Obwohl die Häufigkeit der Nachrichtennutzung bei deutschen Internetnutzerinnen und -nutzern auf hohem Niveau stabil bleibt, ist das Interesse am aktuellen Geschehen insgesamt dennoch gesunken: Wie auch 2021 konsumieren 92 Prozent der deutschen Internetnutzenden mehrmals pro Woche Nachrichten, aber nur noch 57 Prozent (und damit um 10 Prozent weniger als im Vorjahr) bezeichneten sich als „sehr oder überaus“ an Nachrichten interessiert. Des Weiteren versuchen viele der Befragten (65 Prozent), den Nachrichtenkonsum zumindest gelegentlich überhaupt aktiv zu vermeiden. Dies geht aus den Ergebnissen des diesjährigen Digital News Reports des Reuters Institutes zur digitalen Nachrichtennutzung hervor, für den im internationalen Vergleich über 93.000 Menschen in 46 Ländern im Zeitraum vom 14. Januar bis 10. Februar 2022 befragt wurden und dessen Teilstudie für Deutschland vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg durchgeführt wurde.
Aber wieso zeigten sich so viele Deutsche „nachrichtenmüde“? Die am häufigsten genannten Ursachen für die Vermeidung von Nachrichten waren eine als „zu viel“ empfundene Berichterstattung zu Themen wie „Corona“ und „Politik“ (47 Prozent) und eine negative Auswirkung der Nachrichten auf die Stimmung (39 Prozent). Viele gaben auch an, erschöpft von der Menge an Nachrichten zu sein, die heute verfügbar sind (32 Prozent). Eine Zusatzbefragung, die Ende März vom Reuters Institute durchgeführt wurde und den Einfluss des Ukraine-Krieges auf den Nachrichtenkonsum untersuchte, zeigte zudem für Deutschland, dass ein Großteil der Befragten die Nachrichten über den Krieg zwar verfolgen, sich aber zugleich auch die Tendenz zur Nachrichtenvermeidung weiter verschärfen würde.
Wie auch im Vorjahr blieben WhatsApp (68 Prozent), YouTube (52) und Facebook (41) die am meisten verbreiteten sozialen Medien und jene, mittels derer Nachrichten gesucht, gelesen, angeschaut, geteilt und darüber diskutiert wurden – wobei alle drei jedoch ein wenig an Reichweite verloren haben. Ein tendenzieller Anstieg – wenn auch auf niedrigem Niveau – zeigt sich hingegen bei Instagram und TikTok, wobei besonders die Verwendung von Instagram zur Nachrichtennutzung in der jungen Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 29 Prozent heraussticht.
Erstmals rankt in diesem Jahr als Hauptquelle für die Nachrichtennutzung außerdem das Internet mit einer Reichweite von 68 Prozent vor dem Fernsehen (65 Prozent); im Jahr 2021 wurden diese noch gleichermaßen häufig (beide 69 Prozent) als Nachrichtenquellen genutzt.
Am meisten angesprochen fühlten sich die Menschen von Lokalnachrichten: Zwei Drittel (68 Prozent) gaben an, sich für das aktuelle Geschehen in ihrer Stadt oder Region zu interessieren – noch vor den Themenfeldern „Internationales“ (61 Prozent) und „Politik“ (58 Prozent).
Das größte Vertrauen genießen etablierte Formate: Die Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die ARD Tagesschau und ZDF heute bildeten hier weiterhin vor den regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen die Top 3.