, große Teile der damals bekannten Welt zu erkunden und zu besiedeln.
Während der Aufklärung im 17. Jahrhundert erlebten die Naturwissenschaften den Durchbruch in breiteren Bevölkerungsschichten. Dadurch wurde eine wissenschaftliche Revolution ausgelöst, die während des 18. Jahrhunderts zu zahlreichen Erfindungen sowie Entdeckungen führten, die schließlich die industrielle Revolution und das industriellen Zeitalter zur Folge hatten. Diese Umwälzungen verursachten massive gesellschaftliche Veränderungen, die sich bis heute auswirken.
Die Sozialwissenschaften
Als Sozial- oder Gesellschaftswissenschaften werden alle wissenschaftlichen Disziplinen bezeichnet, die sich mit dem Zusammenleben der Menschen innerhalb der Gesellschaft befassen. Im Unterschied zu den Naturwissenschaften beschäftigen sich die Sozialwissenschaften in erster Linie mit handelnden Subjekten. Von den Geisteswissenschaften grenzen sich die Sozialwissenschaften folgendermaßen aus: Erstere sind mehr auf das Verstehen hin ausgerichtet, während die Sozialwissenschaften eher erklären.
Eine Möglichkeit der Doppelausbildung
Mit dem sogenannten Passauer Modell bietet die Universität Passau in Zusammenarbeit mit der örtlichen Tageszeitung Studenten die Möglichkeit, parallel zum Studium ein allgemeines Volontariat zu absolvieren. Die sogenannten Stipendiaten arbeiten während der Semesterferien in den verschiedenen Redaktionen der Passauer Neuen Presse und kombinieren dadurch die fachliche mit der journalistischen Ausbildung. Die zusätzliche Qualifikation als Wissenschaftsjournalist können sie bei verschiedenen Bildungseinrichtungen und Journalistenschulen anschließend erwerben. Entsprechende Kurse und Seminare werden regelmäßig während des gesamten Jahres angeboten.
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Volontariat
Angehende Wissenschaftsjournalisten können zunächst versuchen, bei einem Fachmedium eine Volontärstelle zu bekommen. Allerdings stehen die Chancen dafür schon aus personellen Gründen nicht allzu gut. Denn die Fachredaktionen sind meist nur sehr dünn besetzt, weil der größte Teil der Beiträge von freien Wissenschaftsjournalisten geliefert wird. Demzufolge können hier nur relativ wenige Volontäre eingestellt werden.
Fach- oder Publikumsmedium?
Zudem haben Fachmedien häufig einen sehr eng begrenzten Themenfokus, der nicht unbedingt der fachlichen Qualifikation oder dem Interesse der angehenden Fachjournalisten entspricht. Bei Publikumsmedien hingegen haben Volontäre zumindest die Chance, gelegentlich in den Wissenschaftsjournalismus hineinzuschnuppern.
Diese bietet sich etwa während der Ausbildung in der Mantelredaktion auch dann, wenn sie gerade für ein anderes Ressort tätig sind. Sie können etwa aus der Wirtschaft oder der Politik aktuelle Themen aufgreifen und diese unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten beleuchten. Anlässe wie die jüngste Krise zwischen Russland und der Ukraine etwa bieten Wissenschaftsjournalisten aus nahezu allen Fachbereichen die Möglichkeit, das Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beleuchten.
Volontäre lernen die Mediennutzer kennen
Ein weiterer Vorteil für angehende Wissenschaftsjournalisten, die ihr Volontariat bei einem Publikumsmedium absolvieren, besteht darin, dass sie ihre spätere Zielgruppe – oft durch den direkten Kontakt – sehr gut kennenlernen. Zusätzlich lernen sie, sich schnell in einen neuen Aufgabenbereich einzuarbeiten. Denn üblicherweise sind Volontäre während ihrer Ausbildung über jeweils mehrere Monate hinweg in verschiedenen Redaktionen tätig. Von Politik bis hin zum Lokalen oder Sonderthemen liegt jede Redaktion – je nach dem aktuellen Personalbedarf – im Bereich des möglichen. Diese Fähigkeit der schnellen Einarbeitung kommt ihnen jedoch im späteren Berufsleben als Wissenschaftsjournalist zugute, wo sie sich ebenfalls täglich mit neuen Themen beschäftigen müssen.
Journalistenschule
Eine direkte Ausbildung zum Wissenschaftsjournalisten ist an einer Journalistenschule aktuell nicht möglich. Der Grund dafür liegt in der Doppelausbildung, die Wissenschaftsjournalisten in der Regel für den Einstieg in diesen Fachbereich benötigen. Es gibt allerdings zahlreiche Fortbildungsangebote und Seminare bei Journalistenschulen und anderen Fortbildungseinrichtungen, in welchen Journalisten die besonderen Erfordernisse des Wissenschaftsjournalismus kennenlernen können.
Zweifachstudium
Ein gezieltes Studium zum Wissenschaftsjournalisten ist aktuell deutschlandweit an vier Hochschulen angeboten. Möglich ist das Studium in Berlin, Darmstadt, Dortmund und München, in Berlin allerdings lediglich als Aufbaustudium.
In allen anderen Hochschulen wie der Technischen Universität Dortmund, die mit ihrem Institut für Journalistik einen besonders guten Ruf in der Journalistenausbildung genießt, ist das Studium des Wissenschaftsjournalismus grundsätzlich als Zweifachstudium ausgelegt. Neben dem Hauptfach Wissenschaftsjournalismus können die Studenten beispielsweise in Dortmund eines der folgenden Zweitfächer belegen: Biowissenschaften/Medizin, Physik, Datenanalyse und Statistik oder Ingenieurswissenschaften, wahlweise mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik oder Maschinenbau.
Quereinstieg
Weil die fachlichen Anforderungen im Bereich des Wissenschaftsjournalismus sehr hoch angesetzt sind, ist der Quereinstieg aus einem anderen Beruf nur sehr bedingt möglich. Wer nach dem Erwerb der Hochschulreife eine Berufsausbildung absolviert statt ein Studium zu beginnen, hat nahezu keine Chancen für den Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus. Denn er müsste sowohl ein Fachstudium als auch die journalistische Ausbildung absolvieren, was in den meisten Fällen schon aus Zeitgründen schlichtweg unmöglich ist.
Hervorragende Chancen haben hingegen Quereinsteiger, die aus dem Umfeld des wissenschaftlichen Betriebes in den Journalismus umsteigen wollen. Wissenschaftliche Mitarbeiter an Universitäten beispielsweise benötigen nach dem erfolgreich absolvierten Studium lediglich noch eine journalistische Ausbildung, die sie entweder in Form eines Volontariats oder eines Fernstudiums nachholen können.
Mitarbeiter aus einem wissenschaftlichen Umfeld genießen darüber hinaus noch einen weiteren Vorteil, wenn sie den Quereinstieg in den Journalismus wagen wollen: Da sie relativ nahe an wichtigen Quellen sitzen, können sie sich mit Veröffentlichungen aus ihrem Fachbereich schon während der journalistischen Ausbildung erste Sporen verdienen und Kontakte knüpfen, die ihnen im späteren Berufsleben nützlich sein können.