6Jahre Deutscher Fachjournalisten Verband DFJV Jahre Deutscher Fachjournalisten Verband DFJV Essay Quo vadis Fachjournalismus von Silke Liebig Braunholz In der Gesamtbetrachtung der deutschen Medienlandschaft spielt der Fachjournalismus auf den ersten Blick nur eine untergeordnete Rolle Dabei hat sich dieser thematisch festgelegte Journalismus seit der Zeit der universalen Ge lehrtenzeitschriften mit denen die Geschichte des Fach journalismus begann als ein unverzichtbares Element der publizistischen Wissensvermittlung etabliert Doch Fach journalismus steht immer dann vor einem Dilemma wenn er breitere Schichten erreichen will Wird er zu spezifisch gerät er in eine Fachblase versucht er sich aus dieser Bubble zu befreien wird ihm mangelnde Exaktheit vor geworfen Die Rezipientinnen und Rezipienten fordern diese Art der Wissensvermittlung jedoch verstärkt ein Kann Fachjournalismus diesem Anspruch in Zukunft gerecht werden Nur weil Fachjournalismus in vielen Jahrzehnten geübter Publizität auf den steigenden Bedarf an Spezialwissen in Deutschland reagiert hat ist er nicht etwa minderwertig Dennoch werden die aktuell rund 5 700 Fachzeitschriften titel selten angemessen wahrgenommen In den Massenme dien bezieht sich Fachjournalismus lediglich auf klassische Ressorts wie Sport Kultur Wirtschaft oder Politik Die spezifischeren Themenbereiche behandeln die Publikatio nen vermeintlich verstaubter Fachverlage Diese publizieren beispielsweise zu Agrar Technik Handels Textil Archi tektur Logistik oder rechtlichen Themen und vermitteln das Wissen für Branchen oder Industriezweige Die latente Kritik an Fachmedien lautet deshalb oft dass sie sich zu sehr auf ihre Bubble beziehen würden also zu sehr auf die Branchen eingingen über die sie berichten diesen gar nach dem Mund redeten Für ein breiteres Publikum seien Fachtitel selten geeignet die Beiträge zu unverständlich formuliert In der Realität ist der Fachmedien Markt jedoch überaus erfolgreich und seine Titel werden journalistisch sehr hochwertig produziert Kritische Faktoren Auflagenhöhe und Kostenent wicklung Fakt ist dass die verkauften Auflagen von Fachzeitschrif ten stetig abnehmen Das liegt in erster Linie aber daran dass viele Titel kleinste Branchenzweige hochspezifisch informieren sodass ihre Auflage die 1 000 Exemplare nicht übersteigt Ein natürlicher Schwund beruht auf dem unternehmerischen Streben nach Verdichtung Einfacher ausgedrückt In einer Zeit der weltweiten Krisen der steigenden Kosten für Gas Strom Papier und Transport ist der ökonomische Druck auf Medienschaffende derart an gewachsen dass niemand mehr ohne den ständigen Blick auf das Kosten Nutzen Verhältnis seiner journalistischen Angebote überleben kann Oftmals werden Titel heutzuta ge gerade deshalb einfach zusammengelegt Die Gesamtauflage kann sich aber sehen lassen 2021 wur den laut Statista rund 8 3 Millionen Fachzeitschriftenexem plare in Deutschland verkauft Demgegenüber belief sich die verkaufte Auflage bei den überregionalen Tageszeitungen laut IVW Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e V im ersten Quartal 2022 auf weniger als zwei Millionen Exemplare hochgerechnet erzielen diese Publikationen demnach knapp acht Millionen im Jahr Jene Gleichrangigkeit ist ein starkes Indiz für die Be deutung der Fachmedien und stärkt meine Überzeugung dass diese endlich aus ihrer Bubble ausbrechen sollten Fachpresse erlebt Wertschätzung Wichtig für die Betrachtung der publizistischen Leistung von Fachmedien sind deshalb auch die Zahlen der aktuellen Fachpresse Statistik die sich auf die Wertschätzung gegen über vielen Titeln beziehen Laut der Hälfte der jährlich durch den Verein Deutsche Fachpresse befragten Fachverla ge sei diese enorm gestiegen Scheinbar ist die Medienkom petenz vieler Rezipientinnen und Rezipienten mittlerweile derart gereift dass diese besser unterscheiden können zwi schen oberflächlicher und differenzierter Berichterstattung provozierenden und sachlichen Überschriften Zunehmend scheinen sie sich hin zu souveränen Informationen und Bei trägen mit fachjournalistischer Tiefe zu orientieren Der Auftrag Raus aus der Bubble Für den Fachjournalismus ist das ein eindeutiger Auftrag Zuallererst sollten Fachmedienhäuser dieses Potenzial für sich nutzen beispielsweise durch modernes Storytelling Aber auch die Vollredaktionen der Medienanstalten in denen kaum Fachjournalistinnen und Fachjournalisten beschäftigt werden und Wissensredaktionen in den ver gangenen Jahren ausgedünnt wurden sollten umdenken Dieses Öffnen der Blase kann auch als Chance verstanden werden um sich abzugrenzen von der Aufgeregtheit auf So cial Media Kanälen oder dem vermeintlichen Einfluss einer Influencer und Content Creator Generation die keine journalistischen Inhalte produziert Wenn es durch hoch wertige Wissensvermittlung in journalistischen Beiträgen

Vorschau Jubiläum: 25 Jahre DFJV Seite 6
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.