Die meisten Journalistinnen und Journalisten starben in Kriegsgebieten.
54 Journalistinnen und Journalisten wurden im laufenden Jahr bis Anfang Dezember im Zuge ihrer Arbeit getötet, wobei die Kriegsberichterstattung besonders gefährlich war: Die Zahl der in Konfliktregionen getöteten Medienschaffenden sei 2024 so hoch wie zuletzt vor fünf Jahren – das berichtet Reporter ohne Grenzen im Zuge der Veröffentlichung der „Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024“. Insgesamt dokumentiert die Organisation mindestens 54 getötete, 550 inhaftierte und 55 entführte Medienschaffende weltweit. Zudem gelten 2024 fast 100 Journalistinnen und Journalisten als vermisst.
Fast ein Drittel der Medienschaffenden starben in Gaza
31 der 54 getöteten Journalistinnen und Journalisten starben in Kriegsgebieten, informiert die Organisation. Fast ein Drittel der Medienschaffenden kam in Gaza ums Leben. Insgesamt seien 18 Journalistinnen und Journalisten von israelischen Streitkräften getötet worden, zwei davon im Libanon. RSF hat sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof bereits mehrfach dafür eingesetzt, dass Tötungen von Medienschaffenden als mögliche Kriegsverbrechen untersucht werden. Lebensgefährlich ist eine Berichterstattung auch im Sudan, der Ukraine oder in Myanmar.
Zudem zählten Pakistan, wo in diesem Jahr sieben Medienschaffende getötet wurden, und Bangladesch (fünf) zu den besonders gefährlichen Ländern für Journalistinnen und Journalisten. Auch Mexiko steht weiterhin im Fokus: Fünf Medienschaffende kamen dort im Zusammenhang mit ihrer journalistischen Arbeit ums Leben.
Mehr Medienschaffende in Haft als 2023
Im Vergleich zu 2023 waren um rund sieben Prozent mehr Journalistinnen und Journalisten in Haft. Die meisten Medienschaffenden sind in China (124, davon 11 in Hongkong) inhaftiert, es folgen Myanmar (61), Israel (41) und Belarus (40). Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr sei laut RSF insbesondere auf zwei Länder zurückzuführen: In Russland wurden in diesem Jahr acht Medienschaffende inhaftiert, in Israel weitere 17. Die jüngsten politischen Entwicklungen in Syrien wurden in der RSF-Jahresbilanz nicht mehr berücksichtigt; Anfang Dezember waren dort 23 Medienschaffende im Gefängnis.
Bei den Entführungen von Journalistinnen und Journalisten liegt Syrien (38) vor dem Irak (9), Mali (2) und Mexiko (1). Für die meisten Entführungen ist die Terrorgruppe IS verantwortlich, die derzeit 25 Medienschaffende als Geiseln hält. Insgesamt gelten 95 Medienschaffende weltweit als vermisst. Vier Journalistinnen und Journalisten sind in diesem Jahr verschwunden – in Burkina Faso, Nicaragua, Russland und Syrien.
„Medienschaffende werden getötet, inhaftiert und entführt und viel zu häufig bleiben diese brutalen Verbrechen straffrei“, kommentiert RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus die erschreckenden Zahlen. Wir unterstützen ihren Aufruf, diejenigen zu schützen, die uns weltweit informieren und mit ihrer mutigen Arbeit menschliches Leid verursacht durch Kriege, Korruption und Machtmissbrauch sichtbar machen.
Der Report zeigt auch positive Entwicklungen auf: RSF verweist etwa auf die Freilassung von Julian Assange aus jahrelanger Haft, nachdem er sich mit der US-Justiz auf einen Deal geeinigt hatte. Auch auf die Freilassung von Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva, die im Zuge eines Gefangenenaustausches aus russischer Haft entlassen wurden, macht die Jahresbilanz unter anderem aufmerksam.
In der Jahresbilanz der Pressefreiheit dokumentiert RSF die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende weltweit seit 1995 im zu Ende gehenden Jahr. Die Jahresbilanz berücksichtigt nur Fälle, die von der Nichtregierungsorganisation sorgfältig geprüft wurden. Der DFJV unterstützt die wichtige Arbeit von RSF als Fördermitglied.