Eine Studie zeigt auf, was im Journalismus Beschäftigte über Künstliche Intelligenz denken.
Wie nehmen Medienschaffende den Einsatz von KI-gestützten Tools im Journalismus wahr? Welche Auswirkungen erwarten sie für ihren Berufsalltag und ihr Berufsbild? Diese Fragen sind Teil einer durch das iRights.Labs erstellten Kurzstudie, die die Verwendung Künstlicher Intelligenz im Journalismus aus Sicht der Beschäftigten untersucht hat. Im Rahmen der Untersuchung wurden unter anderem 19 Experteninterviews vor allem mit angestellten Medienschaffenden aus unterschiedlichen Branchenbereichen sowie ergänzend mit freien Journalistinnen und Journalisten geführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass viele der Befragten große Sorge haben, dass Desinformation und Falschnachrichten durch KI-Systeme leichter verbreitet werden können. Dadurch könne die Unterscheidbarkeit von journalistischen Inhalten und nicht qualitätsgesicherten KI-Inhalten für viele Menschen zunehmend verloren gehen – eine Entwicklung, die sich auf die Glaubwürdigkeit der Medien insgesamt negativ auswirken könnte.
Überwiegend verzeichnen die Studienmachenden jedoch eine „optimistische Neugierde und Aufgeschlossenheit“, was den Einsatz von KI-Tools im journalistischen Alltag angeht: sei es bei der Beschleunigung sich wiederholender Produktionsschritte, bei Recherchen, der Erstellung von Inhalten oder der Distribution. Dabei ist der Einsatz von KI längst keine Theorie mehr, denn in vielen Medienhäusern sind die Technologien in verschiedenen Bereichen bereits in den Arbeitsalltag integriert.
Nehmen die Befragten die Verwendung von KI als entlastend wahr oder empfinden sie diese als erhöhten Arbeitsdruck? Hierzu zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit der Befragten die Arbeit mit KI-Anwendungen tendenziell als erleichternd, effizient und entlastend wahrnimmt. Als Beispiele wurden etwa die Unterstützung durch KI-Tools beim Schreiben von Zusammenfassungen komplexer Texte oder deren Nutzung als „Sparringspartner“ im Ideenfindungsprozess genannt.
Die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz gewonnene Zeit ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich auf zentrale journalistische Aufgaben zu konzentrieren, wie etwa Recherchen oder persönliche Gespräche. Dies wird insbesondere in einer Zeit, in der der Journalismus wirtschaftlichem Druck ausgesetzt ist, als positiv angesehen.
Allerdings empfinden einige Befragte die Notwendigkeit, neue Kompetenzen im Umgang mit KI zu erwerben, als belastende Anforderung – insbesondere, wenn dies mitten im Berufsalltag geschehen muss.
Fürchten Journalistinnen und Journalisten um ihre Jobs?
Befürchtungen bezüglich eines Jobverlustes durch KI sind ebenfalls vorhanden. Die Studie zeigt unterschiedliche Einschätzungen: Einige glauben, dass nur jene Journalistinnen und Journalisten, die nicht mit KI-Tools umgehen können, von einem Jobverlust bedroht sind. Eine andere Ansicht ist, dass Medienschaffende mit journalistischer Expertise nicht in Gefahr sind, ihre Stellen zu verlieren. Dennoch ist erkennbar, dass viele Medienschaffende persönlich besorgt sind, durch KI ersetzt zu werden.
Die Studie endet mit Handlungsempfehlungen. Zu diesen gehören: Die Diskussion über KI im Journalismus sollte verstärkt die Perspektive der Beschäftigten, ihre Arbeitsplätze und ihren Arbeitsalltag einbeziehen. Beschäftigte sollten – über Betriebsräte – mehr Mitbestimmung beim Einsatz von KI in verschiedenen Produktionsschritten erhalten. Zudem sollte umfassend geprüft werden, ob der Einsatz eines KI-Tools tatsächlich Mehrwert bringt oder umgekehrt vielmehr erhöhten Aufwand bedeutet. Sowohl festangestellte als auch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten die Möglichkeit erhalten, den Umgang mit intern eingesetzten KI-Tools zu erlernen. Zur Information und Qualifizierung von Journalistinnen und Journalisten im Umgang mit KI könnten klare Richtlinien und Fortbildungen beitragen.
Das Working Paper wurde durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert.
Leseempfehlung: Informationen zum praktischen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im (Fach-)journalismus erhalten Sie in unserem Leitfaden „Künstliche Intelligenz im Journalismus: Wie Sie KI sinnvoll einsetzen und Herausforderungen begegnen